„Er weiß, wie Bayern funktioniert“
Bayern-Fans über die mögliche Heynckes-Rückkehr und den künftigen Trainer
EHINGEN - Eine Rückkehr von Jupp Heynckes als Trainer des FußballBundesligisten FC Bayern München zeichnet sich ab. Offenbar besteht Interesse sowohl von Seiten des Rekordmeisters als auch vom 72-jährigen Heynckes, der sich 2013 mit dem Gewinn des Triples (Deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League) in den Ruhestand verabschiedet hatte. Heynckes wäre aber nur eine Übergangslösung bis Sommer 2018. SZ-Redakteur Andreas Wagner wollte von Bayern-Fans aus der Region wissen, was sie vom möglichen Heynckes-Comeback und Entlassung von Carlo Ancelotti vor einer Woche halten und wer für sie nach einer Übergangszeit mit Heynckes als Trainer vorstellbar wäre.
„Heynckes kennt sich aus, er weiß, wie Bayern funktioniert und ist daher die beste Übergangslösung“, sagt Patrick Dörfl, Vorsitzender des Altsteußlinger Bayern-Fanclubs Auschlau. Auf jeden Fall besser als Thomas Tuchel, der derzeit vertragslos und ebenfalls als Bayern-Coach im Gespräch ist. Dörfl missfällt, dass Tuchel Forderungen stelle, bevor er überhaupt da sei. Als längerfristige Lösung fällt zudem immer wieder der Name des erst 30-jährigen Hoffenheimer Trainers Julian Nagelsmann – für den Fanclub-Vorsitzenden wäre es der richtige Mann („Er bringt viel mit“), aber er gibt auch zu bedenken: „Bei Bayern muss man mit allen Mentalitäten und Stars umgehen können“, so Dörfl, der noch einen anderen ins Spiel bringt. „Jürgen Klopp wäre auch nicht aus der Welt.“Und was er gehört und gelesen habe, laufe es in Liverpool, Klopps momentanem Verein, nicht rund. Die Trennung von Carlo Ancelotti war für Dörfl überfällig. Die Aufstellung im ChampionsLeague-Spiel in Paris „ging gar nicht“, außerdem habe Ancelotti seine Lieblingsspieler gehabt und auch nach mehr als einem Jahr kein Interview auf Deutsch gegeben – anders als dessen Vorgänger Pep Guardiola, bei dem dies nach wenigen Wochen der Fall war. „Wenn man ins Ausland geht, sollte man sich darauf vorbereiten.“
„Als Übergangstrainer ist Heynckes keine schlechte Lösung“, sagt
Patrick Mrochen, Mittelfeldspieler des Landesligisten TSG Ehingen. „Aber ob ich mir als Jupp Heynckes das noch einmal antun würde?“Schließlich sei er einst als Triple-Sieger gegangen – „und das wird er kaum wiederholen können“. Als langfristige Lösung tippt Mrochen auf Julian Nagelsmann – und nicht auf Thomas Tuchel, den die Bayern ja schon jetzt verpflichten könnten. „Er ist ja derzeit frei, deshalb denke ich, dass es Nagelsmann wird.“Nagelsmann leiste gute Arbeit in Hoffenheim, allerdings müsste er in München zeigen, „dass er auch mit Stars umgehen kann“. Die Entlassung von Ancelotti kam für Mrochen „ein bisschen überraschend gekommen“. Allerdings „war der Erfolg nicht mehr da“und was aus den Medien zu erfahren war, habe auch die Zusammenarbeit mit den Spielern nicht mehr funktioniert.
Auch Stefan Hess, Verteidiger des Verbandsligisten SSV Ehingen-Süd, wundert sich, dass Heynckes nochmal beim FC Bayern München einsteigen soll. „Das überrascht mich.“Doch Hess hält Jupp Heynckes für eine Übergangszeit für den richtigen Trainer. Auch die älteren Spieler wie Robben und Ribbery hätten Respekt vor ihm. „Heynckes kriegt wieder Ruhe rein.“Nach der Saison werde dann Julian Nagelsmann kommen, vermutet Hess. Bei Carlo Ancelotti habe ihn nur überrascht, dass es am Ende so schnell gegangen sei. Die Arbeit des Italieners sprach eher für eine Trennung. „Er hat die Mannschaft nicht weiterentwickelt, die Spieler waren in einem alten System gefangen. Es war ein Rückschritt gegenüber der Guardiola-Zeit.“Uwe Handgrätinger, Bürgermeister von Unterstadion und Grundsheim, sieht Nagelsmann als geeigneten Kandidaten für den Trainerjob bei Bayern. Nicht nur wegen dessen taktischer Fähigkeiten. „Ein deutscher Trainer wäre schon allein wegen der Sprache eine gute Lösung“, so Handgrätinger. „Aber das Fußballgeschäft ist schnelllebig.“An eine Verpflichtung von Tuchel glaubt Handgrätinger dagegen nicht. „Ein Trainer muss sich einordnen in das Gesamtkonstrukt und da erscheint mir Nagelsmann geeigneter.“Dass bis zu einer längerfristigen Entscheidung erst einmal wieder Heynckes das Kommando übernehmen soll, stößt bei Handgrätinger auf Zustimmung. Dies sei „nicht die schlechteste Lösung.“Die Entlassung von Ancelotti fand Handgrätiger „etwas überraschend“, als sie vollzogen wurde – findet sie aber mit den zwischenzeitlich bekannt gewordenen Informationen nachvollziehbar. „Was alles rauskam, zum Training, zum Umgang mit den Stars – im Nachhinein war es die richtige Lösung.“