Vor allem an kleinen Schulen fehlen Lehrer
Achim Schwarz vom Staatlichen Schulamt schildert im Kreistag die Situation
●
ULM - Keine konkreten Zahlen zur aktuellen Lehrerversorgung kann das Staatliche Schulamt Biberach derzeit nennen. Der Pflichtbereich sei zu Schuljahresanfang abgedeckt gewesen, sagte Achim Schwarz, der kommissarische Leiter der Behörde, am Montag im Kreistag des Alb-Donau-Kreises. Nicht alle zur Verfügung stehenden Stellen könnten mangels Bewerbern besetzt werden, führte Schwarz weiter aus: 176 Lehrer seien in den Ruhestand gegangen, 154 Pädagogen seien neu eingestellt worden. Demnach gibt es so gut wie keine Lehrer im Schulamtsbezirk, die plötzlich auftretende Lücken schließen oder spezielle Angebote, die nicht zum Pflichtprogramm einer Schule gehörende Aufgaben wahrnehmen könnten.
Es sei von einer „dynamischen Situation“zu sprechen, täglich ergibt sich nach Schwarz’ Worten die Lage neu. Auch führte Schwarz aus, dass es „schulartspezifische, regionale Unterschiede gebe“. Es sei beispielsweise schwieriger, für kleinere Schulen auf dem Land junge Pädagogen zu gewinnen als für Schulen in Ulm oder in den größeren Städten im Schulamtsbezirk wie Ehingen oder Biberach, führte Schwarz nach einer Anfrage von Robert Jungwirth (Grüne) aus und ergänzte: „Es gibt keine Bewerberlage.“In Ulm aber seien von 400 Lehrerstellen nur zwölf unbesetzt.
Schulleiter dringend gesucht
Das Staatliche Schulamt Biberach, das für Schulkindergärten, Grundschulen, Sonderpädagogische Bildungsund Beratungszentren, Haupt- und Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen zuständig ist, muss zudem im laufenden Schuljahr zehn Schulleiterstellen neu besetzen. An den Schulen in Weilersteußlingen, Kirchen, Dellmensingen, Ringingen, Heroldstatt, Albeck, Obermarchtal, Schelklingen, Weidenstetten und der Schmiechtalschule in Ehingen werde es voraussichtlich schwer, junge Kollegen für Führungsaufgaben zu gewinnen, blickte Schwarz voraus. Mit den Personalsorgen steht das Staatliche Schulamt Biberach nicht alleine da. Erst vor einigen Tagen hatten die Landtagsabgeordneten Timm Kerne (FDP) und Martin Rivoir (SPD) in kleinen Anfragen an die Landesregierung Aufklärung verlangt, nachdem vor allem aus dem Bereich Blaubeuren heftige Klagen betroffener Eltern publik geworden waren. Die Antworten stehen aus.
Im Sommer hatte das Kultusministerium angekündigt, an zahlreichen Stellschrauben zu drehen, um die Lücke von derzeit 700 unbesetzten Lehrerstellen im laufenden Schuljahr zu schließen. „Gegenwärtig besteht die Herausforderung darin, unter den Bedingungen eines Bewerbermangels einerseits und neuer bildungspolitischer Herausforderungen andererseits eine stabile Unterrichtsversorgung zu gewährleisten“, hatte Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) gesagt.
Der Engpass – auch im Bereich des Staatlichen Schulamts Biberach – ist Folge einer überdurchschnittlich hohen Pensionierungswelle und neuer Aufgaben für die Schulen. Darunter fallen der Ausbau des Ganztagsangebotes und die Integration behinderter Schüler sowie steigende Schülerzahlen. Als weiteren Grund für den Mangel nannte Eisenmann den Wegfall eines gesamten Jahrgangs von rund 400 Neubewerbern für die Grundschulen, weil deren Studienzeit auf acht Semester verlängert worden war. „Wir haben kein Ressourcenproblem, wir haben ein Bewerberproblem“, resümierte sie. Insgesamt seien 5000 Stellen an den Schulen im Land neu besetzt worden.
Landrat kritisiert Regierung: „Nie vorausschauend!“
Im Kreistag kritisierte Landrat Heiner Scheffold die Personalpolitik des Landes heftig: „Das Land hat noch nie vorausschauend geplant“, sagte Scheffold: „Jahrelang hat man nur Bewerber mit einer Note von 1,0 eingestellt, fünf Jahre später war das Geschrei groß.“