Tausende demonstrieren gegen AfD
Ein breites Bündnis rief zum Einsatz gegen Rassismus auf
HANNOVER (epd) - Tausende Menschen haben am Wochenende in Hannover gegen die AfD und deren Bundesparteitag protestiert. Zur Auftaktveranstaltung der größtenteils friedlichen Proteste kamen laut Polizei mehr als 4000 Demonstranten, die Veranstalter sprachen von 9500 Teilnehmern.
Mit Straßenblockaden hatten Hunderte Demonstranten am Morgen zunächst versucht, die Anreise der AfD-Politiker in das hannoversche Congress Centrum zu stören. Der Parteitag begann daher etwa eine Stunde später als geplant. Das Treffen wurde mit einem massiven Polizeieinsatz gesichert.
Die Holocaust-Überlebende Marianne Wilke rief bei einer Kundgebung gegen die AfD zur Solidarität mit Opfern von Rassismus in allen Ländern auf. „Und vor der eigenen Haustür müssen wir solidarisch sein mit allen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen mussten“, sagte die 88-Jährige am Samstag vor dem Congress Centrum. Es sei unmöglich, im heimischen Wohnzimmer sitzen zu bleiben, wenn in einem Land, in dem Millionen Menschen wegen ihrer Abstammung oder politischen Gesinnung von den Nationalsozialisten ermordet wurden, „Faschisten erneut das politische Klima vergiften“, sagte Wilke weiter.
Zu den Protesten hatte ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Parteien und Antifaschisten aufgerufen. Bei der Abschluss-Kundgebung in der Hannoveraner Innenstadt sagte der katholische Propst Martin Tenge, nicht Pauschalisierungen, Populismus und Vereinfachungen, sondern genaues Hinschauen seien gefragt: „Weder sind die Zugewanderten alle gut und die Einheimischen böse, noch ist ein Einheimischer automatisch ein guter Mensch und ein Zugewanderter ein Gefährder.“
Im Einsatz gegen gewalttätige Demonstranten bei Straßenblockaden hatten Einsatzkräfte am Morgen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Absperrgitter und Nato-Stacheldraht sollten Angriffe verhindern. Sowohl aufseiten der Demonstranten wie auch unter den Beamten habe es Verletzte gegeben, hieß es. Mehrere Protestierende seien in Gewahrsam genommen worden.