Seehofer bemüht sich um ein Lob für Söder
Nach monatelangem Machtkampf setzt die CSU auf eine Doppelspitze
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MÜNCHEN - Mit dem Montag sei er „rundum hochzufrieden“, sagte Horst Seehofer. Vielleicht könne die CSU sogar vormachen, „wie man Volksparteien erneuert“, meinte der bayerische Ministerpräsident. Nur etwas mehr als eine Stunde hatte es gedauert, bis die Entscheidung verkündet wurde. Markus Söder war von der CSU-Landtagsfraktion nicht mit irgendeiner netten Mehrheit als Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2018 vorgeschlagen worden, sondern „einstimmig“, wie Fraktionschef Thomas Kreuzer berichtete. „Das spiegelt die Stimmung in der Fraktion wider.“
Die ursprünglich vorgesehene geheime Abstimmung fand nicht statt. Die habe nur Sinn, wenn es mehrere Kandidaten gebe, erläuterte Kreuzer. Wenige Stunden später dann dieselbe Geschlossenheit im CSU-Parteivorstand. „Einstimmig“, so Vorsitzender Seehofer, habe der Vorstand Söder als Spitzenkandidaten und ihn für eine neue Amtszeit als Parteichef vorgeschlagen – ebenfalls offen per Akklamation. Beide Voten sind freilich nur Empfehlungen. Das letzte Wort hat der Parteitag am 15. und 16. Dezember in Nürnberg. „Das wird der Parteitag auch so machen“, zeigte sich Seehofer überzeugt.
Weiter im Umfragetief
„Volle Rückendeckung und Unterstützung“für dessen erneute Kandidatur als CSU-Parteichef sichere er Seehofer zu, sagte Söder: „Das Land ist immer das Wichtigste.“Seehofer wiederum sicherte zu, das Amt des Regierungschefs im ersten Quartal 2018 zur Verfügung zu stellen. Er listete schon mal auf, bei wie vielen Themen er sich bereits
„mit dem Markus“abgesprochen habe. „Der Wechsel gehört zum Leben“, sinnierte der 68-Jährige nach der Parteivorstandssitzung. Das müsse man auch akzeptieren, wenn man selbst davon betroffen sei: „Es fällt einem persönlich nicht leicht.“Aber dann auch: „Ich bin erleichtert, dass wir eine ungewöhnlich schwierige Wegstrecke für die Partei einvernehmlich hinbekommen haben.“
Spätestens ab April 2018 wird der bayerische Ministerpräsident also Markus Söder heißen. Ein dreiviertel Jahr hat er jetzt Zeit, um die CSU aus dem Umfragetief von 37 Prozent wieder in Regionen nahe einer absoluten Landtagsmehrheit zu hieven. Nach seiner Nominierung machte Söder gar kein Hehl daraus, dass er bisher nicht allseits als Liebling geführt wurde und dass auch der noch amtierende Ministerpräsident und Parteichef alles andere als Mitglied des Söder-Fanclubs ist. Da Seehofer beim kommenden CSU-Parteitag in Nürnberg erneut und ohne einen von der Parteiobrigkeit abgesegneten Gegenkandidaten antreten wird, werden beide eng zusammenarbeiten müssen. Diese Kooperation „wird sich jeden Tag im Alltag beweisen müssen“, formulierte Söder.
Auch Seehofer wandte einige Mühe auf, um zu versichern, dass das jahrelang als zerrüttet bekannte Verhältnis mit Söder jetzt problemfrei sei. An den Vorwurf der „Schmutzelei“, den Seehofer einmal bei einer Weihnachtsfeier gegen seinen Finanzminister erhoben hatte, könne er sich kaum noch erinnern, sagte Seehofer: „Ich weiß nicht, wie viel Jahre das schon her ist.“Wer viel vergesse, sei schlecht dran, aber am schlimmsten sei der dran, der gar nichts vergisst, orakelte der Parteichef. Die Zusammenarbeit mit „dem Markus“werde „kollegial, kameradschaftlich“werden, versprach Seehofer. Söder werde jetzt auch nach Berlin mitgenommen, wenn mit der SPD verhandelt wird: „Er ist jetzt legitimiert als designierter Vertreter des Freistaats Bayern.“
Wenn es dauerhaft im Alltag funktioniere, werde die Frage „Können die beiden miteinander?“nicht mehr gestellt, meinte Seehofer, er befürchtet jedoch: „Aber das wird eine Weile dauern.“Mit einem richtig schönen Lob für seinen Nachfolger tat sich Seehofer freilich noch etwas schwer: „Die Begründung für Markus Söder ergibt sich aus seiner Arbeit“, meinte Seehofer. Man könne nicht bestreiten, dass der Nürnberger für die Politik und Bayern brenne.
Seehofer hätte fast mit einem „Wir schaffen das“geschlossen, korrigierte sich aber noch rechtzeitig durch ein „Wir packen das.“