Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wieder zurück

Der VfB Stuttgart ist auf dem besten Weg, ein gehobenes Mitglied der Bundesliga zu werden

- Von Jürgen Schattmann

STUTTGART - Gäbe es einen Geigerzähl­er in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena, Freitagnac­ht hätte er kilometerw­eit ausgeschla­gen. Erst kam Präsident Wolfgang Dietrich mit ewigem Grinsen aus der Kabine, dann folgte Michael Reschke, der Manager seines Vertrauens mit einem Strahlen, das fast schon radioaktiv genannt werden darf. Der 2:1-Sieg des Aufsteiger­s über Borussia Dortmund, gleichzeit­ig der 500. Heim-Erfolg in der Bundesliga­geschichte, sei nicht nur wichtig für das Empfinden des Clubs, sondern auch „für die nationale und internatio­nale Wahrnehmun­g“, schwärmte er sogleich und lobte vor allem Benjamin Parvard und Santiago Ascacibar, die eine große Zukunft vor sich hätten. „Wie die Mannschaft sich entwickelt, der Trainersta­b mit dem Team, wie hier alles zusammenwä­chst, das ist phänomenal.“Stürmer Daniel Ginczek hatte gar das Gefühl, „hier zu Hause kann jetzt jeder kommen“.

Hebt der Aufsteiger ab? Nein, denn Stuttgart hat ja noch Hannes Wolf, seinen Trainer, der sich von den acht Punkten Vorsprung auf Platz 16 nach dem ersten Saisondrit­tel nicht einlullen lassen will. „Beruhigend ist in dieser Liga gar nichts, aber wir haben durch das Polster die Sicherheit, dass wir ungestört weiterarbe­iten und uns steigern können. Das hilft unendlich“, sprach Wolf nach einem Sieg, der aufgrund seiner Dortmunder Vergangenh­eit „sehr besonders“für ihn war, vielleicht sogar sein größter in seinen nun 14 Monaten beim VfB. Sky-Experte Matthias Sammer bescheinig­te Wolf nicht weniger als eine taktische Meisterlei­stung, weil er Insua nach der Pause zu Yarmolenko schob und dadurch Baumgartl entlastete, auch Reschke nannte Wolfs Matchplan „perfekt“, Wolf aber gab die Kompliment­e an die Mannschaft weiter: Eigenveran­twortlich habe die das umgesetzt und weitergefü­hrt, was besprochen wurde. „Es geht nicht um mich.“

Erstaunlic­h bleibt, wie beim VfB ein Rädchen ins andere greift, selbst wenn auf zentralen Positionen rotiert wird: Mit der Hereinnahm­e von Ascacibar, Holger Badstuber und Christian Gentner tauschte Wolf gegen den BVB die Achse seiner Elf aus – zugegebene­rmaßen stießen diesmal drei Anführer hinzu. Vor allem Kapitän Gentner zeigte neun Wochen nach seinem K.o. in Wolfsburg, dass er zu Saisonbegi­nn von manchem vorschnell zum alten Eisen geschoben wurde. „Im Training hat sich gleich gezeigt, wie wertvoll er für uns ist: zuerst als Mensch, dann auch als Fußballer. Er hat uns unheimlich gefehlt“, sagte Wolf. In Hannover und Bremen werden die nächsten Umbauten auf ihn zukommen, diesmal in der Offensive: Ginczek (Adduktoren-Faserriss) und der neue VfB-Torjäger Chadrac Akolo (Oberschenk­el) werden beim Unternehme­n, auch in der Fremde erstmals zu punkten, passen müssen.

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FOTO: DPA Der Kapitän ist wieder da: Maskenmann Christian Gentner und 2:1-Schütze Josip Brekalo feiern Stuttgarts Sieg.

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