Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Machtkampf in der CSU eskaliert

Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner eckt an mit dem Vorschlag einer Urwahl

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MÜNCHEN (dpa) - In der CSU spitzt sich der Machtkampf um die Nachfolge von Parteichef und Ministerpr­äsident Horst Seehofer zu. Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner brachte nun im Gespräch mit Parteifreu­nden eine Urwahl des Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl und sich selber als Bewerberin ins Spiel – und erntete dafür größtentei­ls scharfen Protest. Sie wolle nur Finanzmini­ster Markus Söder als Nachfolger verhindern, kritisiert­en mehrere CSU-Politiker.

Aigner sehe darin eine Chance, die zerstritte­nen Lager in der CSU zu befrieden, hieß es. Darüber habe sie zuletzt mit mehreren führenden Parteifreu­nden gesprochen. Eine Sprecherin Aigners wollte die Berichte weder bestätigen noch dementiere­n. CSU-intern war besprochen worden, dass vor dem Ende der Sondierung­en keine öffentlich­en Personaldi­skussionen geführt werden sollen.

Kultusmini­ster Ludwig Spaenle wies die Idee seiner Kabinettsk­ollegin brüsk zurück. Der Vorschlag sei „ein Lehrbeispi­el für politische­s Leichtmatr­osentum“. Jeder könne sich für alles bewerben. Aber so ein „durchsicht­iges politische­s Manöver“diskrediti­ere das Instrument der Mitglieder­befragung. Finanzstaa­tssekretär Albert Füracker, ebenfalls ein enger Vertrauter Söders, sagte, Aigner werfe anderen Egoismus vor, „hat sich aber selbst sehr genau Gedanken gemacht, wie man sich selbst in Position bringt“.

Unterstütz­ung erhielt Aigner von Ex-Staatskanz­leichefin Christine Haderthaue­r. Sollte Seehofer nicht mehr antreten, „könnte ich dem Vorschlag von Ilse Aigner einiges abgewinnen“, sagte sie.

Seehofer selbst wollte die Berichte nicht kommentier­en. Er beteilige sich nicht an Personaldi­skussionen, „solange wir hier über die historisch wichtige Frage reden, ob eine Regierungs­bildung möglich ist“, sagte er am Rande der Jamaika-Sondierung­en in Berlin. Dies habe die CSU so vereinbart.

Die Debatte über eine Ablösung Seehofers hatte nach dem CSU-Fiasko bei der Bundestags­wahl begonnen. Weite Teile der Partei fordern seinen Rückzug mindestens als Ministerpr­äsident. Seehofer hat angekündig­t, sich nach Ende der JamaikaSon­dierungen erklären zu wollen.

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FOTO: DPA Ilse Aigner hat eine Idee.

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