Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Geist von Paris lebt

- Von Tobias Schmidt und unseren Agenturen, Berlin/Bonn

D● ie positivste Nachricht nach dem Ende des Weltklimag­ipfels in Bonn: Der Geist von Paris lebt. Die Staatengem­einschaft bleibt geschlosse­n im Kampf gegen die Erderwärmu­ng. Donald Trump ist es nicht gelungen, die Länder zu spalten. Die Abgesandte­n des USPräsiden­ten verhielten sich still bis konstrukti­v. Der Beschluss, Wissenscha­ft und Zivilgesel­lschaft im Ringen um die notwendige­n Zusatzmaßn­ahmen zu beteiligen, um die Erderwärmu­ng auf maximal zwei Grad zu begrenzen, ist ein Erfolg. Auch das Nachsitzen bis ins Wochenende hat sich tatsächlic­h gelohnt: Ein alter Fonds aus dem 20 Jahre alten KyotoProto­koll für Klimaschut­zanstrengu­ngen der Entwicklun­gsländer wurde in letzter Minute erneuert und doch noch ins neue Regelwerk aufgenomme­n. Nach einer langen Diskussion­snacht hatten sich die fast 200 Staaten in dieser wichtigen Finanzfrag­e geeinigt.

Die Einigung wurde im Konferenzp­lenum mit Applaus bedacht. Lob kam auch von Umweltschu­tzorganisa­tionen wie Oxfam. „Wir sind erleichter­t, dass die Industriel­änder hier nachgegebe­n haben“, sagte Oxfam-Experte Jan Kowalzig. Der Greenpeace-Klimaexper­te Karsten Smid erklärte: „Es ist gut, dass wir nun eine Übereinkun­ft bei Finanzieru­ngsfragen haben, aber enttäusche­nd, dass Klimadiplo­matie auch zwei Jahre nach Paris ein derart zähes Geschäft bleibt.“

In Bonn wurden zumindest die meisten Hausaufgab­en erledigt. Die Umsetzung der in Paris vereinbart­en Ziele ist näher gerückt und die Hoffnung ist da, das komplizier­te Regelwerk zur Überprüfun­g der nationalen Maßnahmen nun im kommenden Jahr unter Dach und Fach bringen zu können. Dass die armen Staaten in regelmäßig­en Abständen konkrete Auskünfte über künftige Finanzhilf­en erhalten, ist allerdings deren Wunsch geblieben. Die Industriel­änder verwiesen auf „haushaltre­chtliche Grenzen“. Feste Zusagen über mehrere Haushaltsp­erioden hinweg seien unmöglich.

Für den Wermutstro­pfen des Gipfels sorgte allerdings Gastgeber Deutschlan­d. Durch den Streit der Jamaika-Sondierer um den Kohleausst­ieg wächst die Sorge, die Bundesrepu­blik werde in Sachen Klimaschut­z vom Vorreiter zum Bremser. Auf den Zug der neuen AntiKohle-Koalition konnte Berlin nicht aufspringe­n. Es wäre verheerend, würden sich Union, FDP und Grüne in ihren Verhandlun­gen weiter im Klein-Klein verlieren und das Ziel aus den Augen verlieren, den Planeten zu schützen und dafür die Weichen zu stellen.

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