Falsche Weichenstellung
Zum Artikel über den Besuch von Manuel Hagel (CDU) am Johann-VanottiGymnasium in Ehingen erreichte die SZ-Redaktion folgender Leserbrief:
Herrn Hagel sei ins Stammbuch geschrieben, dass „seine“CDU mindestens zwei falsche Weichenstellungen am Gymnasium wesentlich zu verantworten hat. Zum einen die Einführung des „alternativlosen“G8 durch die seinerzeitige Kultusministerin Schavan und zum anderen die Umsetzung der These, möglichst viele Schülerinnen und Schüler müssten Abitur machen, um die Akademiker-Zahlen zu erhöhen. Beides hat dem Gymnasium nicht geholfen, im Gegenteil.
Die von Herrn Aleker völlig zu Recht geforderte solide Allgemeinbildung blieb und bleibt auf der Strecke, die Inflation der Noten-Durchschnitte entwertet das Abitur und – wiederum ist Herrn Aleker zuzustimmen – die Zeit für Üben, Lesen, Musik, Kunst, Sport etc. ist zu knapp bemessen. Dies hat man aber wider besseres Wissen und mit Fleiß beim G8 in Kauf genommen. Folgerichtig und nachdrücklich fordern viele Eltern wieder das flächendeckende neunjährige Gymnasium.
Was es aber grundsätzlich braucht, ist die Akzeptanz von verschiedenen Talenten und Begabungen der Menschen und daraus folgend ein entsprechend differenziertes Schulwesen mit Angeboten dafür. Gegliederte, differenzierte schulische Strukturen wären auch ein Signal, theoretischen wie praktischen Begabungen dieselbe Wertschätzung entgegen zu bringen. Damit könnte auch ein weiteres, folgenschweres Versäumnis der Vergangenheit, nämlich die politische Geringschätzung der Hauptschule, korrigiert werden. Leider hat man diesem Weg einer modernen, begabungsorientierten Schullandschaft mit der Einführung der Gemeinschafts-Schule – nicht ohne Hintergedanken – einen Riegel vorgeschoben. Noch ist es nicht zu spät für Korrekturen.
Hanns Baum, Ehingen