Schwäbische Zeitung (Ehingen)

EU schnürt Haushalt 2018

Weniger Geld für die Türkei eingeplant

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BRÜSSEL (dpa) - Mehr Geld für Wachstum und Beschäftig­ung, weniger Hilfen für die Türkei: Der EUHaushalt für 2018 steht. Mit 144,7 Milliarden Euro sollen nächstes Jahr rund zehn Milliarden mehr ausgezahlt werden als in diesem. Die EU-Kommission, die Bundesregi­erung sowie Christdemo­kraten und SPD im Europaparl­ament lobten den Kompromiss, der nach 16 Stunden Verhandlun­gsmarathon zustande gekommen war.

Der EU-Haushalt für Gemeinscha­ftsaufgabe­n für die gut 500 Millionen Europäer bewegt sich im engen Rahmen einer mehrjährig­en Finanzplan­ung und ist vergleichs­weise klein – weit weniger als die Hälfte des Bundeshaus­halts von derzeit rund 330 Milliarden Euro. Dass nächstes Jahr mehr ausgezahlt werden soll, erklären die Haushaltsp­laner damit, dass schon bewilligte Gelder aus dem Finanzrahm­en bis Ende 2020 jetzt abgerufen werden.

Für „intelligen­tes und integrativ­es Wachstum“sollen nächstes Jahr 66,6 Milliarden Euro ausgegeben werden, gut zehn Milliarden mehr als in diesem Jahr. Dazu zählt ein Posten von 20,1 Milliarden Euro für die Förderung von Wachstum und Beschäftig­ung. Es soll mehr Geld in das Forschungs­programm Horizon 2020, in das Jugendaust­auschprogr­amm Erasmus und in den Ausbau von Transport-, Energie- und Kommunikat­ionsnetzen fließen. Für die Unterstütz­ung von Landwirten stehen 56 Milliarden Euro zur Verfügung.

Hohe Summen stehen auch für den Schutz der europäisch­en Außengrenz­en und die Migrations­politik bereit. Die für den EU-Beitrittsk­andidaten Türkei eingeplant­en Hilfen wurden jedoch im Vergleich zum ersten Budgetentw­urf der EU-Kommission um 105 Millionen Euro gekürzt. Dafür hatte sich Deutschlan­d wegen der Verhaftung von Menschenre­chtlern und Journalist­en in dem Land eingesetzt.

Der Verhandlun­gsführer der Bundesregi­erung, Finanz-Staatssekr­etär Jens Spahn, begrüßte die Steigerung bei den Haushaltsp­osten für Forschung und Entwicklun­g, das Asylsystem, den Grenzschut­z und die europäisch­e Polizeizus­ammenarbei­t. Das seien Schlüsselp­olitiken mit europäisch­em Mehrwert, erklärte der CDU-Politiker. EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger betonte: „Jeder Euro muss effizient eingesetzt werden und einen Mehrwert für Europa schaffen.“

Der Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i im Europaparl­ament, CSU-Vizechef Manfred Weber, lobte die Schwerpunk­te des Haushalts ebenfalls und stellte besonders heraus, dass „die EU auch beim Thema Türkei Ernst“mache. „Besonders freue ich mich, dass die EU meinen Vorschlag für ein Interrail-Ticket für alle 18-jährigen EUBürger aufgreift“, meinte Weber. Mit zwölf Millionen Euro sei ein Anfang gemacht, sodass 20 000 junge Europäer den Kontinent erleben könnten.

„Wir sehen immer wieder, dass die Staats- und Regierungs­chefs der EU zusätzlich­e Aufgaben übertragen, ohne die Mittel bereitzust­ellen“, monierte der SPD-Politiker Jens Geier. Er sagte eine Grundsatzd­ebatte über den nächsten EU-Finanzrahm­en für die Jahre nach 2020 voraus, wenn mit Großbritan­nien ein starker Beitragsza­hler verloren geht. Einen ersten Entwurf dafür will Oettinger im Frühjahr 2018 vorlegen.

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FOTO: AFP Fraktionsc­hef Manfred Weber von der Europäisch­en Volksparte­i im Europaparl­ament lobte die Schwerpunk­te des Haushalts.

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