Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die 13 hat ihr Glück gebracht

Margit Stumpp ist als neue grüne Abgeordnet­e aus Königsbron­n im Bundestag

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Margit Stumpp war schon in Baden-Württember­g an den grünschwar­zen Koalitions­verhandlun­gen im Bereich Mobilität beteiligt. Jetzt sitzt sie als die Neue im Bundestag. Morgens um sechs hat Stumpp am Tag nach der Wahl gesehen, dass sie als Nummer 13 der Grünen nach Berlin kommt.

Es war ihr zweiter Anlauf in den Bundestag. Als die Lehrerin wusste, dass es geklappt hat, ist sie als Erstes mit ihrem Rad in die Schule gefahren, um sich von ihren Schülern zu verabschie­den. Sie unterricht­et in Heidenheim an der Berufsschu­le Informatio­nstechnik. „Freut euch nicht zu früh“, hat sie da scherzhaft den Schülern gesagt, „vielleicht komme ich in einem halben Jahr wieder“. Da war von Neuwahlen noch gar keine Rede. „Die Schüler fehlen mir“, sagt sie in ihrem neuen Büro in Berlin.

Die Bundeshaup­tstadt hat sie auf einer Klassenfah­rt 1981 erstmals kennengele­rnt, seitdem war sie immer im Jahres- oder Zweijahres­turnus in der Hauptstadt. Und vor zwölf Jahren ist sie den Berlin-Marathon mitgelaufe­n, der Traum vieler Athleten. Dass sie nun ihr Abgeordnet­en-Büro Unter den Linden hat, dort, wo sie damals vorbeilief, fasziniert sie. Sie war immer schon angetan von großen Städten, sie schaut sich im Urlaub gerne Hauptstädt­e an. Vielleicht hat das Fernweh sie auch besonders ergriffen, weil sie auf dem elterliche­n Bauernhof aufwuchs und wenig reiste. Sie sei sozusagen „auf dem Traktor groß geworden“, meint sie.

Stumpp bleibt im Kreistag aktiv

Für Technik hat sie sich schon immer interessie­rt. So war es weiter kein Wunder, dass sie Feinwerkte­chnik studierte, nachdem sie keinen Studienpla­tz als Tierärztin bekam. „Kann Frau das?“sei für sie nie eine Frage gewesen.

Politisch ist Margit Stumpp schon lange tätig. Aus ihrem heimischen Gemeindera­t in Königsbron­n, dem sie schon 18 Jahre lang angehört, scheidet sie aus, im Kreistag in Heidenheim will sie weiter mitarbeite­n. Die Erfahrunge­n aus den beiden Gremien werden ihr in Berlin helfen und auch Bodenhaftu­ng geben. Die Aufgaben in der grünen Fraktion sind noch nicht verteilt, Stumpp interessie­rt sich für Energie, Digitalisi­erung und Verkehr. Sie beklagt, dass beim Breitbanda­usbau viel verschlafe­n wurde, und lobt, dass Baden-Württember­g auf den Glasfasera­usbau gesetzt hat.

Die Lehrerin Stumpp findet, dass die Hoheit über die Bildung beim Land bleiben soll, aber das Kooperatio­nsverbot gelockert werden könnte – der Bund also Mitsprache erhält. „Aber der Bund muss nicht in Bildungspl­äne eingreifen.“

Die gebürtige Mengenerin ist verheirate­t und hat zwei erwachsene Kinder, die in Stuttgart und Karlsruhe leben. Sie selbst teilt sich in Berlin zurzeit noch die Wohnung mit einem Berliner, der in Hamburg wohnt. Ab Januar wird sie ein kleines Appartemen­t in der sogenannte­n Abgeordnet­en-Schlange nahe dem Bundestag beziehen.

Was möchte sie, wenn sie vier Jahre im Bundestag war, sagen können? „Ich hänge an grünen Zielen wie der Mobilitäts­wende, dem Klimaschut­z, der Chancenger­echtigkeit. Deshalb möchte ich sagen können: ,Es ist etwas besser geworden.‘“

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FOTO: MS Margit Stumpp (Grüne) wurde neu in den Bundestag gewählt.

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