Gönner: Mehr Austausch zwischen Wissenschaft und Betrieben
1400 Besucher beim ersten Forum der Volksbank Ulm-Biberach - Vorstandssprecher kritisiert Regulierungswut
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ULM - „Veränderungen“stand als Leitthema über dem ersten von der Volksbank Ulm-Biberach veranstalteten „Volksbankforum“in der Donauhalle. Vorstandssprecher Ralph P. Blankenberg hob „die derzeit sehr positiven Rahmenbedingungen für die Banken“hervor. Ulms früherer Oberbürgermeister Ivo Gönner rief als Gastredner zu verstärkten Anstrengungen in Forschung und Entwicklung auf.
Blankenberg konzentrierte sich im Kurzvortrag auf Veränderungen, die allerorten um sich griffen. Die Politik wirke auf die Finanzmärkte ein, so dass nun seit 14 Jahren kaum noch Zinsen zu erwirtschaften seien. Die sich ausbreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche bis hin zum Onlinebanking führe zur Schließung mancher Filialen vor allem auf dem flachen Land. Hinzu kämen sozialpolitische Spannungsfelder. „Überall ergeben sich Veränderungen, die aber letztlich auch Chancen für uns mit sich bringen“. Für die nächsten zwei Jahre erwarte er für sein Haus weiterhin positive Entwicklungen.
Wie schon früher griff Blankenberg erneut „die Regulierungswut des Gesetzgebers an, wenn es um Kreditvergaben geht.“Papierstapel um zweieinhalb Zentimeter Stärke würden den Kunden da zugemutet.
Die Ulmer Volksbank, deren Verwaltungsgebiet nach Angaben ihres Sprechers von Langenau bis an den Bodensee reicht, ist laut Blankenberg im laufenden Jahr wieder gut aufgestellt. Sie präsentiere sich erneut als „leistungsstarke und zuverlässige Genossenschaftsbank und guter Steuerzahler“. Über die Volksbanksteuern sollte Gastredner Gönner allerdings wenig später „die Stirn runzeln, aber man kann ja noch nachzahlen“.
Im gut halbstündigen, teilweise von hintergründigem Witz getragenen Gastvortrag warf Ivo Gönner vor 1400 Zuhörern einen Blick in die Stadt, in die Region und in die Zukunft. Er erinnerte an die Ulmer Unternehmenspleiten, die vor mehr als dreißig Jahren das weite Umland erschütterten. Alle hätten daraus gelernt, „wie sich die Welt dramatisch verändert und dass es um die Zukunftsfähigkeit der Region geht“.
Ulm habe darauf mit dem Aufbau der Wissenschaftsstadt und neuen Spitzenunternehmen reagiert. Doch dürfe niemand sich dort ausruhen, „denn die Veränderungen gehen weiter“.
So rief Gönner erneut dazu auf, die Kooperation von Wissenschaft, Wirtschaft und auch kleineren Betrieben zu intensivieren. „Denn wir werden künftig um Arbeitsplätze konkurrieren“. Es sei notwendig, alle zu mobilisieren, die da seien. Begleitendes Lernen sei zwingend für Veränderungen im beruflichen Leben. „Informationen, die man irgendwo sammelt, sind noch kein Wissen“. Sie müssten erst verarbeitet werden.
In der Wirtschaft, deren Basisinnovationen sich alle hundert Jahre änderten, kämen neue Entwicklungen in Energie und Gesundheitswesen auf die Region zu. Dort entstehe die Revolution der nächsten Jahre, und alle müssten mit anpacken in Forschung und Entwicklung. „Innovation entsteht aus Emotion und Kreativität“. Ein Wort noch zu scheiternden Geschäftsübernahmen: „Wenn der Chef am Abend immerzu klagt, wie mies das Geschäft läuft, wie viel Arbeit und wie wenig Gewinn es einbringt, darf er sich nicht wundern, dass es kein Nachfolger übernehmen will“.