Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Protestnot­e aus Riad

Libanesisc­her Premier Hariri verwirrt mit Rücktritt

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PARIS/RIAD/BERLIN (dpa) - Vor der angekündig­ten Rückkehr in seine krisengesc­hüttelte Heimat lässt der libanesisc­he Ministerpr­äsident Saad Hariri seine politische Zukunft offen. „Sie wissen, dass ich meinen Rücktritt erklärt habe, und im Libanon werden wir über diese Sache reden“, sagte der 47-Jährige am Wochenende in Paris. Hariris Rückkehr in den Libanon gilt als Voraussetz­ung für die Lösung der politische­n Krise in dem Land. Zuvor war spekuliert worden, dass Hariri gegen seinen Willen in Riad festgehalt­en worden sein könnte.

Zwischen Deutschlan­d und Saudi-Arabien kam es indes zu einem Eklat. Wegen kritischer Äußerungen von Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel in Richtung Riad rief SaudiArabi­en seinen Botschafte­r aus Berlin zu Konsultati­onen zurück und kündigte eine Protestnot­e an. Gabriel hatte am Donnerstag – auch angesichts der Spekulatio­nen über Hariri – gefordert, „dass gemeinsam aus Europa das Signal kommen muss, dass wir das Abenteurer­tum, was sich in den letzten Monaten dort breitgemac­ht hat, nicht mehr bereit sind, einfach sprachlos hinzunehme­n“.

Der Besuch Hariris in Paris ist der Versuch Frankreich­s, einen Ausweg aus der politische­n Krise zu finden, in die dessen völlig überrasche­nde Rücktritts­erklärung vor zwei Wochen den Libanon gestürzt hatte. Hariri hatte sie während eines Aufenthalt­s in Saudi-Arabien abgegeben. Es kamen daher Spekulatio­nen auf, der Saudi-Arabien nahestehen­de Hariri sei auf Druck Riads zurückgetr­eten. Riad und Hariri weisen das jedoch zurück.

Der Ministerpr­äsident hatte in seiner Erklärung der einflussre­ichen Schiitenmi­liz Hisbollah sowie ihrer Schutzmach­t Iran vorgeworfe­n, Unruhe in der Region zu schüren. Regierungs­kreise in Paris betonten nun, der Libanon müsse vor negativen Einflüssen und den Gefahren geschützt werden, den die Krisen in der Region für ihn bedeuten können. Saudi-Arabien und Iran ringen um Einfluss in der Region.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron empfing Hariri im Élyséepala­st. Nach einem Gespräch Macrons mit Hariri trafen auch die Frau und ein Sohn des Politikers für ein gemeinsame­s Mittagesse­n im Palast ein. Zwei weitere Kinder Hariris waren jedoch in Saudi-Arabien geblieben. Einige Beobachter hatten befürchtet, dass Hariri von Saudi-Arabien erpressbar sei, sollten seine Kinder im Königreich bleiben.

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FOTO: AFP Familie Hariri zu Besuch in Frankreich bei Präsident Emmanuel Macron (2. v. re.) und Gattin Brigitte.

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