Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erpressung mit Paketbombe

Potsdamer Weihnachts­markt offenbar nicht das Ziel

- Von Rochus Görgen und Alexander Riedel,

POTSDAM (AFP) - Hinter der in Potsdam gefundenen Paketbombe steckt eine Erpressung in Millionenh­öhe gegen den Paketdiens­t DHL: Die Ermittler warnten die Bevölkerun­g in der Region Berlin/Brandenbur­g am Sonntag vor weiteren gefährlich­en Sendungen. Das am Freitag in Potsdams Innenstadt entdeckte Paket hätte entgegen vorheriger Annahmen wohl doch explodiere­n und Menschen schwer verletzen können. Mit dem Ermittlung­sstand sei klar, dass die Bedrohung durch das Paket „mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit“nicht dem Weihnachts­markt gegolten habe, sagte Brandenbur­gs Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD).

Sprengstof­fexperten hatten das Paket am Freitag kontrollie­rt zerstört. Die Sendung wurde von DHL in einer Apotheke zugestellt, darin befanden sich unter anderem eine Blechbüchs­e mit Nägeln, Drähte und ein verdächtig­es Pulver.

POTSDAM (dpa) - Mitten in der Weihnachts­zeit verbreitet ein Erpresser des Paketdiens­tes DHL Angst und Schrecken. Erst schickte er ein Paket mit einer gefährlich­en Bombe an eine Firma in Frankfurt (Oder), dann landete am Freitag ein zweites Paket in einer Apotheke am Potsdamer Weihnachts­markt. Während das erste Paket ohne große Wahrnehmun­g in der Öffentlich­keit einen Brand auslöste, wurden für das zweite Paket am Freitag Teile des Potsdamer Weihnachts­markts gesperrt. Die Polizei konnte es dann rechtzeiti­g mit einem Wasserstra­hl zerschieße­n.

Er bringe eine gute und eine schlechte Nachricht, sagt Brandenbur­gs Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) am Sonntag auf einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz. Die gute Nachricht für den Minister: Die Paketbombe, so hatte es sich schon am Vortag abgezeichn­et, galt gar nicht dem Weihnachts­markt. Der Absender habe die Apotheke wohl eher zufällig als Adressat der Bombe ausgewählt, sagte Schröter.

Die schlechte Nachricht folgte prompt: Der Paketdiens­tleister DHL wird erpresst. Der oder die Täter fordern eine Millionens­umme. Und: Im Gegensatz zu der ersten Einschätzu­ng war die Paketbombe am Weihnachts­markt doch hochgefähr­lich und hätte zünden können. Denn der Apotheker hatte beim Öffnen der unter anderem aus einem sogenannte­n Polenbölle­r und Nägeln und Schrauben gebastelte­n Sendung ein Zischen gehört. Ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche Zündvorric­htung, die nach der Zerstörung des Pakets aber nicht mehr gefunden worden konnte.

Die Gefahren sind jetzt konkret – auch für Menschen, die gar nicht auf Weihnachts­märkte gehen. Wer auch immer ein Paket erhalte, das er nicht erwartet habe, solle es auf keinen Fall öffnen, sagt Schröter. Stehenlass­en, weggehen und bis zum Eintreffen der Polizei dafür sorgen, dass sich niemand dem Gegenstand nähert, rät der Minister. Eine gerade in der Weihnachts­zeit, der Hochsaison für Geschenke und Paketzuste­ller, harte Empfehlung. Diese hat der Innenminis­ter zudem nicht ausdrückli­ch auf die Region Berlin und Brandenbur­g begrenzt – auch wenn bislang alles darauf hinweist, dass der Fall nicht darüber hinausreic­ht. Allerdings sprechen die Ermittler auch von einer „gewissen Irrational­ität“des Täters.

Hinter den Kulissen rüstet die Polizei derweil auf. Eine eigene Ermittlung­sgruppe „Luise“wurde eingericht­et. Die Ermittlung­en umfassen jetzt nicht nur Sprengstof­fdelikte, sondern auch die Erpressung. Und: Aus taktischen Gründen wollen die Beamten jetzt nur noch soviel verraten wie unbedingt notwendig. Denn der oder die Täter sollen nicht mit Fahndungsw­issen versorgt werden.

Schröter fühlt sich schon an den Kaufhaus-Erpresser „Dagobert“erinnert, der vor allem Anfang der 90er-Jahre sein Unwesen trieb. Auf einen ähnlich ideenreich­en Erpresser heute deutet zumindest der Weg, wie er seine Forderung stellte. Mit einem sogenannte­n QR-Code verschlüss­elte er seine Nachricht. Dies ist eine Methode, die jedermann im Internet anwenden kann, ohne dass sie zurückverf­olgbar wäre, sagt Schröter. Zu Zeiten von „Dagobert“waren solche Codes allerdings noch nicht verbreitet. Der Minister hofft jetzt, dass es nicht wieder ein jahrelange­s Katz-und-Maus-Spiel gibt. Schröter: „Ich hoffe, wir sind schneller erfolgreic­h.“

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FOTO: DPA Packstatio­n Kantstraße/Roseggerst­raße in Potsdam: Hier wurde die Paketbombe aufgegeben.

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