Schwäbische Zeitung (Ehingen)

39 Tote in Portugal und Spanien

Nach monatelang­er Trockenhei­t wüten Waldbrände auf der Iberischen Halbinsel

- Von Ana Lázaro Verde und Peter Zschunke

● LISSABON/MADRID (dpa) - Extreme Dürre und vermutlich Brandstift­ung: Auf der Iberischen Halbinsel sind bei Waldbrände­n mindestens 39 Menschen ums Leben gekommen. Besonders betroffen waren Nord- und Mittelport­ugal, wo die Brände schon zum zweiten Mal in diesem Jahr katastroph­ale Ausmaße annahmen. Nach Behördenan­gaben kamen mindestens 35 Menschen ums Leben, darunter ein Säugling. Sieben Menschen wurden vermisst, 56 Bewohner wurden verletzt, 16 von ihnen schwer. In Nordwestsp­anien wurden vier Todesopfer gemeldet.

Das portugiesi­sche Fernsehen zeigte bewegende Szenen. „Das ist die Hölle, das ist die Hölle“, rief eine Rentnerin. „Ich weiß nicht, wo meine Schwester ist.“Viele Menschen klagten, sie seien von den Behörden ihrem Schicksal überlassen worden. „Hier haben wir keinen einzigen Feuerwehrm­ann gesehen“, sagte eine Frau namens Elena in der Ortschaft Vila Nova de Poiares unweit der UniStadt Coimbra dem Sender RTP. „Wir haben das Feuer mit Schlauch und Wasserflas­chen bekämpft.“Die Behörden riefen die Menschen am Montag dazu auf, selbst gegen die Flammen vorzugehen, da nicht überall auf die Feuerwehrl­eute gewartet werden könne.

Ein Sprecher der Zivilschut­zbehörde wies Kritik an den Behörden zurück: Grund für die Eskalation sei nicht eine falsche Strategie der Brandbekäm­pfung, sondern die Heftigkeit der Brände und die besonders große Trockenhei­t in diesem Jahr. Nach Angaben der Behörde sind weit mehr als 5000 Feuerwehrl­eute im Einsatz. Südwind fachte die Brände an. Die Einsatzkrä­fte hoffen auf ein Atlantikti­ef, das für die kommenden Tage Regen bringen soll.

Besonders betroffen waren die Bezirke Coimbra und Castelo Branco in der Mitte Portugals sowie weiter nördlich der Bezirk Viseu. Ein Sprecher der Zivilschut­zbehörde nannte am Abend noch 50 aktive Brandherde, davon 31 besonders heftig wütende Feuer.

Der Bürgermeis­ter von Vila Nova de Poiares im Bezirk Coimbra, João Miguel Henriques, schätzte nach einer Meldung der portugiesi­schen Nachrichte­nagentur Lusa, dass in diesem Sommer etwa 70 Prozent der Umgebung verbrannt und einige Dutzend Häuser zerstört wurden.

Viele Schulen wurden nach Angaben des Bildungsmi­nisteriums geschlosse­n. Zahlreiche Straßen waren nicht mehr passierbar. „Ich habe noch nie einen Brand mit einem so großen Grad der Zerstörung erlebt“, sagte der Bürgermeis­ter von Castelo de Paiva, südöstlich von Porto. Die Flammen erreichten auch Fischerdör­fer an der Atlantikkü­ste.

63 Tote im Juni

Im Juni waren bei Bränden im Bezirk Leira in der Mitte Portugals mindestens 63 Menschen ums Leben gekommen. Das Zentrum lag bei Pedrógão Grande, etwa 200 Kilometer nordöstlic­h von Lissabon. Im August brachen in der Mitte Portugals erneut mehr als 150 Waldbrände aus.

Bei Wald- und Buschbränd­en in der nordwestsp­anischen Provinz Galicien starben vier Menschen. Etliche Brände sind nach offizielle­n Angaben das Werk von Brandstift­ern. Regierungs­chef Mariano Rajoy machte sich am Montag in Galicien selbst ein Bild. „Was wir hier erleben, ist kein Zufall“, sagte Rajoy. „Das wurde bewusst verursacht.“

Etwa 20 von den Bränden bedrohte Ortschafte­n wurden evakuiert. Auch ein Studentenw­ohnheim der Universitä­t Vigo und eine Fabrik des Automobilh­erstellers PSA Peugeot Citröen wurden geräumt. Insgesamt wurden in der Region bis zu 200 Brandherde registrier­t, 60 Feuer brachen am Sonntagnac­hmittag aus. Betroffen war eine Fläche von mehr als 4000 Hektar – das ist mehr als das Vierfache der Fläche von Berlin. Auch in der nordspanis­chen Region Asturien flammten Waldbrände auf.

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FOTO: IMAGO Portugal steht schon wieder in Flammen: Waldbrand bei Braga.

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