Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Abend zwischen nobler Etikette und lässiger Eleganz

Max Raabe und das Palast-Orchester entführen das Publikum im CCU musikalisc­h in die frühen 30er-Jahre

- Von Gerd Mägerle

ULM - In ein Ballhaus der frühen 30erJahre haben Max Raabe und das Palast-Orchester das Congress Centrum Ulm (CCU) am Samstagabe­nd verwandelt. Der Sänger und seine zwölf Musiker boten den vielen Besuchern eine mitreißend­e Show zwischen Perfektion und lässiger Eleganz.

„Guten Tag, liebes Glück“– mit diesem Lied seiner neuen CD eröffnet Max Raabe mit dem Palast-Orchester den Abend und hat das Publikum sofort auf seiner Seite. „Zumindest versuchen wir, diesen Tag für Sie zu einem glückliche­n Ende zu bringen“, meint Raabe danach verschmitz­t. In seinem Programm mischt er Liedklassi­ker der 20er- und 30er-Jahre mit aktuellen Stücken wie „Der perfekte Moment wird heut’ verpennt“, lässig groovend mit Gitarre und Mandoline, oder das witzige „Fahrrad fahr’n“. Das klingt toll, das Publikum scheint jedoch förmlich auf die Art von Musik zu warten, die Raabe und sein Orchester seit mehr als 20 Jahren auszeichne­n: Chansons, Lieder und Schlager aus der Zeit der Weimarer Republik, die von der Orchestrie­rung und dem Gesang so klingen, dass man die alten Schellackp­latten, die sich auf dem Grammophon drehen, förmlich vor sich sieht, würde man die Augen schließen.

Das allerdings wäre schade, denn so würde man die Lichtshow verpassen, die die Lieder im CCU perfekt in Szene setzt. In den Soloteilen des Orchesters werden die Musiker ins Scheinwerf­erlicht getaucht, während Max Raabe vorne im Schatten lässig am Flügel lehnt. Beginnt er zu singen, steht Raabe an seinem Mikrofon im Zentrum der Bühne im Lichtkegel. Die Haare nach hinten gegelt, den Rücken in Anzug oder Frack (im zweiten Konzerttei­l) stets durchgedrü­ckt und ohne große Gestik interpreti­ert er die Stücke mit seiner bekannten, leicht näselnden Baritonsti­mme. All das verleiht dem Abend eine Mischung aus nobler Etikette und lässiger Eleganz.

Typischer Sound

Die Leistung der zwölf Musiker des Palast-Orchesters ist über jeden Zweifel erhaben. Da schmettern die Trompeten in perfektem Satz in „Bei mir bist du schön“, da legt sich ein wunderbar weicher Saxofontep­pich bei „With my eyes wide open I’m dreaming“unter die Stimme des Sängers. Und immer ist da das virtuose Spiel von Violonisti­n Cecilia Crisafulli, das in hohen Lagen die Melodie sanft umspielt und der Musik ihren typischen 30er-Jahre-Sound verleiht.

Während Max Raabe beim Singen außer seinen Lippen fast keine Miene verzieht, darf sich sein Orchester bei Stücken wie „Dort tanzt Lulu“oder „Wer hat Angst vor dem bösen Wolf“humoristis­ch austoben. Heftig jubelt das Publikum als der Sänger „Kein Schwein ruft mich an“anstimmt – jene Nummer aus dem Film „Der bewegte Mann“, die ihn und sein Orchester 1994 quasi über Nacht bekannt machte. Ein schöner, sanfter Kontrast bietet danach „La mer“von Charles Trenet.

Viel zu schnell gehen zwei Stunden Programm vorbei. Im Zugabentei­l darf der obligatori­sche „Grüne Kaktus“nicht fehlen. Zum Schluss gibt es ein „Good night“, begleitet vom Pianisten auf der Bühne und den Blechbläse­rn, die sich bereits dahinter befinden. Zum Heulen schön. Für alle, die nicht genug bekommen haben, bleibt ein Trost: Am 14. Dezember 2018 kehren May Raabe und das Palast-Orchester ins CCU zurück.

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FOTO: GERD MÄGERLE Musikalisc­he Zeitreise: Max Raabe und das Palast-Orchester lassen im CCU Lieder der 20er- und 30er-Jahre wieder aufleben.

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