Mensch gegen Maschine
Computersoftware soll es jedermann ermöglichen, bereits kleine Summen so zu investieren, wie es sonst nur Millionären möglich ist
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RAVENSBURG - Seit dem Jahr 2010 hat sich die Zahl der deutschen Milliardäre auf rund 190 fast verdoppelt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass große Geldvermögen in aller Regel langfristig gut angelegt werden, denn Reiche vertrauen meist professioneller Beratung. Kleine Vermögen verkümmern dagegen oft auf kaum mehr verzinsten Sparkonten. Wer hier nach einem Ausweg sucht, landet meist beim kostenlosen Betreuer der Hausbank. Nicht selten bietet der aber primär die für seinen Arbeitgeber vorteilhaftesten Finanzprodukte an. Eine individuell abgestimmte kostengünstige globale Mischung von Aktien und anderen Anlagen, wie sie ein unabhängiger Berater gegen Honorar empfehlen würde, ist hier selten das Ergebnis. Aber das könnte sich jetzt durch Roboter ändern. Robo Advis0r
Günstig automatisch beraten
Eine ganze Reihe von Unternehmen wie Vaamo, Scalable oder Easyfolio bietet inzwischen deutschen Kunden die Möglichkeit, sich online durch einen Computer beraten zu lassen. Die Branche wächst rasant. In Deutschland sollen nach Schätzung bis zum Jahresende rund eine Milliarde Euro investiert sein. Etablierte Banken wie Deutsche Bank, Commerzbank oder ING Diba haben den Trend aufgegriffen und entwickeln selbst solche Systeme oder kooperieren mit den Internetberatern.
Nach der Beantwortung eines Fragenkatalogs, der die persönliche Risikoneigung und die Investmentziele abklopft, wird eine dazu passende Vermögensaufteilung auf kostengünstige Fonds errechnet. Bei einigen Anbietern übernimmt dann der Computer auf Wunsch automatisch den Kauf der Produkte und die Überwachung der Wertentwicklung.
„Bei solchen Robo Advisors werden finanzmathematische Logarithmen hinterlegt, das heißt, es werden aus vergangenheitsbezogenen Daten Zahlenreihen in die Zukunft skaliert und Ableitungen getroffen“, erklärt Rolf Kazmaier, Mitbegründer der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart GmbH. Der große Vorteil für die Kunden ist die relativ geringe Mindestanlagesumme im Bereich von 0 bis 10 000 Euro und der Preis. Denn die jährliche Gebühr der Roboter und die Kosten der in aller Regel sehr günstigen empfohlenen Produkte liegen zusammengenommen oft unter einem Prozent. Aber es gibt durchaus Kritik.
Im Vergleich zum Mensch fällt es Maschinen schwer zu bewerten, in welches Umfeld eine Marktsituation fällt. Etwa die langfristigen Probleme im Blick zu behalten, obwohl nach der Wahl Trumps zum US-Präsidenten die Kurse erstmal anzogen. Andreas Glogger, Geschäftsführer und Vorsitzender der Glogger & Partner Vermögensverwaltung aus Krumbach, ist ebenfalls skeptisch: „Wer seine Geldentscheidungen einer Maschine überlässt, sollte dies aber nur mit kleinen Beträgen tun.“Bei langfristigen Sparentscheidungen für die Altersvorsorge oder größeren Summen etwa aus einer Erbschaft macht es weiter Sinn, Geld in einen menschlichen Fachspezialisten zu investieren. „Die Maschine als Verwalter hat lediglich einen geringen finanziellen Vorsprung, der in kritischen Marktlagen sehr schnell aufgebraucht wird“, sagt der Stuttgarter Vermögensfachmann Kazmaier. Im Vergleich zu einem Sparbuch oder so manch teuren hauseigenen Bankempfehlungen können die neuen Angebote für gut informierte Anleger mit begrenztem Vermögen aber eine interessante Alternative sein.