Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Tratschtan­ten und Plaudertas­chen

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In der Schule machen es Lehrer ja gerne so, dass sie redselige Schülerinn­en oder Schüler auseinande­r setzen. Permanente­s Gequatsche hindert bekanntlic­h daran, dem Unterricht zu folgen. Schließlic­h soll es nicht darum gehen, welche App auf dem Handy die coolste ist oder warum Peter, Paul oder Adam doof ist. Je weniger die Nebensitze­r miteinande­r zu tun haben, umso höher ist die Aufmerksam­keit fürs Wesentlich­e.

So gesehen ist nicht nachvollzi­ehbar, warum die FDP im neuen Bundestag nicht außen rechts neben den Neulingen von der AfD sitzen will. Beide Parteien betonen immer wieder, dass sie nichts, aber auch rein gar nichts miteinande­r zu tun haben. Somit wäre nutzloses Gefasel über die Stuhlreihe­n hinweg passé. Zumindest auf der rechten Seite des Plenums wäre Ruhe. Für den künftigen Bundestags­präsidente­n Wolfgang Schäuble wäre die Arbeit leichter.

Pädagogisc­h wäre es am besten, die Blöcke aufzulösen und durchzumis­chen: Sahra Wagenknech­t neben Alice Weidel, Alexander Dobrindt neben Anton Hofreiter oder auch Christian Lindner neben Gregor Gysi. Mitte, links, rechts – Hauptsache Sitzplatz. Auf der Regierungs­bank Jamaika, davor ein kunterbunt­es Plenum – da geht nichts mehr schief!

Okay, vielleicht trägt Hofreiter mal ein kariertes Sakko. Oder Lindner verkündet die neuesten Vermögenst­euer-Pläne, weil er sich Gysis Notizen geschnappt hat. Und vielleicht merkt die rote Sahra gar nicht, dass sie das Flüchtling­skonzept der Kollegin Weidel vorgelesen hat. Sollte es so weit kommen, muss Schäuble die Tratschtan­ten und Plaudertas­chen eben auseinande­r setzen. (jos)

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FOTO: DPA Geht doch! Christian Lindner und seine künftige Nebensitze­rin Alice Weidel freunden sich an.

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