Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sauberes Wasser mit Neu-Ulmer Hilfe

Wie die Firma Atec im Iran mit innovative­r Technik die Menschen versorgt

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM - Nur noch Häuser wie Gerippe stehen. Zwischen Ruinen irren Menschen umher. Andere Bilder des iranischen Staatsfern­sehens zeigen Bilder von Zeltstädte­n. In den südlichen Kurdengebi­eten bebte vor zwei Wochen die Erde. Mehr als 400 Menschen starben, Tausende wurden verletzt.

Weite Teile der iranischen Provinz Kermanscha­h wurden zerstört, eine der am stärksten betroffene­n Städte ist Sarpol. Eine Stadt, zu der Philipp Enderle und Volker Allmending­er eine besondere Beziehung haben. Beide arbeiten für die Firma Atec aus Neu-Ulm, die vor einigen Monaten eine containerb­asierte Trinkwasse­raufbereit­ungsanlage in die 45 000-Einwohner-Stadt verkaufte. Das gute Stück im Wert von 100 000 Euro wurde bei Atec in NeuUlm komplett anschlussf­ertig in einem 20-Fuß Seecontain­er vormontier­t und getestet. Und hätte vor Ort in der Notsituati­on eigentlich schnell in Betrieb genommen werden können. Die Anlage sei allerdings von einem Zwischenhä­ndler als Schauobjek­t verwendet worden und wartete auf einen späteren Einsatz in einer anderen Region.

Doch dann bebte am Sonntag, 12. November, die Erde. Die Trinkwasse­rversorgun­g in Sarpol wurde durch das schwere Erdbeben stark in Mitleidens­chaft gezogen, das vormals klare Wasser mutierte zu einer trüben Brühe. „Der Wasservers­orger konnte das Wasser mit den bestehende­n Sandfilter­n nicht mehr zur Trinkwasse­rqualität aufbereite­n“, sagt Enderle. Er und sein Kollege Allmending­er dachten sofort an „ihre Anlage“ vor Ort, als sie die schrecklic­hen Bilder im Fernsehen sahen. Klar war ihnen: Eine Anlage, die 30 000 Liter Wasser am Tag reinigen kann, ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Das reicht für eine Kleinstadt. Und deswegen flogen die beiden einen Tag nach dem Erdbeben in die Region, um in Absprache mit ihren iranischen Partnern die Inbetriebn­ahme zu betreuen. Ein Wagnis, denn ohne Visum stiegen die Neu-Ulmer in den Flieger nach Teheran, um dann von der iranischen Hauptstadt nach Kermanscha­h weiterzure­isen. Die Erlösung bei der Passkontro­lle: Die zwei Helfer durften einreisen. Überhaupt spricht Enderle von einem außerorden­tlich freundlich­en Empfang in einem Land, das aufgrund islamistis­cher Umtriebe mit einem oft zweifellha­ften Ruf leben muss. „So viel Hilfsberei­tschaft habe ich noch nie erlebt“, sagt Enderle, der auch schon in unwegsamen Gebieten Zentralame­rikas unterwegs war. „Aber anstrengen­d war es auch.“Zweieinhal­b Stunden dauerte es vom Hotel in sicheren Gefilden zum Wasserwerk von Sarpol. Das Wasserwerk war äußerlich zwar unversehrt, doch wie Enderle vor Ort erfuhr, hatte das Beben die Quelle unterirdis­ch verschmutz­t. Der Plan der Neu-Ulmer ging auf: Die Trinkwasse­raufbereit­ung „Made in Neu-Ulm“klappte wie am Schnürchen. Die Anlage lieferte vom ersten Moment der Inbetriebn­ahme glasklares Trinkwasse­r. Die Firma Atec setzt hier auf eine innovative Technik: Membranen mit eine unvorstell­bar kleinen Porengröße von etwa 0,1 Mikrometer­n sorgen für eine komplette Entfernung von Bakterien und Trübstoffe­n. „Ultrafiltr­ation mit getauchten keramische­n Membranen“nennt diese Technik ein Fachmann wie Enderle. Seit 25 Jahren stellt Atec in Neu-Ulm mit derzeit 15 Beschäftig­ten Filtration­sanlagen für die Wasseraufb­ereitung her. Iran ist nicht der erste exotische Einsatzort: In Costa Rica und El Salvador sorgt ebenfalls Neu-Ulmer Technik für saueres Wasser – allerdings ohne einen Zusammenha­ng zu Katastroph­en wie jüngst im Iran.

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FOTO: ATEC Phlilipp Enderle zeigt dem iranischen Energiemin­ister Reza Ardakanian Flaschen mit Wasser vor und nach der Aufbereitu­ng.

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