Mit sanfter Strenge zum Rekord
Das 3:0 gegen Augsburg ist Jupp Heynckes’ 500. Bundesligasieg – Vidal bester Spieler
●
MÜNCHEN - So schnell war nicht einmal sein Trainer. Joshua Kimmich, 22-jähriger Dauerbrenner des FC Bayern München aus Bösingen bei Rottweil, feierte am Samstag seinen 50. Sieg in der Bundesliga. Dabei absolvierte Kimmich bei dem zu keinem Zeitpunkt gefährdeten und in allen Belangen souveränen 3:0 (2:0) gegen den FC Augsburg erst sein 62. Bundesligaspiel.
Doch selbst falls Kimmich diese unwirkliche Quote halten sollte – dass er (oder irgendein anderer Akteur) einmal Jupp Heynckes’ Rekord bricht, scheint eher unwahrscheinlich. Bayerns Trainer feierte gegen Augsburg in seinem fünften Bundesligaspiel seiner vierten Amtszeit beim FC Bayern seinen 500. Sieg in der deutschen Eliteliga als Spieler oder Trainer. 1016 Spiele brauchte Heynckes insgesamt dafür. Auch keine schlechte Quote. Der Trainer reagierte, auf die Marke angesprochen, genauso wie eigentlich immer, seit er Anfang Oktober wieder das Ruder beim Rekordmeister übernahm: Beinahe schon aufreizend unaufgeregt und mit der Souveränität des Elder Statesman, der nun schon wirklich alles gesehen hat und dem man doch jetzt nicht mit irgendwelchen Rekorden kommen müsse. Eine durchaus „interessante Zahl“sei das, sagte der 72-Jährige, ja eine „großartige“. Doch bewusst gewesen sei es ihm nicht. „Das überrascht mich, mit Statistiken und Zahlen beschäftige ich mich nicht.“Zumal eine derart lange Karriere ja auch „nicht vorgesehen“gewesen sei. „Ich kann nicht sagen, das bedeutet mir nichts, das wäre sicher falsch. Ich nehme das so zur Kenntnis, und dann ist es auch gut.“
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf den neuen Tabellenzweiten FC Schalke und Leipzig nun. Den BVB, bei Heynckes’ Amtsantritt noch souveräner Erster, haben die Bayern um neun Zähler distanziert. Nach 14:1 Toren unter Heynckes haben die Bayern nun 30 Treffer in der Bundesliga geschafft – und damit einen mehr als die Dortmunder. „Der Trainer bringt eine überragende Leistung“, sagte Sportchef Hasan Salihamidzic, „es ist ein Traum, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein Riesengewinn für den FC Bayern.“
Salihamidzic erläuterte seine Eloge so: „Man sieht: Es geht ein Ruck durch die Mannschaft. Der Trainer hat es geschafft, den Spielern eine top Einstellung zu vermitteln“. Bestes Beispiel: Arturo Vidal. Der Chilene, zuletzt eher für Chaos als für Ordnung im Mittelfeld sorgend, machte am Samstag endlich mal wieder ein richtig gutes Spiel. Nicht nur, weil er das 1:0 mit einem wuchtigen Schuss aus der Drehung selbst erzielte und das 2:0 durch Robert Lewandowski sehenswert vorbereitete, als er Caiuby erst den Ball abnahm und diesen dann präzise in Lewandowskis Lauf passte (das 3:0 in der zweiten Halbzeit schaffte Lewandowski ohne Zuarbeit Vidals). „In so einer Verfassung ist er super für unsere Mannschaft“, lobte Innenverteidiger Niklas Süle. Und für ihn. „Da konnte man sich ein bisschen zurücknehmen, weil er schon so viel abgesaugt hat“, so Süle
Auch Heynckes war zufrieden mit Vidal, „laufstark, aggressiv und fußballerisch gut“sei der gewesen. Wieder gewesen. Denn: Vor der Länderspielpause habe er „ein längeres Gespräch“mit Vidal geführt: „Ich habe ihm gesagt, dass ich mit seinem gesamten physischen Zustand nicht zufrieden bin, dass er was verändern muss." Vidal habe das „nicht ganz so gesehen“, aber er habe „in dieser Woche überragend trainiert“, so Heynckes.