Präsident trifft Papst
Papst Franziskus und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier thematisieren den wachsenden Populismus in Europa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist am Montag von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Thema des knapp einstündigen Gesprächs war hauptsächlich die Migrations- und Flüchtlingsfrage. Auch sei es um die Lage in Deutschland nach der Bundestagswahl, den Umweltschutz und die Ökumene gegangen. Natürlich wurden auch die obligatorischen Gastgeschenke ausgetauscht. Der Papst erhielt von Steinmeier ein antiquarisches Buch mit Kupferstichen (Foto: afp), der Präsident ein Exemplar der Pontifikatsmünze zum Thema Migration, die beiden Enzykliken „Lumen fidei“und „Laudato si’“sowie das Papstschreiben „Amoris laetitia“.
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ROM - Viel Zeit nimmt sich Papst Franziskus für den Gast aus Berlin – 59 Minuten für das Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im prunkvollen Apostolischen Palast. Etwa doppelt so viel wie im Schnitt. Da muss die Gruppe von Bischöfen aus den USA halt warten, die als nächstes dran ist. Steinmeier sagt hinterher, er sei beeindruckt – „von der Person, der offenen Art, und beeindruckt auch von den Positionen“. Erstes Thema zwischen Papst und Präsident: die Wahlergebnisse in Deutschland. Der Vatikan hatte das Präsidialamt vorgewarnt.
Zwei Wochen nach der Bundestagswahl begleitet Steinmeier die Aufregung wegen des starken Abschneidens der AfD auch nach Rom. „Sehr informiert“sei der Papst bei der Privataudienz gewesen, berichtet Steinmeier später. Und offensichtlich besorgt. Franziskus habe nach den Auswirkungen auf Deutschland und Deutschlands Rolle in der Welt gefragt. Und nach den Gründen, warum in den Niederlanden, in Frankreich und nun auch in Deutschland nationalpopulistische Parteien so große Akzeptanz in der Bevölkerung finden. Franziskus habe das Agieren Deutschlands in der Flüchtlingskrise gelobt und seine Hoffnung ausgedrückt, dass es auch in Europa eine breitere Solidarität geben könne. Die Lage in Afrika sei Franziskus ein besonderes Anliegen; es müsse mehr für die Entwicklung getan werden, gab Steinmeier die Meinung des Papstes wieder.
Das Potenzial der Ökumene
Auch über das Pariser Klimaabkommen und seine Sorge, dass dies nicht umgesetzt werde, habe der Papst sprechen wollen. Daneben ging es laut Steinmeier um die Rolle der Kirchen und Religionen in internationalen Konflikten und ihre Möglichkeiten, Auseinandersetzungen zu entschärfen.
So kann sich Steinmeier auch als engagierter Christ zeigen. Eigentlich sollte er 2019 Präsident des Evangelischen Kirchentages werden, nun ist er Bundespräsident geworden. Ein Mann des Glaubens ist er nach wie vor. Das Potenzial der Ökumene sei „bei Weitem nicht ausgeschöpft“, sagt er dem Papst aus Argentinien. Der sei der Ökumene gegenüber „aufgeschlossen“, berichtet Steinmeier später.
Bei dem Gespräch unter vier Augen ist Steinmeiers Frau Elke Büdenbender, Katholikin, nicht dabei. Aber am Ende darf sie dann auch, wie die anderen Delegationsmitglieder, Franziskus die Hand schütteln.
Dessen emeritierten Vorgänger, den deutschen Papst Benedikt, trifft Steinmeier diesmal nicht. Dazu sei in dem nur 24 Stunden umfassenden Besuch in Rom keine Zeit gewesen, heißt es.