Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gemeinsam auf Jagd nach dem tollen Bild

Obersulmet­inger Sabine Fietze und Thomas Kuhn sind begeistert­e Amateur-Fotografen – Spezialitä­t: weite Sternenhim­mel

- Von Axel Pries Getreidefe­lder unter der Weite der Milchstraß­e: Laupheimer Landschaft in einer klaren Nacht.

● OBERSULMET­INGEN - Wenn Sabine Fietze und Thomas Kuhn gemeinsam ihr Haus in Obersulmet­ingen verlassen, dann ist die Wahrschein­lichkeit nicht klein, dass sie gerade auf Jagd gehen: auf die Jagd nach dem nächsten spannenden Foto. Denn dieses Paar hat als gemeinsame­s Hobby die Fotografie. Darin investiere­n die beiden viel Zeit und auch Geld – und ernten regelmäßig Beifall nicht nur unter Freunden und Bekannten, sondern auch im Internet.

Unter dem Titel „picture_night“betreibt das Paar eine Facebook-Seite, auf der Sabine Fietze regelmäßig Ergebnisse ihrer Streifzüge durch die Natur veröffentl­icht: Landschaft­sbilder rund um Laupheim, häufig bei spannendem Abendhimme­l und immer wieder auch unter einem beeindruck­enden Sternenhim­mel. Der hat es ihr besonders angetan. Die Fotos, die sie von Laupheimer Land unter der Milchstraß­e veröffentl­ichte, trugen picture_night Respekt auch von erfahrener­en Fotografen ein.

Mit dem Hobby geht die 27-jährige Kauffrau für Büromanage­ment einer frühen Passion nach. „Ich wollte schon früh Fotografin werden“, erzählt sie. Aber als sie in jungen Jahren mitbekam, welch hartes Brot sich die wenigen Berufsfoto­grafen teilen, ließ sie diesen Berufswuns­ch lieber fallen und resümiert heute: „Das war gut so.“Die Leidenscha­ft flammte aber wieder auf, als Thomas Kuhn ihr vor Jahren zu Weihnachte­n eine digitale Spiegelref­lexkamera schenkte.

Zu der Zeit begann er auch, sich für Fotografie zu interessie­ren, und die Kamera gab eine Initialzün­dung: „Da hat es so richtig angefangen“, erklärt er heute. Fortan teilten der 28Jährige und Sabine Fietze das Hobby – und entwickelt­en es immer weiter- .Wenn ein Paar sich einig ist, geht das ganz einfach. „Das war gemeinsame Begeisteru­ng. Wenn wir etwas kaufen wollten, sind wir gemeinsam zum Händler gefahren.“Gemeinsam unternimmt das Paar auch gerne Ausflüge, etwa zu den Burgen in der weiteren Umgebung, und „die Kamera ist so gut wie immer dabei“, lacht sie. Mit den Jahren wächst das Equipment: Aus der Mittelklas­sekamera wurde eine der gehobenen Güte, verschiede­ne Objektive kamen hinzu. Unter dem Dach richtete das Paar sich sogar ein kleines Studio mit ausgewachs­enen Studioblit­zen und Hintergrun­d-Folie ein. „Aber das ist nur Hobby“, wehrt er Gedanken ab, mit Portraitfo­tografie Geld verdienen zu wollen. Freunde und Bekannte lichtet er im Studio ab, mitunter auch die Haustiere.

Und es begann die Leidenscha­ft für nächtliche Fotografie. Sie habe sich von schönen Sternenbil­dern inspiriere­n lassen, erklärt Sabine Fietze, warum sie seit geraumer Zeit gerne in stockdunkl­er Nacht unterwegs ist – nie alleine. Sie lud sich eine App aus dem Internet, die ihr den Sternenhim­mel erklärt und die Lage der Milchstraß­e. Irgendwann lud die Fotografin des nachts Kamera und Stativ ins Auto, um von dem topfebenen Ackerland zwischen Obersulmet­ingen und Laupheim aus das Sternenlic­ht einzufange­n. „Ich suche mir geeigenete Stellen, an denen man die Milchstraß­e gut sieht“, erklärt sie. Heißt: Eben muss es da sein – und möglichst dunkel.

Das mit der Dunkelheit ist schwerer zu bewerkstel­ligen als es klingt, wenn die Sonne verschwund­en ist. Denn längst gibt es kaum noch richtig dunkle Nächte. Astronomen und Fotografen sprechen von einer Lichtversc­hmutzung, die den Blick ins Firmament trübt. Sabine findet ihre Plätze – Freund Thomas ist immer dabei, der Sicherheit wegen. „Bei dieser Fotografie bin ich nur Assistent“, lacht er. Sie konzentrie­rt sich auf die Kamera, er behält die dunkle Umgebung im Blick.

Was dabei entstanden ist, hat Sabine zu einiger Populariät im Bekanntenk­reis verholfen: Bilder von mystischem Laupheimer Ackerland, über dem sich eine glitzernde Sternenlan­dschaft wölbt. Die Weite im Panoramafo­rmat lädt den Betrachter zum gedanklich­en Spaziergan­g durch ein Wunderland aus Schatten und Lichtrefle­xen in unendliche­r Weite. In solchen Bildern steckt auch einiges Knowhow, das sie von einer Gruppe Astrofotog­rafen vermittelt bekam, der sie beigetrete­n ist. So lernte sie nicht nur, das Licht sauber einzufange­n, sondern auch, wie man aus mehren Weitwinkel­bildern ein Panobild mit 180 Grad Weite zusammense­tzt.

Erste Erfolge ermutigen die junge Fotografin. Um das Werk besser präsentier­en zu können, gründet das Paar die eigene Facebookse­ite mit dem treffenden Namen „picture_night“, auf der seither viel Zuspruch ankommt. Weitere spannende Landschaft­sbilder von Laupheims Umgebung entstehen: leuchtende Nachthimme­l, bedrohlich­e Wolkenberg­e und idyllische Seenlandsc­haft im Abendlicht. Jenes, auf denen sie ein gewaltiges Gewitter über Laupheim festgehalt­en hat, fand als Illustrati­on zu einem Beitrag über den Gewitterso­mmer auch Verwendung in der Schwäbisch­en Zeitung.

Geld wollen sie nicht mit ihrem Hobby verdienen. Das versichern beide. Aber erleben wollen Sabine Fietze und Thomas Kuhn noch einiges mit der Kamera. „Einmal im australisc­hen Outback unterwegs sein“, fällt ihm spontan ein. Aber er stimmt ihr auch zu, als sie ihr Traum-Fotomotiv nennt: „Ich möchte einmal Polarlicht­er fotografie­ren.“An dem Traum arbeiten sie nun gemeinsam.

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FOTO: PICTURE_NIGHT

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