Ausstellung erinnert an die Gefahren des Krieges
Volksbund Kriegsgräberfürsorge erinnert in Oberstadion an Opfer von Krieg und Vertreibung
● OBERSTADION - Gleich zwei Wanderausstellungen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind am Mittwoch im Bürgersaal in Oberstadion eröffnet worden. Themen sind der Erste Weltkrieg sowie Flucht und Vertreibung. Außerdem informierte Oliver Wasem, Geschäftsführer des Volksbundes für Südbaden-Südwürttemberg, über die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge, die weltweit rund 2,6 Millionen deutsche Kriegsgräber pflegt.
„14 - 18 Mitten in Europa“heißt die eine der beiden Wanderausstellungen, die derzeit in Oberstadion gastieren. Sie erinnert an die Schrecken des Ersten Weltkrieges. „Im kommenden Jahr jährt sich das Ende des Krieges zum 100. Mal, dann wird er wieder überall präsent sein“, sagte Oliver Wasem, der in die Ausstellungen einführte. Wichtig sei es aber, sich immer wieder an das Leid zu erinnern, dass Kriege auslösen können, auch um nicht Gefahr zu laufen, die damals gemachten Fehler zu wiederholen. „Krieg ist ansteckend, Frieden muss immer wieder neu gestiftet werden“, betonte Wasem.
Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Ersten Weltkrieges, von der anfänglichen Kriegsbegeisterung in der Bevölkerung bis zur Ohnmacht aufgrund der unzähligen Toten dieses ersten industriellen Krieges. Trotz seiner verheerenden Folge sei der Erste Weltkrieg beinahe in Vergessenheit geraten, weil der Zweite ein so enormes Verbrechen war, sagte Wasem. Um so wichtiger sei es auch heute noch, an die Opfer zu erinnern, was sich die Kriegsgräberfürsorge zur Aufgabe gemacht habe.
Ein sehr persönliches Fundstück hatte Wasem dabei, um zu veranschaulichen, wie der Volksbund arbeite. Er hielt den Zuhörern eine kleine braune Flasche entgegen, in der ein Papier zu erkennen war. „Das ist eine Grabflasche“, erklärte er. Sie sei in der Ukraine bei den Überresten eines gefallenen deutschen Soldaten gefunden worden. Weil keine Erkennungsmarken mehr zur Verfügung standen, wurde den Toten eine solche Flasche hinzugebettet. Auf dem Papier sind Namen, Geburtsort sowie das Geburts- und Sterbedatum des Gefallenen notiert, damit er identifiziert werden kann, wenn sein Grab gefunden wird.
Auch einige Besucher der Ausstellungseröffnung haben bereits aktiv bei der Pflege deutscher Kriegsgräber mitgeholfen, so auch Hubert Buck aus Ertingen. Mit der Reservistenkameradschaft habe er vor Jahren zwei Soldatenfriedhöfe in Weißrussland hergerichtet. Im August war er mit der Kameradschaft beim Schlachtfeld Lingekopf in den Vogesen im Einsatz. „Dort haben wir an der Gedenkstätte einen alten Schützengraben freigelegt“, berichtete Buck. Es sei wichtig, auch immer wieder junge Menschen in diese Projekte einzubeziehen, ist er sicher. „Für diese Generation ist der Krieg inzwischen soweit weg“, betonte er.
Die zweite Wanderausstellung trägt den Titel „Geflohen, vertrieben – angekommen!?“und beschäftigt sich mit Flucht sowie ihren Ursachen. Seit 2016 ist der Volksbund mit der Ausstellung unterwegs. „Konzipiert wurde sie aber schon 2014, da war die Flüchtlingskrise noch gar nicht abzusehen. Die Aktualität hat unsere Ausstellung also eingeholt“, sagte Oliver Wasem.
Er bedankte sich bei Oberstadions Bürgermeister Kevin Wiest, der mit dem Bürgersaal der Gemeinde eine Plattform für die Ausstellung und die Kriegsgräberfürsorge zur Verfügung stelle. „Es ist wichtig, dass die beiden Weltkriege nicht in Vergessenheit geraten, damit wir daraus lernen können, wie wir es künftig besser machen“, erklärte der Schultes, warum er die Ausstellung in Oberstadion zeige.
In die Eröffnung führte der stellvertretender Bürgermeister Georg Steinle ein. „Erinnern gehört zum Menschsein – das Vergangene darf nicht vergessen werden, gerade weil in Deutschland Frieden inzwischen selbstverständlich scheint“, appellierte er.
Die Ausstellungen sind bis zum 27. Oktober täglich zwischen 8 und 18 Uhr im Bürgersaal in Oberstadion zu sehen.