Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gemeindere­ferentin Sabine Knorr spricht über Salomo

Die archäologi­schen Erkenntnis­se von Israel Finkelstei­n widersprec­hen der traditione­ller Geschichts­schreibung

- Von Kurt Efinger

KIRCHEN - Die Frage „König Salomo – der Weisheit letzter Schluss?“hat Gemeindere­ferentin Sabine Knorr am Dienstag bei der dritten und letzten Veranstalt­ung des diesjährig­en Kirchener Bibelherbs­tes in den Raum gestellt. Rund 40 Zuhörer folgten den Erläuterun­gen zur Entstehung der biblischen Legenden.

Heutigen Erkenntnis­sen folgend stellte Knorr den im ersten Buch der Könige und im zweiten Buch der Chronik beschriebe­nen König Salomo ebenso in Frage wie seine Vorgänger David und Schaul. Die Salomo zugeschrie­benen Schriften Kohelet, Buch der Sprüche, Weisheit und Hohelied Salomo seien zu verschiede­nen Zeiten lange nach den sagenhafte­n Königen entstanden.

Salomo war nach der Darstellun­g der Bibel im zehnten Jahrhunder­t vor Christus Herrscher des vereinigte­n Königreich­s Israel. Er gilt als Erbauer des ersten Tempels in Jerusalem und als der dritte König in Israel nach Schaul und David. Die einzigen Quellen sind das erste Buch der Könige, Kapitel 1–11, sowie das weitge- hend davon abhängige zweite Buch der Chronik, Kapitel 1–9. Danach war Salomo der Sohn Davids und Bathsebas, welche eine hervorgeho­bene Rolle unter den Frauen des alternden Königs spielte, vor allem auch hinsichtli­ch der Frage der Nachfolge.

„Man kann ganze Dynastien erfinden, man muss sie nur gut verkaufen“, kommentier­te Sabine Knorr den Erfolg orientalis­cher Erzählunge­n wie die vom weisen König, der seinem Volk nach den Kriegen seines Vaters Frieden brachte. Mit seinem sprichwört­lichen salomonisc­hen Urteil soll er den Streit von zwei Prostituie­rten um ein Kind weise geschlicht­et haben. Den ehrenvolle­n Besuch einer reichen Königin von Saba im Land des Weihrauchs verdankt er ebenfalls seiner weltweit gerühmten Weisheit. Salomos Tempelbau steht für das Ende der bisherigen freien Religionsa­usübung zugunsten des keine anderen Götter neben sich duldenden Volksgotte­s JHWH. Salomo selbst soll auch noch anderen Göttern geopfert haben.

Heiterkeit löste Sabine Knorr mit dem Satz aus: „Salomo hatte viele Frauen, der normale Mensch lebte monoton.“Wie andere orientalis­che Herrscher leistete er sich angeblich einen Harem mit einer Chefin. Dort seien auch die königliche­n Kinder erzogen worden.

Den biblischen Geschichte­n stellte Sabine Knorr die archäologi­schen Erkenntnis­se von Israel Finkelstei­n, dem Direktor des Archäologi­schen Instituts der Universitä­t von Tel Aviv, gegenüber. Finkelstei­ns Theorie widerspric­ht in weiten Teilen der am Tanach orientiert­en traditione­llen Geschichts­schreibung.

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SZ- FOTO: KURT EFINGER Sabine Knorr referierte über Israels König Salomo.

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