Abstiegskampf unter Freunden
Basketball, ProA: Steeples sind bei den Nürnberg Falcons und Ex-Trainer Junge zu Gast
●
EHINGEN - Eine Woche nach dem Sieg gegen Baunach steht für die Zweitliga-Basketballer des Teams Ehingen Urspring das nächste brisante Duell im Abstiegskampf an: Die Steeples sind am Sonntag, 17 Uhr, bei den Nürnberg Falcons zu Gast. Die beiden Vereine verbindet aber nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft in der Tabelle und das Saisonziel Nichtabstieg, sondern auch eine große Freundschaft: zwischen Ralph Junge, Trainer und Geschäftsführer der Falcons und viele Jahre prägende Figur in Ehingen und Urspring, Steeples, und SteeplesCheftrainer Domenik Reinboth, der früher Assistenztrainer Junges war.
Reinboth und Junge sehen sich seltener als früher, doch der Kontakt ist nach wie vor eng. „Domenik und ich telefonieren jede Woche“, sagt Ralph Junge und korrigierte sich gleich: Das „wäre eine Untertreibung“, so Junge. Sprich: Man hört sich noch häufiger. Auch zum Steeples-Teammanager Nico Drmota, einem weiteren einstigen Weggefährten, tausche er sich oft aus, so Junge. Vor einer Saison und währenddessen, über die eigenen Mannschaften, über die Konkurrenz in der ProA, über Nachwuchsarbeit und gemeinsame Projekte wie die für Ende Dezember geplante USA-Reise, an der Nachwuchsbasketballer aus Urspring und Nürnberg teilnehmen werden.
Augenmerk auf Lacy und Bonifant
So ist Junge nach wie vor gut im Bild darüber, was im Basketball in Ehingen und Urspring läuft. Auch von der vor der Saison neu zusammengestellten Mannschaft hat er mehr als einen ersten Eindruck, er lobt seinen früheren Co-Trainer Reinboth dafür, wie intensiv und akribisch er im Sommer am Kader gearbeitet hat und dafür, Spieler wie Davonte Lacy und Seger Bonifant von einem Wechsel nach Ehingen überzeugt zu haben. „Lacy und Bonifant sind zwei offensivstarke Spieler“, so Junge. Lacy (16,6 Punkte im Schnitt) und Bonifant (15,8) sind auch die bisher besten Punktesammler der Steeples.
An diese Werte reichen die TopWerfer der Nürnberger nicht heran – Dan Oppland kam im Schnitt auf 12,5 Punkte pro Spiel, Lon Gibson auf 10,6. Knapp zehn Punkte erzielte Virgil Matthews, der nach Saisonbeginn verpflichtet wurde. Überraschend kam der Transfer nicht. Der US-Amerikaner, zuletzt zwei Jahre in Diensten von Chemnitz, und Trainer Junge arbeiteten von 2010 bis 2014 bei den Steeples erfolgreich zusammen. „Virgil ist nicht nur als Spieler, sondern auch als Persönlichkeit ein wichtiger Baustein“, sagt Ralph Junge. Das unterstreicht Reinboth. „Virgil Matthews ist pure Erfahrung, ein guter Passgeber und er weiß in einem Spiel die richtigen Entscheidungen zu treffen und wichtige Würfe zu verwandeln.“
Auch wenn der eine oder andere neu ist im Nürnberger Kader, so ist die Zahl der Zugänge bei den Falcons überschaubar. Sie haben im Sommer einen weniger harten Schnitt vollzogen als die Steeples und etliche Spieler gehalten. Steeples-Trainer Domenik Reinboth hält die Falcons für eine „gefährliche Mannschaft“, deren Spiele aber auch durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet sei. „Die Nürnberger haben gute und schwache Phasen“, sagt Reinboth, der Ähnlichkeiten sieht zu seiner eigenen Mannschaft.
Zwei Klubs mit knappen Mitteln
Parallelen bestehen auch in den knappen Finanzmitteln, die beide Vereine für Profibasketball zur Verfügung haben. „Da haben wir dasselbe Problem wie in Ehingen. Bei der Spielerakquise muss man erst sparen“, sagt Junge. Er hält sowohl seinen Klub, der vor eineinhalb Jahren schon mal vor dem Aus stand und inzwischen vor allem dank dem Einsatz von Junge finanziell wieder auf festen Beinen steht („Aber das heißt nicht, dass wir schon wilde Sachen machen können“), als auch die Steeples vom Etat her für nicht konkurrenzfähig in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Mit akribischer Arbeit müsse man dies ein Stück weit wettmachen, sagt Junge, doch sei von vornherein klar, dass beide Vereine gegen den Abstieg spielen würden.
Nicht überraschend für beide Trainer, Reinboth wie Junge, stehen Steeples und Falcons im unteren Tabellendrittel. Derzeit sind beide punktgleich, jeweils zwei Siege gab es aus neun Spielen – einen fest eingeplanten (gegen Baunach) und einen überraschenden (Ehingen Urspring gegen Hamburg und Nürnberg gegen Köln). Nun geht es gegeneinander um die Punkte Nummer fünf und sechs in dieser Saison, die dem Sieger gutgeschrieben werden. Das 75:74 zuletzt gegen Baunach „war ein enorm wichtiger Sieg, aber wir liegen immer noch auf einem Abstiegsplatz“, sagt Reinboth, der auch beim letztlich erfolgreichen Heimspiel gegen das Schlusslicht mit den vielen „haarsträubenden“Ballverlusten seines Teams haderte. 18 Turnover hatten die Steeples.
Davon kann aber auch Junge ein Lied singen, zuletzt gegen Heidelberg wies die Statistik sogar 28 Turnover für Nürnberg auf. Im Spiel des Tabellendrittletzten gegen den Vorletzten am Sonntag wird es somit auch darum gehen, welche Mannschaft sich weniger Fehler leistet: die Steeples, die auf Center Jonathan Malu (mit der Nationalmannschaft von Kongo unterwegs) verzichten müssen, oder die Falcons, die wohl in Bestbesetzung antreten.