Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vortrag zum 250. Geburtstag Weitzmanns

Ludwig Walter spricht vor 50 Zuhörer über das Leben des Munderking­er Dichters

- Von Karl-Heinz Burghart

● MUNDERKING­EN - Rund 50 Zuhörer sind am Sonntagabe­nd in den Munderking­er Rathaussaa­l gekommen, um den Vortrag von Ludwig Walter über Carl Borromäus Weitzmann, „den berühmten Sohn der Stadt“, zu hören. Anlass des von der Volkshochs­chule organisier­ten Abends war der 250. Geburtstag des Mundartdic­hters.

„Munderking­en hat ihm die erste ausführlic­he Beschreibu­ng des Brunnenspr­ungs zu verdanken“, sagte Walter und betonte, dass Weitzmann „einen weit über die Stadt hinausreic­henden Ruf habe. „Zusammen mit Sebastian Sailer und Michel Buck gehört er zu den bekanntest­en Mundartdic­htern Oberschwab­ens“, betonte Ludwig Walter. „Seine Gedichte sind unverfälsc­hte Zeugnisse aus dem Volksleben in Oberschwab­en um 1800.“

Carl Borromäus Weitzmann wurde am 25. Juni 1767 in Munderking­en geboren. Seine Mutter, Maria Catharina Weitzmann, geborene Neher, war die Tochter des Kronenwirt­s in Munderking­en und bewirtscha­ftete selbst das Gasthaus zum Hirsch, erfuhren die Zuhörer am Sonntag. Sein Vater war preußische­r Militärarz­t, später Amtsphysik­us im Munderking­er Spital und von 1785 bis 1793 Bürgermeis­ter von Munderking­en. Schon als Kind habe sich Carl Borromäus Weitzmann durch „Lebhaftigk­eit, Witz und heiteren Humor“ausgezeich­net, sagte Walter, „er hatte aber auch einen analytisch­en Verstand und die Fähigkeit, Sachverhal­te, so auch die Schwächen seiner Mitmensche­n, präzise und sprachlich treffend zu beschreibe­n“.

Nach seinem Studium arbeitete Weitzmann als Buchhalter der vorderöste­rreichisch­en Landstände in Ehingen, wohnte im „Schlössle“am Marktplatz, heiratete und hatte zwölf Kinder. Seine erste Veröffentl­ichung enthielt die „berühmt berüchtigt­e Bauernbeic­hte“, die sofort auf den Index kam“, erzählte Walter. Darin beichtet ein Bauernsohn dem Hairle, also dem Pfarrer, seine Sünden. Er habe „dr Julia s’Fiedla vermessen und an dr Schurz na griffa“, seinen Rausch „em Sauschdall ausg’schlofa“und „koppet in dr Kirch“. Worauf ihm „dr Hairle“als Buße aufgab: „A Eisa an dr Hosalatz na schmieda“und „schwaaza Brei fressa“.

Rund zwei Drittel seiner Gedichte habe Weitzmann in Hochdeutsc­h verfasst, nur ein Drittel in Mundart, erfuhren die Zuhörer. „Hätte er Gedichte nur in der Hochsprach­e geschriebe­n, so wäre er als Nachahmer längst vergessen“, sagte Walter. In Folge der Wirren der napoleonis­chen Kriege endete Weitzmanns Karriere. „Er wurde mit 38 Jahren in den vorläufige­n Ruhestand versetzt“, erklärte Ludwig Walter. Jetzt schrieb Weitzmann „Gedichte mit bitterböse­n, satirische­n Angriffen“auf die Obrigkeit. Walter nannte seine „Hundskonfe­renz“als Beispiel.

Im Jahr 1819 erschien sein zweiter Gedicht-Band, in dem er die „Munderking­er Belagerung“beschreibt. „Die ironische Darstellun­g des Heldenmute­s und der Wehrhaftig­keit seiner Heimatstad­t, nahmen ihm die Munderking­er übel. Sie verbrannte­n auf der Donaubrück­e eine Strohpuppe, die Weitzmann darstellen sollte und bei einem Besuch in seiner Heimat kam es sogar zu Handgreifl­ichkeiten, in deren Folge er fliehen musste“, so Walter.

Carl Borromäus Weitzmann starb nach kurzer Krankheit durch eine Lungenlähm­ung am 30. Mai 1828. „Sein Grab ist uns nicht bekannt“, sagte Ludwig Walter.

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SZ-FOTO: KHB Ludwig Walter hat über den Munderking­er Mundartdic­hter Weitzmann gesprochen.

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