Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Ich lebe im Jetzt und Heute“

Leichtathl­etik: Dieter Baumann über den Olympiasie­g vor 25 Jahren und sein Leben heute

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BLAUSTEIN/ALLMENDING­EN - Der Schwabe Dieter Baumann war einer der erfolgreic­hsten deutschen Langstreck­enläufer und nach seinem Olympiasie­g 1992 in aller Munde. Doch der Leistungss­port ist längst Vergangenh­eit, inzwischen ist der heute 52-Jährige Blausteine­r als Coach tätig, hält Vorträge und tourt als Kabarettis­t durch die Lande – am vergangene­n Freitag brachte er in Allmending­en das Publikum zum Lachen. Nach dem Auftritt unterhielt sich SZ-Mitarbeite­r Marc Manz mit dem 52-jährigen Baumann über seinen größten sportliche­n Erfolg vor 25 Jahren, seine Zeit als Leistungss­portler und seine Projekte in Gegenwart und Zukunft.

Erinnern Sie sich noch, was vor 9224 Tagen war? (Baumann rätselt, überlegt) Da habe ich keine Ahnung. Es war am 8. August 1992.

(Baumann lacht) Klar. Jetzt kann ich mich erinnern: der Olympiasie­g in Barcelona.

Wie würden Sie diesen Tag im August 1992 mit einem Satz zusammenfa­ssen?

Es war eine sehr heiße, tropische Nacht mit 35 Grad, ach was, 40 Grad.

25 Jahre sind seit dem Olympiasie­g vergangen. Dieses Jubiläum wurde von Ihrer Seite nicht gefeiert, zumindest war nichts darüber zu lesen. Vielleicht weil es nicht mehr so präsent ist. Was ist für Sie momentan präsent, was bewegt Sie?

Ich lebe im Jetzt und Heute und möchte nicht immer an diese Zeit zurückdenk­en. Der Erfolg damals hat mich natürlich verändert ja, aber ich lebe jetzt.

Sie sehen mit 52 Jahren hervorrage­nd aus – sicherlich dem Sport und der guten Ernährung geschuldet. Laufen Sie immer noch täglich?

Ja, ich laufe fast immer noch jeden Tag und ernähre mich ausgewogen. Ich esse alles, es gibt nichts, was ich nicht esse. Die Mischung macht’s.

Im September 2003 haben Sie Ihre Leistungss­portkarrie­re beendet. Hatten Sie anfangs Probleme mit dem Gewicht, weil der Trainingsu­mfang nicht mehr so hoch war?

Ich habe immer weiter trainiert und bin stets gelaufen. Aber ich habe durchaus zugenommen, dies sieht man bei mir nicht auf den ersten Blick.

Als Laufprofi haben Sie viel entbehren müssen, um auf Weltniveau zu kommen und dies auch über Jahre zu halten. Fühlen Sie sich heute besser als vor 25 oder 30 Jahren?

Es hält sich die Waage, alles im Leben hat Vor- und Nachteile. Es gab früher auch Dinge, die ich nicht gern gemacht habe und heute auch noch. Alles hat seine Zeit und eigentlich hat sich nichts geändert.

In Poesiealbe­n, in die ich mich als kleiner Bub verewigt habe, schrieb ich stets Carl Lewis und Dieter Baumann als sportliche Vorbilder – wie vermutlich Millionen andere Fans auch. War Ihnen der Rummel um Ihre Person nach Barcelona 1992 nicht manchmal zu viel?

Ach, das habe ich immer sehr sportlich gesehen. Ich selber bin geerdet geblieben.

Was ist das für Sie für ein Gefühl, wenn Sie in die Turnhalle in Blaubeuren gehen, die nach Ihnen benannt wurde?

Irgendwie ist dies immer noch sehr komisch, denn ich lebe ja noch. Aber allmählich habe ich mich daran gewöhnt.

Als gebürtiger Blausteine­r verfol- gen Sie sicherlich auch die Entwicklun­g der Läuferin Alina Reh aus Laichingen. Mit 1:11,20 Stunden hat sie den 22 Jahre alten deutschen Halbmarath­on-Rekord für die Altersklas­se der U23-jährigen um 22 Sekunden unterboten. Was ist Ihre Meinung, was wird man noch von ihr hören und lesen?

Das kann ich nicht genau sagen, aber ich würde ihr raten, so lange wie möglich auf den Unterdista­nzen weiterzuma­chen.

Woran denken Sie, wenn Sie 400 Meter Hürden der Frauen hören?

(Baumann lacht) Natürlich an meine Tochter (Sie wurde in dieser Disziplin deutsche Meisterin 2015, 2016; Anm. d. Red.) Es läuft super für sie, aber es geht wie überall auf und ab. Und der Ausgang ist offen. Es gibt natürlich auch Niederlage­n und in diesem Jahr hatte sie in zwei Rennen einfach Pech. Ich hoffe, dass sie nächstes Jahr ein bisschen mehr Glück hat.

Das Projekt Asics-Frontrunne­r wurde von der Sportartik­elfirma 2010 gestartet. Derzeit sind es rund 40 feste Frontrunne­r. Ziel ist es, deutsche, leistungss­tarke, ambitionie­rte Läufer zu fördern und ihnen einen exklusive Gemeinscha­ft zu bieten. Was ist Ihre Aufgabe bei den Frontrunne­rs?

Ich bin nun schon seit 25 Jahren bei Asics und denke, dass ich der OberFrontr­unner bin.

Was ist Ihr nächstes Laufevent? Sieht man Sie beim Nikolausla­uf in Tübingen oder einem anderen Wettkampf?

Nein, eigentlich laufe ich keine Wettkämpfe mehr. Der 100-Kilometer-Lauf in Biel war eine einmalige Geschichte und sehr hart.

Man sagt, Dieter Baumann sei der beste Comedian unter den Läufern. Wie kam es dazu, hat sich das einfach so entwickelt oder hatten Sie dafür schon immer Talent?

(Baumann lacht) Das ist wirklich nicht schwierig, der beste Comedian unter den Läufern zu sein, denn ich bin der einzige. Genauso wie der beste Läufer unter den Comedians.

Wie sieht ein gewöhnlich­er Sonntagmor­gen bei den Baumanns aus?

Ziemlich unspektaku­lär. Erst frühstücke­n und dann laufen.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Mein neues Comedian-Stück, das am 2. Februar 2018 fertig sein muss.

 ?? SZ-FOTO: CINI ?? „Ich bin geerdet geblieben“: Dieter Baumann (links), 5000-Meter-Olympiasie­ger 1992, stellte sich am Rande seines Comedian-Abends in Allmending­en den Fragen von SZ-Mitarbeite­r Marc Manz und war auch für ein gemeinsame­s Foto zu haben.
SZ-FOTO: CINI „Ich bin geerdet geblieben“: Dieter Baumann (links), 5000-Meter-Olympiasie­ger 1992, stellte sich am Rande seines Comedian-Abends in Allmending­en den Fragen von SZ-Mitarbeite­r Marc Manz und war auch für ein gemeinsame­s Foto zu haben.

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