Amprion erhitzt weiterhin die Gemüter
Dellmensinger wollen sich weiter gegen den Netzbetreiber wehren
● DELLMENSINGEN - Auch rund drei Wochen nach der Infoveranstaltung des Netzbetreibers Amprion im Zuge der Aufstockung der Stromtrasse am Umspannwerk in Dellmensingen ist der Ärger in dem Erbacher Teilort nicht verraucht. Im Gegenteil. Während der Ortschaftsratssitzung am Dienstagabend zeigte sich erneut der Groll der Bürger gegenüber dem Unternehmen. „Gefahr im Verzug“oder „Verbrecher“waren dabei noch harmlose Ausführungen von den Zuschauerrängen, die sich über die ehemalige RWE-Tochter ergossen. „Die wollen das durchziehen, wir müssen uns wehren“, sagte ein Zuschauer während der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung.
Dass sich die Dellmensinger Bürger eine Aufstockung der Stromtrasse bis ins bayerische Senden so einfach gefallen lassen würden, hatte bei Amprion in Dortmund wohl auch niemand gedacht. Nicht umsonst hatte das Unternehmen Ende September zu einer Infoveranstaltung in die Mehrzweckhalle geladen, um die Anwohner ausführlich über das geplante Projekt zu informieren. Viele Zuschauer verlangten am Dienstag eine Stellungnahme des Ortschaftsrates durch Ortsvorsteher Reinhard Härle. Der jedoch wiegelte ein wenig ab. „Der Ortschaftsrat hat dahingehend seine Position bereits mehrfach erklärt und sich positioniert“, sagte Härle. Weiter sagte er, dass man nun den politischen Weg gehen müsse, wenn die Bürger, wie bei der Infoveranstaltung kundgetan, eine Erdverkabelung wünschten. Um eine Erdverkabelung zu erreichen, müsste durch den Bundestag das Bundesbedarfsplan-Gesetz (BBPlG) geändert werden, da in diesem Gesetz elf Modellregionen festgeschrieben sind, in denen die neue Technik der Erdverkabelung erprobt werden soll, heißt es von Amprion. Es würde also bedeuten, dass in Dellmensingen eine eher unausgereifte Technik zum Einsatz der erweiterten Stromkapazitäten käme.
Um eine politische Lösung zu erreichen, wollen sich die Dellmensinger nun an die heimische Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer (CDU) wenden. „Meiner Meinung nach kann sich das Unternehmen nicht stur auf die Gesetzeslage berufen“, sagt die Abgeordnete auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Man müsste auch nach anderen Lösungen suchen, sagte Kemmer und verwies auf den Mindestabstand von Stromtrassen zu bebauten Gebieten. „Da gibt es etwa in Bayern andere Regelungen als bei uns. Das müsste man sich einmal genau anschauen. Da wäre dann auch die Landesregierung in Stuttgart gefordert.“Eine Gesetzesänderung gerade zum momentanen Zeitpunkt, in dem sich eine neue Bundesregierung findet, sei momentan schwer zu machen.