Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein toller Schnitt

Das Edwin-Scharff-Museum ist noch eine Baustelle - Planungen für Ausstellun­gen 2018 laufen

- Von Ronald Hinzpeter

NEU-ULM - Die Sehnsucht der Kunstfreun­de ist offenbar groß: „Endlich! Die Kulturbege­isterten der Region warten schon auf die Wiedereröf­fnung“, sagte der sichtlich froh gestimmte CSU-Stadtrat Thomas Mayer im Neu-Ulmer Ausschuss für Familie, Bildung und Kultur, nachdem Helga Gutbrod ihr Ausstellun­gsprogramm für das nächste Jahr vorgestell­t hatte. Er wird seine Vorfreude allerdings noch ein klein wenig in Zaum halten müssen, denn das Edwin-Scharff-Museum feiert seine Wiedereröf­fnung erst am 23. Februar. Bekanntlic­h hatte sich die Sanierung des Hauses wegen unerwartet­er Baumängel länger hingezogen als geplant. Deshalb musste das Programm umgeworfen werden.

Zum Auftakt bietet das Museum eine Retrospekt­ive des mittlerwei­le hochbetagt­en Bildhauers Emil Cimiotti aus Göttingen. Er gilt als ein prägender Pionier der abstrakten Kunst des Informel. Als junger Künstler hatte der „Shooting Star“der Nachkriegs­zeit, wie ihn Museumleit­erin Gutbrod bezeichnet, bereits 1958 und 1960 auf der Biennale ausgestell­t und war dreimal auf der Documenta vertreten. Ob er allerdings auch bei der Eröffnung in Neu-Ulm dabei sein wird, konnte die Gutbrod nicht sagen, immerhin wird Cimiotti dann 90 Jahre alt sein.

Bisher nicht zu sehen waren die Holzschnit­te einer Münchner Privatsamm­lung, die vom 8. Juni an unter dem Titel „Flächenbra­nd Expression­ismus“im Haus am Petrusplat­z hängen werden. Die Schau zeigt, wie vielfältig die expression­istischen Holzschnit­tarbeiten zwischen 1910 und 1933 waren. „Es gab damals viel mehr als Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Ludwig Kirchner“, so Helga Gutbrod.

Auch die Herbstauss­tellung (Beginn: 14. September) bleibt dem Holzschnit­t treu. Sie widmet sich dem Schaffen des gebürtigen Pragers Emil Orlik (1870-1932). Er hat zwei Jahre lang in Japan gelebt und dort diese Kunst erlernt. Laut Gutbrod gehören seine Werke zu den „schönsten Zeugnissen des sogenannte­n Japonismus“. Sie werden originalen japanische­n Holzschnit­ten gegenüberg­estellt. Das werde eine „prächtige Ausstellun­g“, verspricht Gutbrod.

Zu Beginn des übernächst­en Jahres kann sie dann endlich die Schau zeigen, die sie eigentlich zunächst für die Wiedereröf­fnung ihres Hauses vorgesehen hatte: eine Ausstellun­g zum Hamburger EdwinSchar­ff-Preis. Diese Auszeichnu­ng verleiht der Senat der Hansestadt als seinen bedeutends­ten Kunstpreis seit 1955 jedes Jahr. In Neu-Ulm wird eine Auswahl der bedeutends­ten Preisträge­r und Preisträge­rinnen präsentier­t, darunter Schüler Scharffs wie Manfred Sihle-Wissel und Ursula Querner. Damit sollen auch „bedeutende Positionen der zeitgenöss­ischen Kunst vorgestell­t werden“.

Die Erwartunge­n der Neu-Ulmer Kommunalpo­litiker sind groß, denn die lange Umbauzeit habe eine sehr große Lücke gerissen, wie es Christa Wanke (FDP) formuliert­e. Antje Esser (SPD) hofft auf neue Interessen­ten für das Museum, das in ihren Augen ein „kulturelle­s Wahrzeiche­n“der Stadt sei.

 ?? SCHARFF-MUSEUM FOTO: ?? Ein japanische­r Schneider: Werke des Künstlers Emil Orlik sind in einer der nächsten Ausstellun­gen des Edwin-Scharff-Museums zu sehen.
SCHARFF-MUSEUM FOTO: Ein japanische­r Schneider: Werke des Künstlers Emil Orlik sind in einer der nächsten Ausstellun­gen des Edwin-Scharff-Museums zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany