Kunst für die Wüste
In Abu Dhabi eröffnet ein Ableger des Louvre – Spektakulärer Neubau von Jean Nouvel
PARIS (AFP) - Kunst in die Wüste zu tragen ist das Ziel von Louvre-Präsident Jean-Luc Martinez. Heute ist seine Mission erfüllt: Dann weiht Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Abu Dhabi den ersten Ableger des weltberühmten Kunsttempels im Ausland ein. Am Samstag eröffnet der „Louvre des Sandes“dann für Besucher des Emirats.
Der französische Architekt Jean Nouvel hat den weißen Bau direkt am Meer auf der Insel Saadijat errichtet. „Ich wollte mit dieser Idee der Offenheit spielen: eine Wüste, die sich zum Wasser hin öffnet“, sagte der Gewinner des Pritzker-Architekturpreises kürzlich.
Überspannt wird der Bau von einer Kuppel von 180 Metern Durchmesser. Sie wirkt wie ein Spitzengewebe und wirft Licht ins Innere des Gebäudes und erinnert damit an die Glaspyramide von US-Architekt I.M. Pei, die seit 1989 im Innenhof des Pariser Louvre steht.
Die Idee sei gewesen, „ein universelles Museum zu schaffen, das erste der arabischen Welt“, sagt Louvre-Präsident Martinez. Hunderte Werke aus aller Welt werden dort zu sehen sein, von der Antike bis zur zeitgenössischen Kunst.
Die Sammlung für das neue Museum war im Jahr 2009 mit dem Aufkauf eines Piet Mondrian für 21,5 Millionen Euro gestartet worden, weitere Leihgaben sind von bekannten französischen Museen wie Schloss Versailles und dem Musée d'Orsay zugesagt. Darunter sind ein Selbstporträt von Vincent van Gogh und Leonardo da Vincis Gemälde „La Belle Ferronnière“.
Abu Dhabi hat für das neue Museum eine Vereinbarung mit Frankreich geschlossen, die unter anderem die Überlassung des Namens „Louvre“für 30 Jahre und Wechselausstellungen vorsieht. Insgesamt nimmt Frankreich dadurch fast eine Milliarde Euro ein. Das Museum erstreckt sich über 64 000 Quadratmeter. Davon sind 6000 Quadratmeter für die Dauerausstellung und 2000 Quadratmeter für wechselnde Schauen vorgesehen.
Französischer Exportartikel
Martinez betont, der Louvre in Abu Dhabi sei und bleibe ein „Sonderfall“. Weitere Auslandsableger sind nicht geplant, kaum jemand kann so viel Geld aufbringen wie die Scheichs. Nur im nordfranzösischen Lens gibt es bisher eine LouvreZweigstelle, die die ehemalige Bergbauregion mit hoher Arbeitslosigkeit aufwerten soll.
Der Louvre ist nicht das einzige Exportgut Frankreichs. In Abu Dhabi hat auch die renommierte Universität Sorbonne eine Zweigstelle. Zudem gibt es gemeinsame Projekte im Bereich erneuerbarer Energien – wichtig in Zeiten immer knapper werdender Erdölressourcen.