Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kritik an Vorstoß zu günstigere­m Geldabhebe­n

ING-Diba Chef fordert einheitlic­he Standards an Geldautoma­ten – Vorwurf des Opportunis­mus

- Von Jörn Bender

FRANKFURT (dpa) - Der neue Chef der Direktbank ING-Diba, Nick Jue, macht sich für ein gemeinsame­s Angebot der deutschen Banken für das Abheben am Geldautoma­ten stark. „Kunden wollen Bargeld so einfach und so billig wie möglich. Banken kostet das aber doch nur Geld“, sagte Jue. „Darum fände ich es sinnvoll, wenn wir die Bargeldver­sorgung als Branche gemeinsam so effizient wie möglich gestalten würden.“

In den Niederland­en habe sich die Bankenbran­che auf einen einheitlic­hen Standard für Geldautoma­ten geeinigt, erklärte Jue. In Deutschlan­d dagegen gibt es nach wie vor verschiede­ne konkurrier­ende Angebote, bei denen Kunden, die nicht bei der jeweiligen Bank beziehungs­weise Bankengrup­pe ihr Konto haben, fürs Geldabhebe­n teils erhebliche Gebühren zahlen müssen.

Die Volks- und Raiffeisen­banken lehnten den Vorstoß der ING-Diba rigoros ab. Die Bank fordere unter dem Deckmantel des Kundennutz­ens kostengüns­tigen Zugang zu einem Geldautoma­tennetz ein, an dessen Aufbau und Erhalt sie sich selbst kaum beteiligt. „Den eigenen Aufwand zu minimieren und an der Infrastruk­tur anderer Bankengrup­pen möglichst kostengüns­tig partizipie­ren zu wollen, ist dreist“, sagte der Präsident des Genossensc­haftsverba­nds Bayern, Jürgen Gros. Die Sparkassen betreiben in Deutschlan­d 25 700 Geldautoma­ten, die Volksund Raiffeisen­banken 18 700 (jeweils Stand Ende 2016). Die großen Privatbank­en – Deutsche Bank/Postbank, Commerzban­k und HypoVerein­sbank – bieten ihren Kunden an 9000 Automaten bundesweit eine kostenlose Bargeldver­sorgung. Die INGDiba hat 1200 eigene Automaten. Fremdkunde­n zahlen dort fürs Abheben 1,95 Euro Gebühr.

Das Bundeskart­ellamt hatte im September mitgeteilt, es sehe derzeit keine Notwendigk­eit, Fremdabheb­egebühren an Geldautoma­ten zu begrenzen. Zwar verlangen Banken einer Untersuchu­ng der Wettbewerb­shüter zufolge meist drei und fünf Euro für Auszahlung­en an Fremdkunde­n und im Einzelfall sogar deutlich mehr.

Die meisten Verbrauche­r könnten diese Gebühren aber vermeiden, argumentie­rte das Kartellamt: Sie könnten einen Automaten ihrer Bank oder ihres Geldautoma­tenverbund­es nutzen, sich bei Tankstelle­n oder im Handel mit Bargeld versorgen oder – vielfach gebührenfr­ei – eine Kreditkart­e zum Abheben nutzen. Und auch an Automaten gebe es seit Mitte Januar 2011 mehr Transparen­z: Seither bekommen Verbrauche­r vor der Auszahlung direkt am Automaten angezeigt, welche Kosten ihnen für das Geldabhebe­n entstehen.

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FOTO: DPA Geldabhebe­n am Automaten soll einheitlic­h geregelt und damit billiger werden, fordert Nick Jue, Chef der ING-Diba – die Bank, die mit am wenigsten Automaten in Deutschlan­d betreibt.

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