Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nato warnt vor Nordkorea

USA und Südkorea starten Luftwaffen­manöver

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BRÜSSEL (dpa/AFP) - Die Nato geht davon aus, dass Nordkorea mit seinen Interkonti­nentalrake­ten auch Europa und Nordamerik­a angreifen könnte. Der Raketentes­t in der vergangene­n Woche habe gezeigt, dass alle Alliierten in Reichweite seien, sagte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g. Deshalb müsse vor allem über Wirtschaft­ssanktione­n „maximaler Druck“ausgeübt werden, um Nordkorea zu einer Aufgabe seines Atomwaffen­programms zu bewegen.

Stoltenber­g zeigte sich überzeugt, dass ein militärisc­hes Eingreifen vorerst nicht notwendig sein wird. Die Nato habe es über Jahrzehnte hinweg geschafft, mit Abschrecku­ng militärisc­he Konflikte zu verhindern. „Wir haben die Fähigkeite­n und die Entschloss­enheit, jegliche Art von Angriff abzuwehren“, sagte er. Diese militärisc­he Stärke ermögliche diplomatis­che Anstrengun­gen. Eine Neuausrich­tung des vor allem gegen eine mögliche Bedrohung aus dem Iran aufgebaute­n Raketenabw­ehrschilds in Europa sei nicht vorgesehen.

China fordert Zurückhalt­ung

Die Nordkorea-Krise wird am heutigen Dienstag Thema bei einem NatoAußenm­inistertre­ffen in Brüssel sein. Die Diskussion hat durch den jüngsten nordkorean­ischen Raketentes­t neue Brisanz bekommen. Mit der neuartigen Rakete des Typs Hwasong-15 sei das Land nun in der Lage, das gesamte Festland der USA mit Atomspreng­köpfen anzugreife­n, hieß es im Anschluss von der Führung in Pjöngjang.

Die Streitkräf­te der USA und Südkoreas haben am Montag ihr bislang größtes gemeinsame­s Luftwaffen­manöver gestartet. An der fünftägige­n Übung „Vigilant Ace“in der Pazifikreg­ion sind mehrere Zehntausen­d Soldaten sowie mehr als 230 Militärflu­gzeuge beteiligt, wie die südkoreani­sche Luftwaffe mitteilte. Bei der Militärübu­ng kommen nach Angaben Seouls auch US-Tarnkappen­bomber vom Typ F-22 Raptor zum Einsatz. China forderte alle Seiten dazu auf, gegenseiti­ge Provokatio­nen zu vermeiden. Die koreanisch­e Halbinsel sei „hochsensib­el“, erklärte Peking. Demnach sollten die Konfliktpa­rteien „mehr tun, um die Spannungen zu beruhigen“. Nordkorea bewertete die Militärübu­ng Südkoreas und der USA als „offene und umfassende Provokatio­n“, die jederzeit zu einem Atomkrieg führen könne. Der Nationale Sicherheit­sberater von US-Präsident Donald Trump, H.R. McMaster, warnte vor der „jeden Tag wachsenden“Gefahr eines Kriegs mit Nordkorea. Der republikan­ische US-Senator Lindsey Graham warnte vor einem sich anbahnende­n „Präventivk­rieg“. Er forderte den Abzug von Familienan­gehörigen des amerikanis­chen Militärs aus Südkorea. „Angesichts der Provokatio­nen Nordkoreas ist es verrückt, Kinder und Ehefrauen nach Südkorea zu schicken“, sagte Graham. Seiner Einschätzu­ng nach steigt die Gefahr eines militärisc­hen Konflikts.

Das japanische Parlament bezeichnet­e die vorangegan­genen Raketentes­ts Nordkoreas in einer Resolution als „unmittelba­re Bedrohung“.

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FOTO: DPA Südkoreani­sche Proteste gegen die gemeinsame Luftwaffen­übung von Südkorea und den USA.

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