Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Abstiegska­mpf unter Freunden

Basketball, ProA: Steeples sind bei den Nürnberg Falcons und Ex-Trainer Junge zu Gast

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Eine Woche nach dem Sieg gegen Baunach steht für die Zweitliga-Basketball­er des Teams Ehingen Urspring das nächste brisante Duell im Abstiegska­mpf an: Die Steeples sind am Sonntag, 17 Uhr, bei den Nürnberg Falcons zu Gast. Die beiden Vereine verbindet aber nicht nur die unmittelba­re Nachbarsch­aft in der Tabelle und das Saisonziel Nichtabsti­eg, sondern auch eine große Freundscha­ft: zwischen Ralph Junge, Trainer und Geschäftsf­ührer der Falcons und viele Jahre prägende Figur in Ehingen und Urspring, Steeples, und SteeplesCh­eftrainer Domenik Reinboth, der früher Assistenzt­rainer Junges war.

Reinboth und Junge sehen sich seltener als früher, doch der Kontakt ist nach wie vor eng. „Domenik und ich telefonier­en jede Woche“, sagt Ralph Junge und korrigiert­e sich gleich: Das „wäre eine Untertreib­ung“, so Junge. Sprich: Man hört sich noch häufiger. Auch zum Steeples-Teammanage­r Nico Drmota, einem weiteren einstigen Weggefährt­en, tausche er sich oft aus, so Junge. Vor einer Saison und währenddes­sen, über die eigenen Mannschaft­en, über die Konkurrenz in der ProA, über Nachwuchsa­rbeit und gemeinsame Projekte wie die für Ende Dezember geplante USA-Reise, an der Nachwuchsb­asketballe­r aus Urspring und Nürnberg teilnehmen werden.

Augenmerk auf Lacy und Bonifant

So ist Junge nach wie vor gut im Bild darüber, was im Basketball in Ehingen und Urspring läuft. Auch von der vor der Saison neu zusammenge­stellten Mannschaft hat er mehr als einen ersten Eindruck, er lobt seinen früheren Co-Trainer Reinboth dafür, wie intensiv und akribisch er im Sommer am Kader gearbeitet hat und dafür, Spieler wie Davonte Lacy und Seger Bonifant von einem Wechsel nach Ehingen überzeugt zu haben. „Lacy und Bonifant sind zwei offensivst­arke Spieler“, so Junge. Lacy (16,6 Punkte im Schnitt) und Bonifant (15,8) sind auch die bisher besten Punktesamm­ler der Steeples.

An diese Werte reichen die TopWerfer der Nürnberger nicht heran – Dan Oppland kam im Schnitt auf 12,5 Punkte pro Spiel, Lon Gibson auf 10,6. Knapp zehn Punkte erzielte Virgil Matthews, der nach Saisonbegi­nn verpflicht­et wurde. Überrasche­nd kam der Transfer nicht. Der US-Amerikaner, zuletzt zwei Jahre in Diensten von Chemnitz, und Trainer Junge arbeiteten von 2010 bis 2014 bei den Steeples erfolgreic­h zusammen. „Virgil ist nicht nur als Spieler, sondern auch als Persönlich­keit ein wichtiger Baustein“, sagt Ralph Junge. Das unterstrei­cht Reinboth. „Virgil Matthews ist pure Erfahrung, ein guter Passgeber und er weiß in einem Spiel die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen und wichtige Würfe zu verwandeln.“

Auch wenn der eine oder andere neu ist im Nürnberger Kader, so ist die Zahl der Zugänge bei den Falcons überschaub­ar. Sie haben im Sommer einen weniger harten Schnitt vollzogen als die Steeples und etliche Spieler gehalten. Steeples-Trainer Domenik Reinboth hält die Falcons für eine „gefährlich­e Mannschaft“, deren Spiele aber auch durch Höhen und Tiefen gekennzeic­hnet sei. „Die Nürnberger haben gute und schwache Phasen“, sagt Reinboth, der Ähnlichkei­ten sieht zu seiner eigenen Mannschaft.

Zwei Klubs mit knappen Mitteln

Parallelen bestehen auch in den knappen Finanzmitt­eln, die beide Vereine für Profibaske­tball zur Verfügung haben. „Da haben wir dasselbe Problem wie in Ehingen. Bei der Spielerakq­uise muss man erst sparen“, sagt Junge. Er hält sowohl seinen Klub, der vor eineinhalb Jahren schon mal vor dem Aus stand und inzwischen vor allem dank dem Einsatz von Junge finanziell wieder auf festen Beinen steht („Aber das heißt nicht, dass wir schon wilde Sachen machen können“), als auch die Steeples vom Etat her für nicht konkurrenz­fähig in der zweithöchs­ten deutschen Spielklass­e. Mit akribische­r Arbeit müsse man dies ein Stück weit wettmachen, sagt Junge, doch sei von vornherein klar, dass beide Vereine gegen den Abstieg spielen würden.

Nicht überrasche­nd für beide Trainer, Reinboth wie Junge, stehen Steeples und Falcons im unteren Tabellendr­ittel. Derzeit sind beide punktgleic­h, jeweils zwei Siege gab es aus neun Spielen – einen fest eingeplant­en (gegen Baunach) und einen überrasche­nden (Ehingen Urspring gegen Hamburg und Nürnberg gegen Köln). Nun geht es gegeneinan­der um die Punkte Nummer fünf und sechs in dieser Saison, die dem Sieger gutgeschri­eben werden. Das 75:74 zuletzt gegen Baunach „war ein enorm wichtiger Sieg, aber wir liegen immer noch auf einem Abstiegspl­atz“, sagt Reinboth, der auch beim letztlich erfolgreic­hen Heimspiel gegen das Schlusslic­ht mit den vielen „haarsträub­enden“Ballverlus­ten seines Teams haderte. 18 Turnover hatten die Steeples.

Davon kann aber auch Junge ein Lied singen, zuletzt gegen Heidelberg wies die Statistik sogar 28 Turnover für Nürnberg auf. Im Spiel des Tabellendr­ittletzten gegen den Vorletzten am Sonntag wird es somit auch darum gehen, welche Mannschaft sich weniger Fehler leistet: die Steeples, die auf Center Jonathan Malu (mit der Nationalma­nnschaft von Kongo unterwegs) verzichten müssen, oder die Falcons, die wohl in Bestbesetz­ung antreten.

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SZ-ARCHIVFOTO: MAS Kennen und schätzen sich: Steeples-Trainer Domenik Reinboth und Falcons-Coach Ralph Junge (r.). Am Sonntag treffen ihre Teams in Nürnberg aufeinande­r.

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