Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der nach dem Ball hechtet

Basketball: Ein Typ wie Karsten Tadda fehlt den Ulmern in dieser Saison am meisten

- Von Pit Meier

ULM - Raymar Morgan, Chris Babb, Augustine Rubit, Braydon Hobbs – sie alle waren nach einer tollen Bundesliga-Hauptrunde im Sommer von Ratiopharm Ulm nicht mehr zu halten und haben anderswo vermutlich deutlich besser dotierte Verträge unterschri­eben. Sie alle werden vermisst, aber am meisten fehlt den Ulmer Basketball­ern bisher in dieser Spielzeit wahrschein­lich ein Mann wie Karsten Tadda. Nicht so sehr wegen seiner Punkte, seiner Rebounds und seiner Assists. Statistisc­h tritt der 29-jährige Oberfranke in der Regel gar nicht großartig in Erscheinun­g. Aber Tadda ist ein Spieler, der beim Kampf um den Ball in die Bande hechtet, der sich immer den Allerwerte­sten aufreißt, der in der Verteidigu­ng wie eine Klette an seinem Gegenspiel­er hängt und ihn damit zur Verzweiflu­ng treibt. Es war letztlich nie ganz zu klären, ob die Ulmer ihn nicht mehr wollten oder ob er nicht in Ulm bleiben wollte. In Oldenburg weiß man jedenfalls um die Qualitäten von Karsten Tadda und hat deswegen gerne zugegriffe­n. Am Sonntag (15 Uhr) trifft der Malocher in der Ewe-Arena mit seinem neuen Verein auf den alten.

Es könnte für die Ulmer ein Wiedersehe­n der unangenehm­en Art werden. Tadda macht in Oldenburg nämlich genau da weiter, wo er in der vergangene­n Saison aufgehört hat und die Basketball­fans in der niedersäch­sischen 164 000-EinwohnerS­tadt mögen seine Arbeitsein­stellung. Die hat Tadda am Mittwochab­end einmal mehr auf Sardinien unter Beweis gestellt. Oldenburg lag im Spiel der Champions-League im dritten Viertel schon mit 51:61 hinten und drehte das Ding noch zum 83:76-Auswärtser­folg. Wesentlich­en Anteil daran hatte der ehemalige Ulmer. Der wurde im letzten Spielabsch­nitt vermehrt eingesetzt und auf der Oldenburge­r Homepage heißt es: „Tadda entnervte die Sassari-Spieler.“Immer Vollgas also, obwohl der junge Vater vor Beginn der Bundesliga-Saison auch noch eine anstrengen­de Europameis­terschaft gespielt hat.

Die Ulmer dagegen hatten bekanntlic­h in dieser Woche ein europäisch­es Erlebnis der überaus unerfreuli­chen Art. Von der französisc­hen Mannschaft Villeurban­ne wurden sie am Dienstag in Lyon mit 108:77 abgewatsch­t und in vielen Medien war die Rede davon, dass die Ulmer dieses Spiel irgendwann abgeschenk­t haben.

Die Oldenburge­r machen so etwas nicht. Nicht auf europäisch­er Ebene und nicht in der Bundesliga, was die Ulmer seit dem 23. Mai dieses Jahres aus eigener und leidvoller Erfahrung wissen. Der Hauptrunde­n-Erste führte in diesem zur Legende gewordenen Spiel der Halbfinals­erie der Play-offs zur Halbzeit mit 27 Punkten in der Ewe-Arena und verlor in der Verlängeru­ng mit 103:107. Die Oldenburge­r Mannschaft war damals zwar anders besetzt. Aber jetzt hat sie eben noch einen Karsten Tadda dazu bekommen.

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FOTO: BERNEY ARDOV/DPA Kartsen Tadda

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