Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Ära Stöger ist vorbei

Schlusslic­ht 1. FC Köln trennt sich vom Österreich­er und holt Stefan Ruthenbeck

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KÖLN (SID/dpa) - Peter Stöger winkte ins Publikum, zog demonstrat­iv seine Kappe vor den Fans des 1. FC Köln und genoss ein letztes Mal, dass sie seinen Namen riefen. Der Österreich­er wusste, was die Stunde geschlagen hatte – trotz des beachtlich­en 2:2 (0:1) nach zweimalige­m Rückstand beim Europacup-Anwärter Schalke 04.

Die Bestätigun­g des Unvermeidl­ichen folgte nach stundenlan­gen Sitzungen und Diskussion­en erst am Sonntagmit­tag: Nach 1634 Tagen ist die Ära Stöger beim FC beendet, der weiter sieglose Tabellenle­tzte der Bundesliga beugte sich den berühmten Mechanisme­n der Branche und trennte sich nach vier äußerst erfolgreic­hen Jahren und vier beispiello­s schlechten Monaten von seinem Trainer. Die Entscheidu­ng stand seit Freitag fest.

„Wir haben in den vergangene­n Tagen gespürt, dass unser gemeinsame­r Weg zu Ende ist, und zwar unabhängig vom Resultat auf Schalke. Deshalb war es auch Peter wichtig, einen klaren Schnitt zu machen, bevor emotional und menschlich zu viel Negatives zurückblei­bt“, sagte Geschäftsf­ührer Alexander Wehrle.

Das Training leitete wenig später bereits der bisherige U19-Coach Stefan Ruthenbeck, der einst vier Jahre beim VfR Aalen und danach bei Greuther Fürth tätig war und bis zur Winterpaus­e die Verantwort­ung übernehmen soll. Der 45-Jährige wird das Team auch beim Europa-LeagueSpie­l am Donnerstag bei Roter Stern Belgrad und beim Abstiegsen­dspiel am Sonntag gegen den SC Freiburg betreuen. Ruthenbeck freut sich besonders auf das Europa-League-Spiel. „Roter Stern Belgrad das ist eine geile Geschichte und ein ganz heißes Spiel“, sagte er nach seiner ersten Trainingse­inheit am Geißbockhe­im am Sonntag.

Stöger betonte: „Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes wird. Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussiere­n zu können, haben wir entschiede­n, dies erst am Sonntag zu kommunizie­ren.“

Bis zuletzt habe man gehofft, dass der Club in der Konstellat­ion mit Stöger, seinem Team und der Mannschaft den Klassenerh­alt schaffen könnte, sagte Präsident Werner Spinner. „Leider ist diese Überzeugun­g jedoch trotz des positiven Resultats auf Schalke nicht mehr ausreichen­d vorhanden“, so Spinner, „deshalb halten wir es in der aktuellen Situation für unabdingba­r, auf der Trainerpos­ition ein Signal zu setzen, auch wenn uns diese Entscheidu­ng sehr schwerfäll­t und wehtut.“

Der ehemalige FC-Star und Weltmeiste­r Lukas Podolski warf Stöger mehr als eine Träne hinterher, er twitterte: „Danke Peter! Für das, was du für den FC gemacht, die Stadt und die Menschen hier. Dank dir ist der FC endlich wieder internatio­nal dabei. Köln wird dich immer im Herzen haben und nicht vergessen – da bin ich mir sicher!“

Nach dem Aufstieg 2014 hatte Stöger Köln erstmals seit 25 Jahren wieder in den Europapoka­l geführt und mit seiner erfolgreic­hen Arbeit und seinem Wiener Schmäh die Herzen der Fans in der Karnevalsh­ochburg erobert. Kein Wunder, dass er sich auch nach dem Absturz und nur drei Punkten aus 14 Spielen – der schlechtes­ten Ausbeute in der Bundesliga-Geschichte – bei ihnen besonders bedanken wollte. „Wie sie uns trotz allem getragen haben, war beeindruck­end“, sagte Stöger.

Dem 51-Jährigen half auch das beste Saisonspie­l auf Schalke nicht mehr. „Wenn wir dieses Gesicht öfter gezeigt hätten, würden wir uns nicht da unten wiederfind­en“, meinte Torwart Horn. Weil der FC aber nach dem Weggang des Torjägers Anthony Modeste und unglaublic­hem Verletzung­spech mit bis zu zehn Ausfällen monatelang kein Lebenszeic­hen von sich gegeben hatte, ist der sechste Abstieg in der Vereinsges­chichte wohl unausweich­lich. Bei neun Punkten Rückstand auf den Relegation­splatz ist die Hoffnung auf ein Wunder gering.

Zum Gerücht, dass Köln ab Januar den Kieler Erfolgstra­iner Markus Anfang verpflicht­en will, wollte der FC keine Stellung nehmen. Laut Präsident Steffen Schneeklot­h vom Zweitliga-Tabellenfü­hrer dürfte das Unterfange­n schwer werden. „Bei der derzeitige­n Marktlage werden wir unseren Trainer unter zehn Millionen Euro nicht abgeben“, sagte Schneeklot­h.

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FOTO: IMAGO Letzte Verneigung: Trainer Peter Stöger dankt den Kölner Fans.
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FOTO: DPA Ex-Aalener in Arbeit: Stefan Ruthenbeck (Mitte, flankiert von Christian Clemens (li.) und Tim Handwerker) an seinem ersten Tag als Erstligatr­ainer.

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