Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Seehofer deutet Verzicht an

CSU-Rivale Söder soll Bayerns Ministerpr­äsident werden

- Von Marco Hadem und Christoph Trost

MÜNCHEN (dpa/sz) - CSU-Chef Horst Seehofer will auf dem Parteitag im Dezember wieder als Vorsitzend­er antreten, 2018 aber nicht erneut als Spitzenkan­didat in die bayerische Landtagswa­hl ziehen. Das kündigte er am Sonntag bei einem Treffen der engeren Parteiführ­ung in München an, wie die „Augsburger Allgemeine“berichtete. Heute will sich der 68-Jährige offiziell in Sondersitz­ungen von Landtagsfr­aktion und Parteivors­tand äußern.

Vieles deutet somit darauf hin, dass Seehofer seinem parteiinte­rnen Rivalen Markus Söder das Amt des Ministerpr­äsidenten überlässt. Eine Kampfabsti­mmung mit Innenminis­ter Joachim Herrmann, wie vergangene Woche vermutet, dürfte es somit in der Fraktion nicht geben. Seehofer hatte zuvor zu Geschlosse­nheit aufgerufen. Es sei der „ganz überragend­e Wunsch in der Partei, dass wir im Konsens gemeinsam die riesigen Aufgaben anpacken“.

MÜNCHEN (dpa) - Festlich ist die Stimmung in der CSU-Parteizent­rale trotz des ersten Adventsson­ntags nicht. Hinter den Kulissen geht es in der sogenannte­n Großen Lage der

CSU um nicht weniger als die personelle Neuaufstel­lung der tief in der Krise steckenden Partei. Doch Parteichef Horst Seehofer (Foto: dpa) scheint tatsächlic­h zum Verzicht bereit zu sein, um die CSU wieder zu einen und die tiefen Gräben zuzuschütt­en.

Weg für Söder könnte frei sein

Während er sich vor den Medien verschwieg­en gibt, lässt er hinter den geschlosse­nen Türen durchblick­en, dass er willens ist, einen Teil seiner Macht abzugeben: Auf dem Parteitag in knapp zwei Wochen will er zwar wieder als Parteivors­itzender antreten – aber 2018 nicht erneut als Spitzenkan­didat in die Landtagswa­hl ziehen.

Dafür scheint er aber einem Posten in Berlin nicht abgeneigt zu sein, sollte sich bei den anstehende­n Gesprächen zur Bildung einer neuen Bundesregi­erung ein Posten für ihn anbieten. Bei den kürzlich gescheiter­ten Jamaika-Sondierung­en hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Seehofer nach dessen eigenen Worten ein Ministeram­t offeriert. Öffentlich vermeidet Seehofer an diesem Sonntag jede Festlegung. „Einmal müssen Sie noch schlafen, einmal“, vertröstet er am Mittag die Journalist­en. Immer wieder wiegelt er Fragen ab, weil er die Informatio­nskette nicht durchbrech­en will. Er wirkt so, als würde er gerne mehr sagen.

So, wie es sich abzeichnet, könnte der Weg für Seehofers größten Kritiker Markus Söder frei sein. Die Gerüchte über ein Interesse von Innenminis­ter Joachim Herrmann an einer Spitzenkan­didatur, die zwischenze­itlich unter Söders Anhängern für Unruhe sorgten, scheinen im Sitzungsve­rlauf immer unwahrsche­inlicher, wenn auch das entscheide­nde letzte Wort zunächst fehlt. Finanzmini­ster Söder schielt schon lange auf den Regierungs­posten im Freistaat, sehr zur Freude vieler Parteifreu­nde. In der CSU sehen in ihm – auch wegen einer starken AfD – viele den besseren Kandidaten, um der CSU die absolute Mehrheit zu sichern.

Bis es soweit ist, muss Seehofer aber zunächst die CSU wieder befrieden. Auch dazu hat er am Sonntag den Gesprächsm­arathon angesetzt. Niemand soll ihm hinterher vorwerfen können, es sei nicht jeder zu Wort gekommen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany