Archäologen graben in der Innenstadt
Das Landesdenkmalamt rechnet in Ehingen mit Funden aus dem Mittelalter
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EHINGEN - Erst kürzlich hat der Bagger die Häuser an der Sonnen- und Schulgasse in der Ehinger Altstadt zum Einstürzen gebracht, jetzt macht sich ein Archäologen-Team ans Werk und untersucht, was die Schichten darunter verbergen. Es dokumentiert in den kommenden Monaten vor allem die Mauerreste, die ans Licht kommen und sammelt so Hinweise auf die mittelalterlichen Siedlungsstrukturen in Ehingen. Erst danach kann hier schließlich gebaut werden.
Mit einer Kelle streicht Archäologin Janina Lamowski vorsichtig über den Boden. Schon findet sie drei Scherben. „Die sind nicht besonders alt“, sagt sie sofort. „So 18./19. Jahrhundert.“Doch wisse sie noch nicht, was sie weiter unten erwartet. Acht Mitarbeiter der Grabungsfirma Archäograph haben am Montag damit begonnen, die oberste Schuttschicht an der Sonnengasse mit einem kleinen Bagger abzutragen und die Lage darunter zu dokumentieren. Hier sind sie bereits auf Mauerreste vom Vorgängergebäude gestoßen.
„Was man hier sieht, sind alles Auffüllschichten, vom Menschen gemacht“, erklärt Archäologin Melanie Zobl. „Darin findet man viel Keramik, Knochen und Holzkohle.“Alle diese kleineren Funde werden in Plastiktüten gepackt, später gewaschen, datiert, katalogisiert und an das Landesdenkmalamt geschickt. Einige Fundbeutel sind am Dienstag schon gefüllt. Wenn die Archäologen auf den wirklichen Erdboden stoßen, ist für sie Schluss. „So sechs bis sieben Meter geht es hier aber schon runter“, sagt Zobl. „Interessant sind wohl die ersten zwei Meter.“
Die Grabungsarbeiten werden etwa ein halbes Jahr dauern, erklärt Beate Schmid vom Landesamt für Denkmalpflege. „Je nachdem, wie viel wir finden.“Der Bereich in der Ehinger Innenstadt, wo die Volksbankhöfe entstehen sollen, sei „ein Bereich, indem man mit mittelalterlicher Bebauung rechnen muss.“Lediglich die Fläche unter dem alten Volksbankgebäude sei „archäologisch tot“. In manchen der abgerissenen Häuser seien noch kleine Keller aus dem Mittelalter vorhanden gewesen, erklärt die Mitarbeiterin des Landesdenkmalamts. „Diese Keller wurden bereits untersucht.“
Jetzt werden wohl noch mehr alte Keller und Fundamente ans Tageslicht kommen, erklärt Beate Schmid. Auch auf Brunnen und Latrinen könne man stoßen. In Verfüllungen könnten das Team zudem auf Fundmaterial aus der Zeit stoßen: „Hier sind zerbrochene Gefäße aus Keramik und Glas denkbar, Gürtelschnallen, was auch immer“, so Schmid. Ofenkacheln könnten einen Rückschluss darauf erlauben, wie die Häuser damals innen aussahen. Die Überreste können zudem Hinweise auf die Benutzer der Häuser im Mittelalter geben – etwa, ob sich darunter Handwerksbetriebe befanden.
Je tiefer sich die Archäologen vor Ort graben, desto tiefer graben sie sich in die Vergangenheit. „Wir können hier mit Funden aus dem Hochmittelalter rechnen“, sagt Melanie Zobl. „Das ist unsere Hoffnung.“
Mit Schaufel und Spaten
Den Bagger setzen die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit nur hin und wieder ein und wenn, dann sehr vorsichtig. „Er könnte die Mauerreste zerreißen“, erklärt Zobl. Die Hauptwerkzeuge der Archäologen sind Schaufel, Spaten, Kelle und Besen zum Mauerputzen. Dass die Grabung so spät im Jahr stattfinde, sei ungewöhnlich, sagt Zobl. Im Winter müsse man als Archäologe schon wetterfest sein. Bereits im Frühjahr soll dann der Bau der neuen Gebäude starten. „Bis dahin sollten wir fertig sein.“