Stadträte wünschen sich mehr E-Fahrzeuge
Testphase soll in Ulm und Neu-Ulm weitere Erkenntnisse bringen
- Eine elektrisch betriebene Fahrzeugflotte für die Stadt, am liebsten von regionalen Anbietern bereitgestellt. Diesen Wunsch haben Ulmer Stadträte immer wieder geäußert. Demnächst könnte eine längere Testphase für dieses Ziel anstehen. Ein Neu-Ulmer Unternehmen will der Stadt einen Elektro-Kleintransporter der Marke Streetscooter für drei bis vier Wochen kostenlos ausleihen.
Grünen-Stadträtin Birgit SchäferOelmayer und CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Kienle haben beantragt, dass die Stadt den Versuch unternimmt. „In der freien Wirtschaft könnte man dieses Angebot nicht ausschlagen“, sagt Schäfer-Oelmayer. „Ich bin der Meinung, dass man das, was machbar ist, mit E-Mobilität erledigen kann“, betont sie. Das Leeren von Mülleimern in den Bezirken außerhalb der Innenstadt oder Blumengießen könnten Aufgaben sein, die in Zukunft Mitarbeiter mit dem Streetscootern erledigen.
Der städtische Fuhrpark probiert immer wieder Elektroautos aus, zuletzt ein japanisches Fabrikat. Auch ein Test der Marke Streetscooter steht auf dem Plan, im Januar soll ein solcher Wagen für einige Tage ausprobiert werden, wie Michael Potthast berichtet. Potthast leitet die städtischen Entsorgungsbetriebe, bei denen der Ulmer Fuhrpark angegliedert ist. Er setzt nicht nur auf EAutos, sondern auch auf Erdgas als Antrieb. Damit werden ein Lastwagen der Müllabfuhr, ein Kleintransporter und eine Handvoll Autos der Stadt betrieben. Auch neun Elektrofahrzeuge gehören zum Ulmer Fuhrpark – alle sind Autos. Als Nutzfahrzeuge haben sich E-Autos Potthast zufolge wegen der schwachen Leistung bislang nicht bewährt. Er hofft weniger als Elektro-Transporter: „Ich setze eher auf Kehrfahrzeuge, da sehe ich den Effekt noch größer.“
Ein Fahrzeug nur für ein paar Tage auszuprobieren, wie es der Fuhrpark derzeit praktiziert, reicht aus Sicht von Stadtrat Kienle nicht aus. Nur bei längeren Tests könne man herausfinden, wie gut die Fahrzeuge bei verschiedenem Wetter und mit unterschiedlich großer Fracht funktionieren.
Die Streetscooter, die die Stadt über einen längeren Zeitraum testen könnte, werden von einem jungen Aachener Unternehmen gefertigt, die Neu-Ulmer Firma Wilhelm Mayer verkauft und verleiht die Fahrzeuge. Zum Beispiel an die Stadt NeuUlm. Deren Bauhof setzt seit einem Monat einen geleasten Streetscooter ein. Doch schon jetzt zeigen sich Probleme. Anders als bei den drei übrigen städtischen Elektro-Transportern vom Typ Renault Kangoo, muss die Batterie des Streetscooters bereits mittags geladen werden, berichtet eine Sprecherin der Stadt. Das könne an den momentan niedrigen Temperaturen liegen, mutmaßen die Mitarbeiter der Stadt, die den Wagen nutzen. Zudem habe der Streetscooter einen höheren Stromverbrauch als die übrigen eingesetzten E-Fahrzeuge: Auf dem Dach des Führerhäuschens ist ein Blinklicht angebracht.
Mit dem E-Transporter sind Mitarbeiter der Neu-Ulmer Straßenreinigung unterwegs. Sie leeren Mülleimer, der Abfall wird auf der Ladefläche transportiert. Dort liegen auch Werkzeug und Besen, etwa um einen Platz zu säubern. Die Elektro-Transporter von Renault dagegen werden von Mitarbeitern verwendet, die sperrige Güter von Ort zu Ort zu bringen und Baustellen aufsuchen wollen. Der Streetscooter hat nach Angaben des Herstellers eine Reichweite von rund 80 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit gibt des Unternehmen mit 85 Stundenkilometern an, 740 Kilo Nutzlast können transportieren werden. Diese Fahrzeuge werden auch von der Deutschen Post eingesetzt. Elektro-Linienbusse kommen für Ulm und NeuUlm im übrigen derzeit nicht in Frage, wie André Dillmann von der Betreibergesellschaft SWU Verkehr vor kurzem bei der Einführung von Fahrzeugen mit W-Lan erklärte. Die Reichweite der Elektrobusse reicht wegen der vielen Hügel hier bislang nicht aus. Daimler kündigte für Ende kommenden Jahres die Serienfertigung eines Stadtbusses mit vollelektrischem Antrieb an.