Boris Becker geht zum Angriff über
In einem Interview bestreitet der frühere Tennisprofi, zahlungsunfähig zu sein
MÜNCHEN (SID/dpa) - Boris Becker geht in die Offensive: In einem Interview versichert der frühere Tennisprofi, er sei nicht zahlungsunfähig. Zugleich räumt er Fehler ein und rechnet mit seinem früheren Geschäftspartner Hans Dieter Cleven ab. Dieser behauptet, Becker schulde ihm 40 Millionen Franken. Und in London streitet er in einem Insolvenzverfahren mit einer Privatbank um mehrere Millionen Euro.
Nein, Boris Becker versteckt sich nicht. Am Freitag und Samstag pokerte er im tschechischen Rozvadov um ein Preisgeld von zehn Millionen Dollar – allerdings erfolglos. Becker schied vorzeitig aus. Am Samstagabend schaffte er es deshalb noch pünktlich in die Alte Oper in Frankfurt. Dort wurde der 49-Jährige beim Sportpresseball als „Legende des Sports“ausgezeichnet. Eigentlich hätte das schon im Jahr 2008 passieren sollen, doch damals hatten terminliche Gründe die Übergabe des „Pegasos“verhindert. „Der Sport hat mich zu dem gemacht, was ich bin – in guten wie in schlechten Zeiten“, sagte Becker nach der Übergabe der Trophäe – dann war er auch schon wieder weg.
Wesentlich wortreicher äußerte er sich am Wochenende in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“. Behauptungen, er sei zahlungsunfähig, seien falsch. „Es ist irrsinnig zu glauben, ich sei pleite“, betont er. Und er klingt, als habe er Oberwasser. „Ich sehe meine aktuelle Situation als große Chance, mit meiner Vergangenheit aufzuräumen und meine Zukunft neu zu gestalten. Das bin ich meiner Familie schuldig.“
Offensichtlich überzeugt von sich und seiner Situation geht Becker verbal zum Angriff auf seinen ehemaligen Geschäftspartner und „Mentor“Hans Dieter Cleven über. Dieser fordert vom dreimaligen Wimbledonsieger 40 Millionen Schweizer Franken (35 Millionen Euro). „Ich schulde Herrn Cleven kein Geld“, betont Becker, und ja, „ich werde beweisen, dass das, was er erzählt, nicht stimmt.“Becker wirft Cleven vor, ihn ausgenutzt zu haben, gibt aber auch zu, blauäugig gewesen zu sein. „Heute ist mir klar, dass er nicht einfach ein Tennis- oder ein Wimbledon-Fan war, der dem Menschen Boris Becker helfen wollte“, sagt er. Aus der einstigen Partnerschaft sei „ein Kampf“geworden, „und der ist ausgeartet in Anschuldigungen und absurden Forderungen wie den 40 Millionen“. Was Cleven da behaupte, sei eine „bodenlose Unverschämtheit“. Tatsächlich sei es so, dass Cleven ihm „90 000 Franken Verfahrenskosten“aus einem ersten Prozess schulde. Becker dröselt in dem Interview auch die Verflechtung an Firmen auf, die Cleven und er selbst nach dem Ende von Beckers Profikarriere gemeinsam gegründet haben.
Ja, gegen ihn als Privatperson laufe ein Insolvenzverfahren, die Ansprüche einer englischen Privatbank gegen ihn persönlich beliefen sich auf „ungefähr 3,5 Millionen Euro plus Zinsen“. Die Forderung bestreite er nicht, strittig sei die Höhe der Zinsen. Seine Firmen aber, versichert er, seien nicht betroffen.
Trotz besagten Insolvenzverfahrens, das ein britisches Gericht im vergangenen Juni gegen ihn eröffnet hat, sei er liquide, versichert Becker in der NZZ. „Ich fahre heute Abend nach Zürich, checke in ein Hotel ein und und bezahle meine Rechnung. Wenn ich insolvent wäre, könnte ich das ja nicht.“Angesprochen auf seine vielen Engagements behauptet Becker: „Ich habe genügend nationale und internationale Partnerschaften, mit denen ich Erträge verdiene, die es mir erlauben, meine Mitarbeiter weiter pünktlich zu bezahlen und auch mein Leben in einem normalen Rahmen weiterzuführen.“
„Der erste Satz ist gespielt“
Becker hat seit dem 23. August als Head of Men’s Tennis des Deutschen Tennis Bundes (DTB) die Gesamtverantwortung für das männliche Spitzentennis in Deutschland inne. Bezahlt wird er dafür nicht. Zudem arbeitete er zuletzt als Experte für die Fernsehsender Eurosport und BBC, weiter ist der frühere Weltranglistenerste für verschiedene Unternehmen als Werbegesicht tätig. Die Marke Boris Becker „brennt gerade“, ist er sich sicher.
Am 20. Juni 2018 endet das Insolvenzverfahren gegen Becker in Großbritannien. Mit einem Insolvenzverwalter arbeitet er es auf, und „praktisch jede Woche“, sagt er, „stoßen wir auf neue Details“, die auch den Experten stutzig machten. Er wolle die ganze Wahrheit erfahren, sagt Becker, und beteuert: „Ich habe kein Problem, zu meinen Fehlern zu stehen, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Aber ich büße nicht für etwas, das ich nicht getan habe.“
Becker zeigt sich zuversichtlich, das Spiel um die angeblichen Millionenschulden herumreißen zu können. „Um in der Tennis-Terminologie zu bleiben: Der erste Satz ist gespielt. Nun stehen wir im zweiten, ich habe eben ein Break gemacht und schlage nun auf.“