Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kein Durchbruch bei Brexit-Verhandlun­gen

EU und Großbritan­nien müssen sich diese Woche auf strittige Punkte einigen

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BRÜSSEL (dpa) - Die erste Etappe der Brexit-Verhandlun­gen geht abermals in die Verlängeru­ng. Nach stundenlan­gen Gesprächen mussten EUKommissi­onspräside­nt Jean-Claude Juncker und die britische Premiermin­isterin Theresa May am Montag eingestehe­n, dass kein Durchbruch möglich gewesen sei. Dies muss im Laufe der Woche gelingen, sodass nächste Woche die zweite Verhandlun­gsphase eingeläute­t werden könnte.

„Trotz unserer Bemühungen und erhebliche­r Fortschrit­te, die wir und unsere Teams in den vergangene­n Tagen bei den drei Haupttheme­n erreicht haben, war es nicht möglich, heute schon eine vollständi­ge Einigung zu erzielen“, sagte Juncker am Nachmittag. Zwei oder drei Punkte seien noch offen. „Dazu werden weitere Konsultati­onen, weitere Verhandlun­gen und weitere Diskussion­en nötig sein“, fügte er hinzu. Man sei bereit, dies im Laufe der Woche anzugehen. „Ich bin immer noch zuversicht­lich, dass wir vor dem EUGipfel am 15. Dezember ausreichen­den Fortschrit­t erreichen können.“

May äußerte sich ganz ähnlich. „Wir hatten heute ein konstrukti­ves Treffen …. Wir haben hart verhandelt und eine Menge Fortschrit­te erreicht.“Es sei klar, dass man gemeinsam weiter vorangehen wolle, sagte die Regierungs­chefin.

Abschrecke­nde Szenarien

Unterhändl­er versuchen seit Monaten, zunächst die wichtigste­n Trennungsf­ragen vor dem für 2019 geplanten EU-Austritt des Vereinigte­n Königreich­s zu klären. Erst danach soll es um die künftigen Beziehunge­n beider Seiten gehen. Ohne raschen Durchbruch würde das Risiko eines ungeordnet­en Brexits steigen – ein abschrecke­ndes Szenario vor allem für die Wirtschaft.

Bis zuletzt umstritten war in der ersten Verhandlun­gsphase, wie Grenzkontr­ollen zwischen dem EUStaat Irland und dem britischen Nordirland vermieden werden können. Irland pocht auf eine schriftlic­he Zusage Großbritan­niens, dass es keine feste Grenze auf der irischen Insel geben werde. Am Wochenende und am Montag wurden offenbar Kompromiss­e gefunden. Der GrünenFrak­tionschef im Europaparl­ament, Philippe Lamberts, sagte, die neuen Formulieru­ngen zu Irland seien zufriedens­tellend – wenn sie tatsächlic­h von beiden Seiten akzeptiert würden. Das gelang dann aber in Junckers Gesprächen mit May doch nicht.

Bewegung hatte es schon vorher bei den beiden anderen Topthemen gegeben: Bei den künftigen Rechten der 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritan­nien und bei der Schlussrec­hnung Großbritan­niens für die während der EU-Mitgliedsc­haft gemeinsam eingegange­nen Finanzverp­flichtunge­n. Die EU-Kommission muss letztlich offiziell feststelle­n, dass die Fortschrit­te in allen drei Trennungsf­ragen ausreichen­d sind. Gibt sie eine entspreche­nde Empfehlung, könnten Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die übrigen Staats- und Regierungs­chefs Ende nächster Woche die Ausweitung der Brexit-Verhandlun­gen einläuten. Dann soll es um enge Handelsbez­iehungen und eine mehrjährig­e Übergangsp­hase gehen.

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FOTO: DPA EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker und die britische Premiermin­isterin Theresa May waren sich am Montag nicht einig.

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