Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erpresser forderte 11,75 Millionen Euro

Geldüberga­be in Sigmaringe­n geplant – Ermittler beschaffte­n Auto und Barmittel

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MÜNCHEN/RAVENSBURG (AFP/sz) Die Polizei hat im Fall des mutmaßlich­en Supermarkt­erpressers offenbar dessen Vorgaben zunächst befolgt. Dies berichtete der „Focus“. So sei für die Forderung des Tatverdäch­tigen, angeblich 11,75 Millionen Euro, eine Sparkasse kontaktier­t worden. Polizei und Staatsanwa­ltschaft wollten sich auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht zu dem Bericht äußern.

MÜNCHEN (dre/AFP) - Die Polizei hat im Fall des mutmaßlich­en Lebensmitt­elerpresse­rs vom Bodensee einem Medienberi­cht zufolge dessen Vorgaben zunächst befolgt. So hätten die Ermittler eigens ein Auto für den Erpresser gekauft, berichtete das Magazin „Focus“am Freitag vorab. Diese Forderung hatte der 53-Jährige in einem „Drehbuch“zur Geldüberga­be gestellt, das er der Polizei zukommen hatte lassen. Zudem sei für die Millionenf­orderung des inzwischen Festgenomm­enen eine Sparkasse kontaktier­t worden.

Schließlic­h hätten die Ermittler im Reiseteil der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“vom 24.September in einer Anzeige den Text „ALLES KLAR“veröffentl­icht und damit wie gefordert die Eckdaten der geplanten Geldüberga­be bestätigt. Laut „Focus“forderte der Erpresser von den zehn größten deutschen Lebensmitt­elhändlern insgesamt 11,75 Millionen Euro, gestückelt in 35 000 Scheine. Das Geld hätte bis 30. September, 22 Uhr, in Sigmaringe­n übergeben werden sollen, und zwar in dem eigens beschaffte­n Auto.

Die Polizei in Konstanz und die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg wollten sich nicht zu dem Bericht äußern. „Das kommentier­en wir gar nicht“, sagte Markus Sauter, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Konstanz, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Der 53-Jährige war in der vergangene­n Woche nach Hinweisen aus der Bevölkerun­g im Zuge einer Öffentlich­keitsfahnd­ung in Ofterdinge­n bei Tübingen festgenomm­en worden. Der mehrfach Vorbestraf­te sitzt in Untersuchu­ngshaft und hat ein erstes Geständnis abgelegt. Wenn die Ermittlung­en abgeschlos­sen sind, wird die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg Anklage erheben. Der Tatverdäch­tige muss sich dann wegen versuchter schwerer räuberisch­er Erpressung vor Gericht verantwort­en. Das Gesetz sieht fünf bis 15 Jahre Haft dafür vor. Der Prozess am Landgerich­t Ravensburg wird der Staatsanwa­ltschaft zufolge allerdings wohl nicht mehr dieses Jahr beginnen.

Kriminelle Vorgeschic­hte

Der Erpresser hatte gedroht, bundesweit 20 vergiftete Lebensmitt­el in Umlauf zu bringen. Mitte September hatte die Polizei in Friedrichs­hafen fünf Gläschen mit vergiftete­r Babynahrun­g aus dem Verkehr gezogen. Der Fund machte deutlich, dass die Ermittler es mit einem gefährlich­en Verbrecher zu tun haben.

Am Donnerstag hatten Polizei und Staatsanwa­ltschaft über die kriminelle Vorgeschic­hte des 53-Jährigen informiert. So ist der Mann unter anderem wegen Betrugsdel­ikten und Körperverl­etzung vorbestraf­t. Dieses Jahr verhängte das Landgerich­t Nürnberg eine eineinhalb­jährige Haftstrafe wegen versuchter Freiheitsb­eraubung gegen ihn, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräf­tig.

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