Bahn frei für die vergrößerten Sedelhöfe
Bauausschuss macht den Weg frei für die Einbeziehung eines Hauses, das einem runderneuerten Übergang von Bahnhof und Einkaufsmeile lange im Weg stand
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ULM - Seit mindestens sieben Jahren wird über das Einkaufsquartier Sedelhöfe diskutiert, das nach langem Ringen nun gegenüber des Bahnhofs gebaut wird. Genauso lange hält schon die Diskussion über das Gebäude am Bahnhofsplatz 7 in direkter Nachbarschaft an. Immer hieß es: Dies steht einer wirklich guten Entwicklung eines verbindenden Tors von Fußgängerzone und Bahnhof im Weg. Am Dienstagabend ebnete der gemeinhin für eine Entscheidung im Gemeinderat maßgebende Bauausschuss genau diesen Weg für eine Einbeziehung des Grundstücks in das Projekt des Investors DC Development. Damit steigt die Investitionssumme nach Angaben der Hamburger Firma von 210 Millionen Euro auf insgesamt 245 Millionen.
Nachdem jüngst die Erbbaurechte an Haus und Grund des Objekts Bahnhofplatz 7 ausgelaufen sind, konnten die Hamburger (wie berichtet) die Immobilie, die zu Beginn der 1970er Jahre gebaut wurde, aufkaufen. Das Zeitfenster, hier einen Neubau zu errichten, ist jedoch nach den Ausführungen des Ulmer Baubürgermeisters Tim von Winning sehr eng. Nur wenn das Gebäude, in dem derzeit unter anderem noch sechs Ärzte ihre Praxen haben, im Frühjahr abgerissen werde, könnte es noch in einem Rutsch mit den restlichen Sedelhöfen errichtet werden.
Zeitplan zur Eröffnung im Jahr 2019 in Gefahr
Der ehrgeizige Zeitplan von Stadt und Investor scheint nun umgesetzt zu werden: Sechs renommierte Architektenbüros, darunter auch jenes, das für die Sedelhöfe verantwortlich ist, machen nun per Wettbewerb bis Februar kommenden Jahres den besten Entwurf unter sich aus. Nach einem Satzungsbeschluss will der Investor schon in einem Jahr mit dem Bau beginnen. Eine Eröffnung des Gesamtprojekts erst 2020, bisher geplant ist 2019, müsse nach Angaben des Investors deswegen in Erwägung gezogen werden. Möglich sei aber auch, dass die Häuser im Bereich des kommenden Albert-Einstein-Platzes schon 2019 zum Weihnachtsgeschäft eröffnet werden.
Einig waren sich die Ausschussmitglieder weitgehend, dass den Architekten im Wettbewerb große Freiheit eingeräumt werden soll. Festgezurrt ist lediglich das Baufeld, eine bestimmte Breite der Bahnhofstraße und sechs Vollgeschosse. Im Ulmer Bauausschuss zeigte sich allerdings, dass es auch Widerstand gegen die Eile gibt. Auch wenn mehr Zeit kein Mittel gegen das Grundproblem sein kann: Der Gemeinderat liegt sozusagen in Ketten. Denn die Sedelhöfe sind mittlerweile so weit fortgeschritten und sogar schon verkauft, dass grundlegende Eingriffe in die Planung und in die Statik nicht mehr möglich sind.
Als „nicht sinnvoll“stufte Baubürgermeister von Winning Überlegungen ein, einen Neubau aufzuteilen, sodass die Bahnhofstraße einen „Durchstich“zum Bahnhof erhalten würde. Die Häuser würden zu klein, die Flächengrundrisse wenig attraktiv. Dass mehrere Gebäude die geplante und in Umsetzung befindliche Orientierung des Stadteinganges zerstückeln würden, befürchtet auch der Investor. Ein Labyrinth als Eingang zur Fußgängerzone wäre nicht im Sinne Ulms.
Erleichterung herrschte deswegen Dienstagabend beim Investor, nachdem klar ist, dass wohl die Mehrheit des Gemeinderats diesen Argumenten folgt. Wie DC Development auf Nachfrage mitteilt, seien seit Bekanntwerden des Aufkaufs des Grundstück bereits „ein Dutzend Anfragen von Hotelbetreibern“eingegangen. Aktuell spreche die Firma „intensiv“mit vier Hotelbetreibern, die alle eine Ergänzung zum Ulmer Markt darstellen, so formuliert es die Pressesprecherin, und sich gut am Eingangstor zur Fußgängerzone machen würden.
Klar ist nun, dass die sechs Arztpraxen im Bahnhofsplatz 7 keine Zukunft in diesem Gebäude haben. Wie von Winning auf Nachfrage aus dem Gremium sagte, seien die Mietverträge ordnungsgemäß gekündigt worden. Es sei grundsätzlich die Aufgabe der Ärzte, sich neue Praxen zu suchen. Möglicherweise ergibt sich auch in den Sedelhöfen eine Übergangslösung? Der Investor habe zumindest Hilfe versprochen, wie von Winning sagte.
Das Projekt der Sedelhöfe wird durch die Einbeziehung von mehr Grund nicht grundsätzlich verändert, so der Baubürgermeister. Die Begrenzungen der Verkaufsflächen und der Sortimente bleibe nach wie beschlossen bestehen.