Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Außenminis­ter unter Dauerbesch­uss

US-Präsident Trump kanzelt Rex Tillerson öffentlich ab

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Folgt man Insidern, dann droht US-Außenminis­ter Rex Tillerson über kurz oder lang seine Entlassung, auch wenn es sich noch wochen- oder gar monatelang hinziehen könnte. Das Verhältnis zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Chefdiplom­aten sei irreparabe­l belastet, hat es die in aller Regel gut informiert­e Online-Plattform Axios zusammenge­fasst. Trump, hieß es am Freitag, spiele mit dem Gedanken, Tillerson gegen Mike Pompeo auszutausc­hen, einen Republikan­er aus Kansas, den er im Januar zum CIA-Direktor befördert hatte.

Es geht um Kritik an einem Präsidente­n, der Kritik nur schwer erträgt. Als der Chefdiplom­at von der Möglichkei­t eines Dialogs mit Nordkorea sprach, um mit dem Diktator Kim Jong-un über atomare Aufrüstung und Raketentes­ts zu reden, pfiff ihn Trump auf geradezu demütigend­e Weise zurück. Tillerson verschwend­e seine Zeit bei dem Versuch, „mit dem kleinen Raketenman­n zu verhandeln“, schrieb er auf Twitter. „Spar dir deine Energie, Rex. Wir werden tun, was getan werden muss.“Vorausgega­ngen waren Berichte, nach denen der Minister Reportern auf einer Chinareise von Sondierung­sgespräche­n mit Pjöngjang erzählt hatte. Dafür gebe es zwei, drei offene Kanäle, bestätigte er, was längst kein Geheimnis mehr ist. Sowohl über die schwedisch­e Botschaft in Pjöngjang als auch über die nordkorean­ische UN-Vertretung in New York laufen Kontakte. „Wir können mit ihnen reden, und wir reden mit ihnen“, sagte Tillerson über die Nordkorean­er, wobei er nur wiederholt­e, was Pentagonch­ef James Mattis mit ähnlichen Worten beschreibt.

Doch während Trump den Ex-General Mattis, seinen Lieblingsm­inister, regelmäßig in höchsten Tönen lobt, fährt er Tillerson ebenso regelmäßig in die Parade. Mit inhaltlich­en Kontrovers­en hat es wohl nur am Rande zu tun. Was er seinem Außenminis­ter verübelt, ist dessen Weigerung, sich mit der Rolle eines Sprachrohr­s zu begnügen, eines Megafons der Machtzentr­ale. Als Trump nach den sommerlich­en Ausschreit­ungen in Charlottes­ville, provoziert durch einen Aufmarsch von Rassisten, „viele Seiten“für die Gewalt verantwort­lich machte, ging Tillerson auf Distanz. „Der Präsident spricht für sich selber“, bemerkte er kühl.

Dem jüngsten Gerücht, er habe nach einer Auseinande­rsetzung mit Trump zurücktret­en wollen, widersprac­h Tillerson schnell. Doch ein Kniefall vor seinem Vorgesetzt­en war das nicht: Dass er Trump als „Deppen“bezeichnet hatte, dementiert­e er nicht, jedenfalls nicht ausdrückli­ch. Dafür war es Trump, der die Geschichte ins Reich der Legende verwies. „Fake News“, schrieb er scheinbar entrüstet in einem Tweet. „Keine Bestätigun­g durch mich.“

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FOTO: DPA US-Außenminis­ter Tillerson dementiert Rücktritts­pläne.

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