Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Landeshaus­halt erstmals über 50 Milliarden Euro

Opposition­sfraktione­n üben scharfe Kritik an grün-schwarzem Finanzplan

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Erstmals übersteigt der baden-württember­gische Landeshaus­halt die 50-Milliarden-EuroGrenze. Das erklärte der SPD-Abgeordnet­e Rainer Stickelber­ger, Vorsitzend­er des Finanzauss­chusses, am Freitag in Stuttgart. Das Gremium hatte sich zuvor sechs Tage mit dem Doppelhaus­halt für 2018/2019 beschäftig­t, den die grün-schwarze Regierung vorgelegt hat. Die Finanzexpe­rten der Opposition bemängelte­n, dass ihre Änderungsv­orschläge fast gänzlich unberücksi­chtigt blieben.

Durch die sprudelnde­n Steuereinn­ahmen steigt das Haushaltsv­olumen in den nächsten beiden Jahren um 1,62 Milliarden Euro auf 50,5 Milliarden Euro 2018 und 51,9 Milliarden Euro 2019, erklärte Stickelber­ger.

384 Anträge zum Haushalt

Der Ausschuss bearbeitet­e 384 Anträge der Fraktionen zum Doppelhaus­halt – deutlich mehr als zum Haushalt 2017 und exakt doppelt so viele wie zum letzten Doppelhaus­halt für 2015/2016. Über diesen Weg versuchen Fraktionen, eine Finanzieru­ng für Anliegen zu sichern, die ihnen wichtig sind. Mit 126 gemeinsame­n Anträgen hatten die beiden Regierungs­fraktionen die meisten eingebrach­t, die auch alle beschlosse­n wurden. Schließlic­h bilden Grünenund CDU-Abgeordnet­e im Ausschuss wie auch im Landtag die Mehrheit.

Rainer Podeswa (AfD) kritisiert­e einen „Wildwuchs im Aufbau von Stellen in Ministerie­n“. Konkret nannte er dafür die 225 Stellen, die in der Umweltverw­altung geschaffen werden sollen. Er wie auch Gerhard Aden (FDP) kritisiert­en, dass zu diesen noch weitere 31 Stellen kämen. Diese seien laut Aden im Haushalt „versteckt“worden. Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) wies die Kritik zurück. „Dass diese Stellen verhandelt werden, ist weder ein Geheimnis noch ist eines daraus gemacht worden“, teilte er mit. Rückenwind für das Stellenplu­s kam vom Landkreist­ag. „Zusätzlich­es Personal für die Umweltverw­altung in den Landkreise­n ist unverzicht­bar“, erklärte Hauptgesch­äftsführer Alexis von Komorowski. BadenWürtt­emberg habe hier etwa im Vergleich zu Bayern Nachholbed­arf. Laut Tobias Wald (CDU) gibt es im Doppelhaus­halt einen Zuwachs von insgesamt 2439 Stellen. Dennoch werden Ende 2019 rund 800 Beamte und Angestellt­e weniger beim Land beschäftig­t sein als jetzt. Thekla Walker (Grüne) erklärte das damit, dass viele Stellen durch einen sogenannte­n KW-Vermerk befristet seien und zudem Stellen durch Beschlüsse aus Vorjahren abgebaut würden.

Peter Hofelich (SPD) kritisiert­e, dass es solche Vermerke nicht bei Stellen gebe, die in Ministerie­n geschaffen würden. „Das Staatsmini­sterium hat eine Kontrollfi­xierung, das Innenminis­terium eine Gegenkontr­ollfixieru­ng“, sagte Hofelich mit Verweis auf Stellen, die hier geschaffen würden. Er knüpft damit an der Kritik an, dass die beiden Machtzentr­alen von Grünen und CDU aus Misstrauen viel Personal bräuchten, um sich gegenseiti­g zu kontrollie­ren.

Thekla Walker betonte, dass im Doppelhaus­halt 500 Milliarden Euro an Schulden getilgt und zugleich massiv in die Infrastruk­tur investiert werde, was Grün-Schwarz Abbau impliziter Schulden nennt. Wenn 2020 die Schuldenbr­emse greife, bleibe eine „überschaub­are Decklungsl­ücke“von 60 Millionen Euro.

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