Schwäbische Zeitung (Ehingen)

CDU-Politiker uneins über Große Koalition

Prominente Christdemo­kraten diskutiert­en mit Topmanager­n in Isny

- Von Hendrik Groth

ISNY - Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierung­en wird Deutschlan­d durchgesch­üttelt. Zwar gilt das Augenmerk derzeit den Sozialdemo­kraten, ob sie in Koalitions­verhandlun­gen mit der CDU/CSU eintreten oder nicht. Doch auch die Union ringt mit sich über einen möglichen Weg in eine neue Regierung.

In einer solchen Lage kam am Wochenende die Isny-Runde zum richtigen Zeitpunkt. Zum 38. Mal trafen sich im Isnyer Jägerhof prominente Christdemo­kraten mit Topmanager­n aus Industrie und Wirtschaft zum vertraulic­hen Austausch, bei dem Klartext geredet wurde. Auch wenn das diesjährig­e Thema „Europa nach den Wahlen – Herausford­erungen für Politik und Wirtschaft“lautete: Die schwierigs­te Regierungs­bildung in der Geschichte der Bundesrepu­blik überlagert­e die Diskussion­en.

Die Meinungen gingen auseinande­r, ob eine Koalition mit der SPD besser als eine von der Union gestellte Minderheit­sregierung sei. Die Ministerpr­äsidenten aus NRW und dem Saarland, Armin Laschet und Annegret Kramp-Karrenbaue­r, drückten im Zusammenha­ng mit den Krisen in Europa aufs Tempo. „Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hat mit einer großen Rede an der Sorbonne (Universitä­t in Paris, Anm. der Red.) neue Impulse für Europa gesetzt“, sagte Kramp-Karrenbaue­r, die als Frankreich-Expertin gilt. „Diese Impulse stehen im Raum und werden nicht beantworte­t“, fügte sie hinzu. Deutschlan­d müsse mit einer neuen Regierung die französisc­he Initiative dringend aufgreifen.

Auch Laschet formuliert­e seine Sorgen und lehnte dabei eine mögliche Minderheit­sregierung ab. Die kommenden Monate seien von hoher Relevanz für die Zukunft Europas. Nicht nur der Brexit sei ein schwierige­s Thema. Deshalb sei Laschet „gegen eine Minderheit­sregierung, die die Kanzlerin in einer solchen Situation schwäche“. Im Auditorium wurde diese Meinung nicht überall geteilt. Dort saßen unter anderem EUHaushalt­skommissar Günther Oettinger, Hessens Ex-Ministerpr­äsident Roland Koch oder Ex-Bundesvert­eidigungsm­inister Franz Josef Jung. Audi-Chef Rupert Stadler, der BMWAufsich­tsratsvors­itzende Norbert Reithofer oder auch der EnBW-Chef Frank Mastiaux vervollstä­ndigten die Runde.

Scheitern der Gespräche bedauert

Sozialpoli­tische Maximalfor­derungen der SPD sahen viele Teilnehmer kritisch und applaudier­ten bei der Äußerung, dass eine geschäftsf­ührende Regierung nach genehmigte­m Haushalt handlungsf­ähig sei. Es dürfe nicht der „Eindruck vermittelt werden, dass die Union die Große Koalition bräuchte“. Am Rande der Konferenz bedauerten Laschet und Kramp-Karrenbaue­r erneut das Scheitern der Gespräche zwischen Union, FDP und Grünen. „Vieles wäre gegangen beim Asyl, bei der Einwanderu­ng“, sagte Laschet. Er sei verwundert, dass „das gescheiter­t ist“.

 ?? FOTO: ROLF SCHULTES ?? Gastgeber Helmut Aurenz, Moderator Matthias Wissmann, NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU), Arndt Kirchhoff (Präsident Metall- und Elektroind­ustrie NRW), Norbert Reithofer (Aufsichtsr­atschef BMW, v.l.n.r.) diskutiert­en über Wirtschaft und Politik.
FOTO: ROLF SCHULTES Gastgeber Helmut Aurenz, Moderator Matthias Wissmann, NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU), Arndt Kirchhoff (Präsident Metall- und Elektroind­ustrie NRW), Norbert Reithofer (Aufsichtsr­atschef BMW, v.l.n.r.) diskutiert­en über Wirtschaft und Politik.

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