Ortschaftsrat erteilt Herbergsbetrieb eine klare Absage
Ringinger bemägeln überzogene Tektur und verspätete Informationstaktik – Landratsamt prüft Rechtslage
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RINGINGEN - Der Ringinger Ortschaftsrat hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einem Baugesuch für einen Herbergsbetrieb mit neun Wohneinheiten eine einstimmige Absage erteilt. Die Begründung: Der Umbau und die neue Tektur eines ZweiFamilien-Hauses in der Schmiedgasse sei komplett überzogen.
Ein Bauherr will ein ehemaliges Zwei-Familien-Haus in Ringingen in einen Beherbergungsbetrieb mit neun Appartments umbauen. Erst nach langem Hin und Her mit Ortsvorsteher Georg Mack hat der Bauherr nun ein Baugesuch eingereicht. Allerdings baut er bereits seit rund fünf Monaten um. Baustopps des Landratsamtes hat der Mann teilweise oder sogar ganz ignoriert. Bereits während des andauernden Umbaus hat der Bauherr bereits Mieter untergebracht. Es handelt sich laut Angaben des Ortschaftsrates hauptsächlich um ausländische Monteure, die während ihrer Tätigkeiten in der Region die Unterkunft nutzen.
Von Anfang an sei das Projekt eine zwielichtige Sache gewesen, hieß es im Ortschaftsrat. Vorwürfe wurden laut, dass der Mann schon beim Erwerb des Gebäudes über den Verwendungszweck gelogen habe. Es sei klar, dass hier von Anfang an ein wirtschaftliche Interesse dahinter gesteckt habe, obwohl der Bauherr ursprünglich angegeben hatte, er wolle selbst nach Ringingen ziehen und noch weitere Teile seiner Familie mitbringen. „Ich habe mich relativ bald mit dem Herren in Verbindung gesetzt und ihm empfohlen ein Baugesuch einzureichen. Was jetzt, nach vier oder fünf Monaten, vorliegt, ist einfach komplett überzogen“, so Georg Mack. Passende Unterbringungsvoraussetzungen konnten besonders in den vergangenen Monaten nicht gegeben sein. Sogar eine nebenstehende Garage sei zur Wohnung umgebaut und „mit Menschen vollstopft worden“. Als 27 Personen in dem Gebäude gemeldet waren und sich zwölf weitere ankündigten, zog Mack die Reißleine und verfügte einen Anmeldestopp bei der Stadt Erbach. Dafür habe er dann bitterböse E-Mails bekommen, berichtet Mack.
Wenn der Bauherr das Projekt umsetzen möchte, dann müsse das in deutlich abgespeckter Form passieren und Teile der bereits erstellten Veränderungen müssten rückgebaut werden, forderten die Ratsmitglieder einstimmig. Zudem sei die Verkehrssituation nicht geregelt und durch die baulichen Veränderungen Baulasten obsolet. So wie der Eigentümer sich verhalte, gehe das nicht. Ortschaftsratsmitglied Jürgen Held sagt: „Die armen Leute, die da wohnen müssen, tun mir leid. Wir müssen regeln, wohin sich dieses Haus entwickelt.“Auch Georg Bosch bekräftigte, dass niemand etwas gegen die Menschen, die dort wohnen, habe. Das Problem sei der Eigentümer. Der Rat wolle mit der Ablehnung ein klares Zeichen an Bauherren und Landratsamt senden, dass es so nicht gehe und nicht gewünscht ist. Auch die Anwohnerbeteiligung habe das Gleiche ablehnende Ergebnis ergeben.
Das Landratsamt bestätigt den Sachverhalt, auch im Bezug auf die Baustopps. Mittlerweile liege der Bauantrag seitens des Bauherren vor. Die Behörde prüfe aktuell im Hinblick auf den Bestandsschutz der benachbarten Landwirtschaftsbetriebe die Immissionsradien. „Innenentwicklung ist politisch gewollt, und es ist gut, wenn dieses stattfindet. Es muss aber darauf geachtet werden, wohin diese geht“, so Mack zum Abschluss der Diskussion.