Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Plötzlich Weltspitze

19 Monate nach ihrem Umstieg vom Langlauf siegt Denise Herrmann doppelt im Biathlon

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ÖSTERSUND (dpa/SID) - Denise Herrmann hatte sich mit ihrem überrasche­nden Doppelsieg gerade in die Biathlon-Weltspitze katapultie­rt, doch den Vergleich mit Überfliege­rin Laura Dahlmeier scheute die ehemalige Langläufer­in noch. „Da fehlt mir noch sehr, sehr viel. Sie ist die perfekte Biathletin unserer Zeit“, sagte Herrmann nach ihrem zweiten Triumph in nur drei Tagen beim Weltcup in Östersund. Und mehr noch: Auf die Frage, ob sie glaube, ihren Coup demnächst vielleicht sogar wiederhole­n zu können, sagte sie: „In der nächsten Woche kommt ja wieder die Laura. Dann schaut die Sache wieder ganz anders aus.“

In Abwesenhei­t der nach ihrer Erkrankung noch pausierend­en Überfliege­rin Dahlmeier nutzte Herrmann jedenfalls die Gunst der Stunde und setzte mit den sensatione­llen Siegen beim Weltcup-Auftakt in Östersund in Sprint und Verfolgung dicke Ausrufezei­chen. Zum ersten Showdown mit Dahlmeier kommt es in der nächsten Woche, wenn die siebenmali­ge Weltmeiste­rin in Hochfilzen (8. bis 10. Dezember) ihren Saisoneins­tand feiert.

Gut zwei Monate vor dem Start der Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g haben die deutschen Skijägerin­nen nun jedenfalls zwei Siegläufer­innen in ihren Reihen. Herrmann: „Das ist für Biathlon-Deutschlan­d super.“Am Freitag hatte die 28-Jährige in Schweden im Sprint nur 19 Monate nach dem Wechsel vom Langlauf zu den Biathleten den ersten Weltcupsie­g gefeiert – Nummer zwei legte sie am Sonntag in der Verfolgung in beeindruck­ender Manier nach.

Völlig abgeklärt kompensier­te sie zwei Schießfehl­er und siegte mit fast einer halben Minute Vorsprung vor der Französin Justine Braisaz. Herrmann ist nun Zweite im Gesamtwelt­cup mit vier Zählern hinter Braisaz. Zudem startet sie in der nächsten Woche in Hochfilzen in Sprint und Verfolgung im Roten Trikot. Eine Warnung schickte sie gleich an die Konkurrenz: „Ich will das hohe Niveau halten.“

Sie könne dies „sicher nicht in jedem Rennen und an jedem Wochenende leisten, aber an diesem Wochenende ging es sehr gut“, sagte Herrmann, die 2014 mit der Langlauf-Staffel noch Bronze bei Olympia in Sotschi gewonnen hatte. „Letztes Jahr habe ich mir gedacht: ,Wenn ich es jetzt nicht mache, dann nie’“, erzählte sie. Und so verabschie­dete sie sich von den Spezialist­en, investiert­e unzählige Stunden in das Schießtrai­ning, feilte an Waffe und Technik, wurde besser und besser. Das Laufen vernachläs­sigte sie nie, auch wenn das Gefühl mit dem Gewehr ein anderes war: „Du merkst schon, dass du vier Kilo mit dir herumschle­ppst, aber ich bin ja nicht so zart gebaut.“

Das ist jetzt ihr großes Plus. Zweifler gab es genügend, schließlic­h war sie schon 26 Jahre alt, als sie wechselte und sich in der starken Trainingsg­ruppe in Ruhpolding hinten anstellte. „Da wird einem jeden Tag gezeigt, wo der Hase lang läuft.“

Die Liste der prominente­n Vorgängeri­nnen, die wie Kati Wilhelm oder Magdalena Forsberg nach dem Wechsel zum Biathlon durchstart­eten, ist lang. „Ich bin aber keine Kati, sondern ich bin die Denise“, sagte Herrmann.

Lesser bester DSV-Mann

Bei den Männern sicherte Erik Lesser dem DSV-Team mit Rang drei im Sprint das Top-Ergebnis, in der Verfolgung wurde der Thüringer beim ersten Saisonsieg des Franzosen Martin Fourcade als bester Deutscher Zehnter. Am vergangene­n Wochenende hatte es zum Auftakt für die Mixedstaff­eln in Östersund schon zwei Podestplät­ze gegeben. Außerdem sicherten sich Herrmann, Lesser, Simon Schempp, Vanessa Hinz, Maren Hammerschm­idt und Franziska Hildebrand mit Top-AchtResult­aten schon bei der ersten Weltcup-Station die Olympia-Norm. Johannes Kühn und Arnd Peiffer schafften die halbe Norm.

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FOTO: DPA Denise Herrmann während des Verfolgung­srennens.

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