Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bald ist die Manege frei

Der Ulmer Weihnachts­circus feiert sein zehntes Gastspiel in der Au – Wildtiere sind nicht dabei

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Seit einer Dekade gibt es das Spektakel alle Jahre wieder in der Friedrichs­au: den „Ulmer Weihnachts­circus“. Und ausgerechn­et die erste Spielzeit ohne Wildtiere im vergangene­n Winter sei eine der erfolgreic­hsten der Geschichte gewesen, wie Programmdi­rektor Matthias Bergstaedt bei der Vorstellun­g der Jubiläumsa­usgabe berichtete.

Freitag wurde mit dem Zeltaufbau begonnen, auch wenn es (Haus-) Tiere, Menschen und Sensatione­n erst von Donnerstag, 21. Dezember, bis Sonntag, 7. Januar gibt. Zur letztgenan­nten Kategorie gehört nach Auffassung Bergstaedt­s insbesonde­re die Show der kolumbiani­schen „Flying Gerlings“rund um ihren „weltbekann­ten“dreifachen Salto-Mortale am Flugtrapez.

Es seien derartige, spektakulä­re Nummern, welche die Besucher eine Abwesenhei­t von Nashorn, Elefant und Co. verschmerz­en ließen. „Viele, viele Zuschauer wollen aber weiterhin Wildtiere im Zirkus sehen“, sagt Bergstaedt. Zu erkennen sei das am berühmten Circus Krone, der regelmäßig mit 4000 Besuchern ausverkauf­t sei. Kann ein Zirkus seine Tiere artgerecht halten? Darüber wird derzeit heftig gestritten.

Der berühmte Raubtier-Dompteur Martin Lacey kündige bereits Klagen gegen Kommunen an. Grundsätzl­ich kann ein generelles WildtierVe­rbot nur die Bundesregi­erung verhängen. Doch das ist bisher nicht erfolgt. Ulm, Stuttgart und weitere Städte haben deshalb eigene Verbote beschlosse­n. Und teilweise auch wieder aufgehoben, wie etwa die Stadt Chemnitz. Der Stadtratsb­eschluss war nach Ansicht der Landesdire­ktion rechtswidr­ig. Als Begründung wurde etwa aufgeführt, dass die Berufsfrei­heit der Tiertraine­r eingeschrä­nkt werde. In Ulm hat das Wildtierve­rbot Bestand. „Noch“, wie der (Weihnachts-)Zirkusdire­ktor Veno „Mendes“Böhm betont. Wobei das Spektakel in Ulm ganz gut ohne Wildtiere klar kommen. Mehr Artistik würde zudem ein neues Publikum erschließe­n.

Auch wenn keine Elefanten oder Nashörner in der Au mehr frieren müssen: Das städtische Wildtierve­rbot hält dennoch Aktivisten in Ulm nicht davon ab, weiter die Plakate des Zirkus zu beschädige­n: „Abgesagt wegen Tierquäler­ei“steht auf Stickern, die Unbekannte auf etliche Werbeträge­r klebten. Bergstaedt kann nur den Kopf schütteln und rätseln, ob das Wildtierve­rbot an den Tierrechts­aktivisten vorbei gegangen ist oder ob die verblieben­en Zirkus-Tiere gemeint sind. Denn Direktor Böhm tritt etwa als „Pferdeflüs­terer“mit sechs Araberheng­sten auf. Auch eine „imposante Kamel-Karawane“mit LamaVerstä­rkung ist Teil der Aufführung. Doch weil beide Arten in ihrer Heimat als Haustiere gelten, sind sie nicht vom Wildtierve­rbot betroffen.

Ohne Tiere kommt ein Großteil der auftretend­en Artisten aus. Einer der Höhepunkte aus Sicht von Böhm und Bergstaedt werde der Illusionis­t Israel Santos sein. Der Spanier lässt auf rätselhaft­e Art und Weise Menschen verschwind­en und wieder erscheinen, als wäre es das einfachste der Welt. Gewaltige Türme aus Zweibeiner­n und langen Stangen baut die Lukas Truppe mit ihrer „PercheAkro­batik“. Insgesamt treten 15 Künstlergr­uppen auf. Untermalt vom Ukrainisch­en Staatsorch­ester. Denn Live-Musik ist für Conférenci­er Bergstaedt eine „Herzensang­elegenheit“. So wie eigentlich die ganze Zirkuswelt.

Premiere: Donnerstag, 21. Dezember, Gala-Premiere um 19.30 Uhr.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Schon jetzt beginnt der Aufbau des Ulmer Weihnachts­circus.

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