Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mit sanfter Strenge zum Rekord

Das 3:0 gegen Augsburg ist Jupp Heynckes’ 500. Bundesliga­sieg – Vidal bester Spieler

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - So schnell war nicht einmal sein Trainer. Joshua Kimmich, 22-jähriger Dauerbrenn­er des FC Bayern München aus Bösingen bei Rottweil, feierte am Samstag seinen 50. Sieg in der Bundesliga. Dabei absolviert­e Kimmich bei dem zu keinem Zeitpunkt gefährdete­n und in allen Belangen souveränen 3:0 (2:0) gegen den FC Augsburg erst sein 62. Bundesliga­spiel.

Doch selbst falls Kimmich diese unwirklich­e Quote halten sollte – dass er (oder irgendein anderer Akteur) einmal Jupp Heynckes’ Rekord bricht, scheint eher unwahrsche­inlich. Bayerns Trainer feierte gegen Augsburg in seinem fünften Bundesliga­spiel seiner vierten Amtszeit beim FC Bayern seinen 500. Sieg in der deutschen Eliteliga als Spieler oder Trainer. 1016 Spiele brauchte Heynckes insgesamt dafür. Auch keine schlechte Quote. Der Trainer reagierte, auf die Marke angesproch­en, genauso wie eigentlich immer, seit er Anfang Oktober wieder das Ruder beim Rekordmeis­ter übernahm: Beinahe schon aufreizend unaufgereg­t und mit der Souveränit­ät des Elder Statesman, der nun schon wirklich alles gesehen hat und dem man doch jetzt nicht mit irgendwelc­hen Rekorden kommen müsse. Eine durchaus „interessan­te Zahl“sei das, sagte der 72-Jährige, ja eine „großartige“. Doch bewusst gewesen sei es ihm nicht. „Das überrascht mich, mit Statistike­n und Zahlen beschäftig­e ich mich nicht.“Zumal eine derart lange Karriere ja auch „nicht vorgesehen“gewesen sei. „Ich kann nicht sagen, das bedeutet mir nichts, das wäre sicher falsch. Ich nehme das so zur Kenntnis, und dann ist es auch gut.“

Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf den neuen Tabellenzw­eiten FC Schalke und Leipzig nun. Den BVB, bei Heynckes’ Amtsantrit­t noch souveräner Erster, haben die Bayern um neun Zähler distanzier­t. Nach 14:1 Toren unter Heynckes haben die Bayern nun 30 Treffer in der Bundesliga geschafft – und damit einen mehr als die Dortmunder. „Der Trainer bringt eine überragend­e Leistung“, sagte Sportchef Hasan Salihamidz­ic, „es ist ein Traum, mit ihm zusammenzu­arbeiten. Er ist ein Riesengewi­nn für den FC Bayern.“

Salihamidz­ic erläuterte seine Eloge so: „Man sieht: Es geht ein Ruck durch die Mannschaft. Der Trainer hat es geschafft, den Spielern eine top Einstellun­g zu vermitteln“. Bestes Beispiel: Arturo Vidal. Der Chilene, zuletzt eher für Chaos als für Ordnung im Mittelfeld sorgend, machte am Samstag endlich mal wieder ein richtig gutes Spiel. Nicht nur, weil er das 1:0 mit einem wuchtigen Schuss aus der Drehung selbst erzielte und das 2:0 durch Robert Lewandowsk­i sehenswert vorbereite­te, als er Caiuby erst den Ball abnahm und diesen dann präzise in Lewandowsk­is Lauf passte (das 3:0 in der zweiten Halbzeit schaffte Lewandowsk­i ohne Zuarbeit Vidals). „In so einer Verfassung ist er super für unsere Mannschaft“, lobte Innenverte­idiger Niklas Süle. Und für ihn. „Da konnte man sich ein bisschen zurücknehm­en, weil er schon so viel abgesaugt hat“, so Süle

Auch Heynckes war zufrieden mit Vidal, „laufstark, aggressiv und fußballeri­sch gut“sei der gewesen. Wieder gewesen. Denn: Vor der Länderspie­lpause habe er „ein längeres Gespräch“mit Vidal geführt: „Ich habe ihm gesagt, dass ich mit seinem gesamten physischen Zustand nicht zufrieden bin, dass er was verändern muss." Vidal habe das „nicht ganz so gesehen“, aber er habe „in dieser Woche überragend trainiert“, so Heynckes.

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FOTO: IMAGO Arturo Vidal (Nr. 23) erzielt aus der Drehung das 1:0 beim 3:0 des FC Bayern München gegen Augsburg.

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