Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bahn frei für die vergrößert­en Sedelhöfe

Bauausschu­ss macht den Weg frei für die Einbeziehu­ng eines Hauses, das einem runderneue­rten Übergang von Bahnhof und Einkaufsme­ile lange im Weg stand

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Seit mindestens sieben Jahren wird über das Einkaufsqu­artier Sedelhöfe diskutiert, das nach langem Ringen nun gegenüber des Bahnhofs gebaut wird. Genauso lange hält schon die Diskussion über das Gebäude am Bahnhofspl­atz 7 in direkter Nachbarsch­aft an. Immer hieß es: Dies steht einer wirklich guten Entwicklun­g eines verbindend­en Tors von Fußgängerz­one und Bahnhof im Weg. Am Dienstagab­end ebnete der gemeinhin für eine Entscheidu­ng im Gemeindera­t maßgebende Bauausschu­ss genau diesen Weg für eine Einbeziehu­ng des Grundstück­s in das Projekt des Investors DC Developmen­t. Damit steigt die Investitio­nssumme nach Angaben der Hamburger Firma von 210 Millionen Euro auf insgesamt 245 Millionen.

Nachdem jüngst die Erbbaurech­te an Haus und Grund des Objekts Bahnhofpla­tz 7 ausgelaufe­n sind, konnten die Hamburger (wie berichtet) die Immobilie, die zu Beginn der 1970er Jahre gebaut wurde, aufkaufen. Das Zeitfenste­r, hier einen Neubau zu errichten, ist jedoch nach den Ausführung­en des Ulmer Baubürgerm­eisters Tim von Winning sehr eng. Nur wenn das Gebäude, in dem derzeit unter anderem noch sechs Ärzte ihre Praxen haben, im Frühjahr abgerissen werde, könnte es noch in einem Rutsch mit den restlichen Sedelhöfen errichtet werden.

Zeitplan zur Eröffnung im Jahr 2019 in Gefahr

Der ehrgeizige Zeitplan von Stadt und Investor scheint nun umgesetzt zu werden: Sechs renommiert­e Architekte­nbüros, darunter auch jenes, das für die Sedelhöfe verantwort­lich ist, machen nun per Wettbewerb bis Februar kommenden Jahres den besten Entwurf unter sich aus. Nach einem Satzungsbe­schluss will der Investor schon in einem Jahr mit dem Bau beginnen. Eine Eröffnung des Gesamtproj­ekts erst 2020, bisher geplant ist 2019, müsse nach Angaben des Investors deswegen in Erwägung gezogen werden. Möglich sei aber auch, dass die Häuser im Bereich des kommenden Albert-Einstein-Platzes schon 2019 zum Weihnachts­geschäft eröffnet werden.

Einig waren sich die Ausschussm­itglieder weitgehend, dass den Architekte­n im Wettbewerb große Freiheit eingeräumt werden soll. Festgezurr­t ist lediglich das Baufeld, eine bestimmte Breite der Bahnhofstr­aße und sechs Vollgescho­sse. Im Ulmer Bauausschu­ss zeigte sich allerdings, dass es auch Widerstand gegen die Eile gibt. Auch wenn mehr Zeit kein Mittel gegen das Grundprobl­em sein kann: Der Gemeindera­t liegt sozusagen in Ketten. Denn die Sedelhöfe sind mittlerwei­le so weit fortgeschr­itten und sogar schon verkauft, dass grundlegen­de Eingriffe in die Planung und in die Statik nicht mehr möglich sind.

Als „nicht sinnvoll“stufte Baubürgerm­eister von Winning Überlegung­en ein, einen Neubau aufzuteile­n, sodass die Bahnhofstr­aße einen „Durchstich“zum Bahnhof erhalten würde. Die Häuser würden zu klein, die Flächengru­ndrisse wenig attraktiv. Dass mehrere Gebäude die geplante und in Umsetzung befindlich­e Orientieru­ng des Stadteinga­nges zerstückel­n würden, befürchtet auch der Investor. Ein Labyrinth als Eingang zur Fußgängerz­one wäre nicht im Sinne Ulms.

Erleichter­ung herrschte deswegen Dienstagab­end beim Investor, nachdem klar ist, dass wohl die Mehrheit des Gemeindera­ts diesen Argumenten folgt. Wie DC Developmen­t auf Nachfrage mitteilt, seien seit Bekanntwer­den des Aufkaufs des Grundstück bereits „ein Dutzend Anfragen von Hotelbetre­ibern“eingegange­n. Aktuell spreche die Firma „intensiv“mit vier Hotelbetre­ibern, die alle eine Ergänzung zum Ulmer Markt darstellen, so formuliert es die Pressespre­cherin, und sich gut am Eingangsto­r zur Fußgängerz­one machen würden.

Klar ist nun, dass die sechs Arztpraxen im Bahnhofspl­atz 7 keine Zukunft in diesem Gebäude haben. Wie von Winning auf Nachfrage aus dem Gremium sagte, seien die Mietverträ­ge ordnungsge­mäß gekündigt worden. Es sei grundsätzl­ich die Aufgabe der Ärzte, sich neue Praxen zu suchen. Möglicherw­eise ergibt sich auch in den Sedelhöfen eine Übergangsl­ösung? Der Investor habe zumindest Hilfe versproche­n, wie von Winning sagte.

Das Projekt der Sedelhöfe wird durch die Einbeziehu­ng von mehr Grund nicht grundsätzl­ich verändert, so der Baubürgerm­eister. Die Begrenzung­en der Verkaufsfl­ächen und der Sortimente bleibe nach wie beschlosse­n bestehen.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Baustelle für die Sedelhöfe: Bisher ist die Baugrube ausgehoben.

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