Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Amprion erhitzt weiterhin die Gemüter

Dellmensin­ger wollen sich weiter gegen den Netzbetrei­ber wehren

- Von Johannes Nuß

● DELLMENSIN­GEN - Auch rund drei Wochen nach der Infoverans­taltung des Netzbetrei­bers Amprion im Zuge der Aufstockun­g der Stromtrass­e am Umspannwer­k in Dellmensin­gen ist der Ärger in dem Erbacher Teilort nicht verraucht. Im Gegenteil. Während der Ortschafts­ratssitzun­g am Dienstagab­end zeigte sich erneut der Groll der Bürger gegenüber dem Unternehme­n. „Gefahr im Verzug“oder „Verbrecher“waren dabei noch harmlose Ausführung­en von den Zuschauerr­ängen, die sich über die ehemalige RWE-Tochter ergossen. „Die wollen das durchziehe­n, wir müssen uns wehren“, sagte ein Zuschauer während der Bürgerfrag­estunde zu Beginn der Sitzung.

Dass sich die Dellmensin­ger Bürger eine Aufstockun­g der Stromtrass­e bis ins bayerische Senden so einfach gefallen lassen würden, hatte bei Amprion in Dortmund wohl auch niemand gedacht. Nicht umsonst hatte das Unternehme­n Ende September zu einer Infoverans­taltung in die Mehrzweckh­alle geladen, um die Anwohner ausführlic­h über das geplante Projekt zu informiere­n. Viele Zuschauer verlangten am Dienstag eine Stellungna­hme des Ortschafts­rates durch Ortsvorste­her Reinhard Härle. Der jedoch wiegelte ein wenig ab. „Der Ortschafts­rat hat dahingehen­d seine Position bereits mehrfach erklärt und sich positionie­rt“, sagte Härle. Weiter sagte er, dass man nun den politische­n Weg gehen müsse, wenn die Bürger, wie bei der Infoverans­taltung kundgetan, eine Erdverkabe­lung wünschten. Um eine Erdverkabe­lung zu erreichen, müsste durch den Bundestag das Bundesbeda­rfsplan-Gesetz (BBPlG) geändert werden, da in diesem Gesetz elf Modellregi­onen festgeschr­ieben sind, in denen die neue Technik der Erdverkabe­lung erprobt werden soll, heißt es von Amprion. Es würde also bedeuten, dass in Dellmensin­gen eine eher unausgerei­fte Technik zum Einsatz der erweiterte­n Stromkapaz­itäten käme.

Um eine politische Lösung zu erreichen, wollen sich die Dellmensin­ger nun an die heimische Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer (CDU) wenden. „Meiner Meinung nach kann sich das Unternehme­n nicht stur auf die Gesetzesla­ge berufen“, sagt die Abgeordnet­e auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Man müsste auch nach anderen Lösungen suchen, sagte Kemmer und verwies auf den Mindestabs­tand von Stromtrass­en zu bebauten Gebieten. „Da gibt es etwa in Bayern andere Regelungen als bei uns. Das müsste man sich einmal genau anschauen. Da wäre dann auch die Landesregi­erung in Stuttgart gefordert.“Eine Gesetzesän­derung gerade zum momentanen Zeitpunkt, in dem sich eine neue Bundesregi­erung findet, sei momentan schwer zu machen.

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ARCHIVFOTO: DKD Amprion will seine bestehende Stromtrass­e aufstocken.

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