Kompetenz in Sachen Käse
Die Ausbildung zum Milchtechnologen garantiert gute Verdienst- und Zukunftschancen – Mehr Interesse von Frauen erwünscht
U● ncool? Das weiße Häubchen? „Vielleicht am Anfang, ganz kurz, aber das ist hier ganz normal, das tragen ja alle“, sagt Dominik Krahn. Der 27-Jährige macht bei Hochland eine Ausbildung zum Milchtechnologen. Vor ihm stehen vier kleine, weiße Plastikbecher, „die sind steril, für die mikrobiologische Probennahme“und müssten nachher noch in die entsprechende Abteilung gebracht werden. Krahn ist im dritten Lehrjahr und trägt seine weißen Klamotten mit einem gewissen Stolz. Für die Hygienezonen – insgesamt gibt es drei – , in denen man mit Lebensmitteln in Berührung kommt, müssen auch desinfizierte Hände, Arbeitsschuhe und die Bartbinde sein. „Vier Garnituren haben wir“, erzählt er, „T-Shirts, Pullover, Schuhe, Hosen – alles bekommen wir gestellt und gewaschen kriegen wir’s auch.“Das ist natürlich nicht der Grund, warum er sich für diese Ausbildung entschieden hat. „Ich habe hier nach einer beruflichen Experimentierphase länger in der Produktion gearbeitet“, erzählt er, „und dann wurde ich gefragt, ob ich nicht noch eine Ausbildung machen will.“Bereut hat der Allgäuer diesen Schritt nicht. Das „SpätlehreProgramm“, wie das Angebot hier heißt, hat dem Allgäuer Käsehersteller mit 950 Mitarbeitern am Standort Heimenkirch in der Nähe von Wangen schon so manchen Lehrling beschert. Jetzt ist Krahn einer von insgesamt 60 Auszubildenden bei Hochland, neun davon Milchtechnologen.
Weltweit hat der Allgäuer Käsehersteller 4500 Mitarbeiter. Mit Marken wie Hochland, Almette, Patros, Grünländer und Gervais ist Hochland in allen bedeutenden Käse-Segmenten vertreten – „Kompetenz in Käse“heißt es hier. An den deutschen Standorten Schongau und Heimenkirch wird hauptsächlich Schmelzkäse produziert. Zum Portfolio gehören aber auch Hart- und Schnittkäse, Frisch- und Weichkäse, sowie Feta, Hüttenkäse und Kräuterquark.
Ehemals Molkereifachmann
Früher hieß der Beruf Molkereifachmann. „Das klang irgendwie angestaubt“sagt Daniel Ortner, Ausbildungsleiter der Milchtechnologen bei Hochland. „Viele stellen sich da lediglich eine kleine handwerkliche Käseherstellung, womöglich auf einer Alm vor.“Dass sei ein völlig falsches Bild von diesem Beruf. Der gelernte milchwirtschaftliche Laborleiter schwärmt für das, was er täglich macht und was seine Schützlinge erleben dürfen. „Das ist ein schöner, abwechslungsreicher Beruf, ganz und gar nicht langweilig und gerade in der Ausbildung auch enorm vielseitig.“Dominik Krahn und sein 24-jähriger Kollege Jan Schmid, der ebenfalls im dritten Lehrjahr ist, bestätigen das. „Wir kommen durch alle Abteilungen, wir stehen im Schmelzraum und sind aber auch bei der Produktentwicklung und den entsprechenden Versuchen, bei Verkostungen oder im Qualitätsmanagement dabei.“Sämtliche Abteilungen durchlaufen die Lehrlinge. „Bei uns lernen sie alles, angefangen bei der Frage, wie die Kuh überhaupt die Milch gibt, bis hin zur Produktion der verschiedenen Produkte und den Anlagen, die man dafür braucht“, berichtet Ortner. Jan Schmid findet den Schmelzraum am interessantesten. „Da kann ich direkt Einfluss nehmen auf ein hochwertiges Produkt, das gefällt mir.“Frieren muss er dabei nicht. Eher das Gegenteil. Im Schmelzraum sei es „gut klimatisiert“. Und die körperliche Anstrengung? „Die hält sich im Rahmen“, sagen die beiden. Natürlich muss mal ein Kessel gereinigt oder ein Käseblock gehoben werden, aber das sei machbar. Auch zwei weibliche Milchtechnologinnen hat es bei Hochland schon gegeben, so Ortner. „Insgesamt ist das eine Männerdomäne, grundsätzlich sind Frauen bei uns aber immer gern gesehen.“
Berufsschule in Kempten
Die Berufsschule besuchen die beiden in mehreren Blöcken pro Jahr in Kempten, Fächer
wie Anlagentechnik oder die Herstellung von Milch und Milcherzeugnissen stehen hier auf dem Stundenplan. Vorausgesetzt wird „ein qualifizierter Hautschulabschluss, eine gewissen Affinität zu Lebensmitteln und ein Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern“, sagt der Ausbildungsleiter. Bei Hochland sind auch Realschüler und Abiturienten unter den Auszubildenden. Letztendlich, ist er sich sicher, liege es immer an der Motivation. „Die meisten sind gern bei uns, wir bieten schließlich auch unheimlich viel, nicht nur fachlich.“
Und dann spricht er vom Austausch mit anderen Käsereien und Sennereien, von PCKursen, Präsentationstrainings und Ausflügen mit den anderen Auszubildenden. Ortner findet es schade, dass der Beruf so wenig bekannt ist. Und weiß auch, woran das liegt. „Bei uns im Allgäu gibt es einfach viele kleine Betriebe, in Oberbayern, wo größere milchwirtschaftliche Betriebe angesiedelt sind, hat der Milchtechnologe einen ganz anderen Stellenwert.“Hochland will dies ändern, macht Werbung in Schulen und stellt sich auf Berufsbörsen vor.
Jan Schmid und Dominik Krahn sind jedenfalls froh über ihre Berufswahl – und ihren Arbeitgeber. Ihre Erwartungen an den Beruf wurden erfüllt – oder wie Dominik Krahn meint „sogar übertroffen“. Aller Voraussicht nach werden die beiden auch übernommen.