Mehrweg-Kaffeebecher aus Oberstadion
Peter Winghart will Kaffeebecher aus Bio-Kunststoff produzieren.
● OBERSTADION - Die Produktion von Mehrwegbechern aus Bio-Kunststoff plant Peter Winghart in einem ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäude auf dem Grundstück seiner Eltern in Oberstadion. Der Umnutzung zur Produktionshalle und Garage hat der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Montagabend mit einer Enthaltung zugestimmt.
Unzählige sogenannte Kaffee-togo-Becher werden auch in der Region täglich verkauft. Weltweit sind es pro Tag rund 7,6 Millionen Stück, erklärt Peter Winghart. „Das Müllaufkommen ist also enorm, dass soll durch die Mehrwegbecher deutlich verringert werden“, fügt er hinzu. Das Problem der aktuellen Becher sei, dass sich die Stoffe, aus denen die Becher bestehen, nicht trennen lassen. Sodass Papier und Kunststoff nicht weiterverarbeitet werden können, sondern verbrannt werden müssen. „Die Lebensdauer eines Bechers beträgt vielleicht zehn Minuten, dafür müssen Bäume gefällt und Rohöl verarbeitet werden“, betont Winghart. Die Ökobilanz der Kaffeebecher sei demnach ziemlich schlecht.
Anders soll das bei den Bechern sein, die Peter Winghart in näherer Zukunft in Oberstadion produzieren will. Diese werden aus Bio-Kunststoff hergestellt und können wieder verwendet werden. „500 bis 1000 Einsätze etwa beträgt die Lebensdauer eines Bechers“, erklärt Winghart. Weiterer Vorteil des verwendeten Kunststoffs ist dessen Organoleptik. Denn aus dem Material würden sich anders als bei vielen anderen Kunststoffen keine Bestandteile herauslösen. „Das Material wird auch zur Produktion von Babyflaschen verwendet und unterliegt daher besonders strengen Kontrollen“, so Winghart.
Läuft alles nach Plan, könnten in etwa acht Wochen die ersten Becher in Oberstadion produziert werden. Die entsprechende Maschine sei bereits vor Ort, die hat Winghart gebraucht kaufen können, aktuell entstehen noch die nötigen Werkzeuge. „Im Frühsommer 2018 könnte dann die Produktion komplett starten“, sagt Peter Winghart. Die Herstellung der Kaffeebecher will er als Hobby beginnen. „Es geht mir nicht darum, damit reich zu werden.“
Dennoch hofft Winghart, dass sich sein Produkt durchsetzt. „Bei der Plastiktüte im Einzelhandel hat bereits ein Umdenken stattgefunden, ich hoffe, dass das auch bei den Einweg-Kaffeebechern passiert.“Abnehmer für seine Becher seien Privatpersonen, die diese Zuhause auswaschen und beispielsweise zum Kaffee-to-go-Händler ihres Vertrauens mitnehmen, aber auch Bäckereien und Tankstellen. Hier würden die Becher im Tauschverfahren herausgegeben, nach dem Gebrauch gereinigt und anschließend weiter verwendet.
Die Becher sind so konzipiert, dass die aktuell in Geschäften verwendeten Standard-Plastikdeckel, die vor dem Überschwappen schützen sollen, verwendet werden können. „Langfristig will ich aber auch eigene Deckel herstellen“, sagt Peter Winghart. Außerdem könnte er sich vorstellen, in Zusammenarbeit mit einer Behindertenwerkstatt einen Hitzeschutz für die Becher zu entwickeln und zu produzieren.
„Ich finde es eine tolle Idee, dass so ein zukunftsorientiertes Gewerbe in Oberstadion angesiedelt werden soll“, sagte Bürgermeister Kevin Wiest am Montag und empfahl deshalb dem Baugesuch zuzustimmen. Ein Gespräch mit dem Landratsamt habe ergeben, dass es städtebaulich keine Einwände gäbe. „Ich glaube, wir sollten dem Antragsteller die Chance geben, sich hier vielleicht eine Zukunft auszubauen“, so der Schultes. Zwar sei die Produktion als Nebengewerbe geplant, aber es sei schließlich nicht abzuschätzen, wie sich die Nachfrage entwickelt.
Auch der stellvertretende Bürgermeister Georg Steinle befürwortete das Vorhaben. „Wir sollten dem auf jeden Fall zustimmen, es haben schon viele in Garagen angefangen und daraus haben sich dann tolle Unternehmen entwickelt.“Ratsmitglied Karin Traub findet die Idee von Peter Winghart faszinierend und hat sich auch schon im Internet über ähnliche Produkte belesen. „Daraus kann sich etwas entwickeln, von dem später vielleicht auch die Gemeinde profitiert“, merkte sie an.