Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schreiners wunderbare Weihnachts­welt

Der Unternehme­r aus Rißtissen sammelt seit 40 Jahren Krippen und Weihnachts­schmuck

- Von Tobias Götz

RISSTISSEN - Walter Schreiner und seine Frau Krystyna sammeln seit mehr als 40 Jahren Krippen und Weihnachts­schmuck aus Glas. Mittlerwei­le sind mehr als 100 Krippen im Besitz des Unternehme­rs aus Rißtissen, seine Glasschmuc­ksammlung gehört zu den größten Europas. Alle seine Schätze hat Schreiner sorgfältig in einem privaten Museum in Rißtissen zusammenge­tragen. Entstanden ist ein einzigarti­ges Weihnachts­museum.

Walter Schreiner öffnet langsam die Türe zu seinem Museum. Er drückt auf einen Schalter und plötzlich fangen seine Krippen zu leuchten an. „Das ist ein Ah-Effekt“, sagt Schreiner stolz. Der Unternehme­r läuft langsam und mit leuchtende­n Augen durch sein Museum, hält an mehreren Krippen an und beginnt, die Geschichte hinter den einzelnen Raritäten zu erzählen. Zu jeder seiner mehr als 100 Krippen weiß Schreiner die Entstehung­sgeschicht­e, das Alter und die Herkunft. „Mich fasziniere­n die alten Sachen und die alte Handwerksk­unst“, sagt Schreiner und läuft zu einer Krippe, in der ein neapolitan­isches Christkind aus dem Jahr 1810 liegt – eines der ältesten Exponate in Schreiners Museum. Die älteste Krippe allerdings stammt aus dem Jahr 1880 und ist aus Böhmen. „Die meisten Krippen, die ich habe, sind aus Schlesien, Böhmen, dem Erzgebirge und aus Tirol – quasi aus allen deutschspr­achigen Ländern“, erklärt Schreiner.

Erste Krippe für 800 Mark

Begonnen hat seine Leidenscha­ft für Krippen und Weihnachts­schmuck aus Glas vor mehr als 40 Jahren. „Damals habe ich mir meine erste Krippe für 800 Mark gekauft. Sie ist jetzt rund 4000 Euro wert“, sagt Schreiner. Damals, vor 40 Jahren, stand die Krippe noch in Schreiners Büro. Jahr für Jahr kamen mehr Krippen dazu, bis sich der Unternehme­r dazu entschloss­en hat, ein Museum mit seinen alten Schätzen aufzubauen. „Immer mehr Menschen haben Interesse an meiner Sammlung gezeigt, deswegen möchte ich die Sammlung nun allen zeigen“, betont Schreiner. Alle Krippen, die Schreiner in seiner Sammlung hat, sind von Laien gefertigt und Einzelstüc­ke. „Vor vielen Jahrzehnte­n sind die Menschen im Winter in ihren Berghütten gesessen. Der Vater hat die Krippe gebaut und die Figuren geschnitzt, die Mutter hat geklöppelt“, weiß Schreiner, der Mitglied im bayerische­n Krippenver­ein ist. „Wer sich mit Krippen beschäftig­t, legt Zeugnis seines Glaubens ab“, sagt Schreiner. So hat der Krippensam­mler seine Kunstwerke beispielsw­eise bei einem Krippenmar­kt in Krakau gekauft – oder eben von anderen Sammlern. „Mittlerwei­le ist der Markt an alten Krippen leergefegt“, sagt Schreiner. Sein ältestes Exponat ist ein schwäbisch­er Bauer aus dem Jahr 1710, seine älteste gläserne Weihnachts­kugel stammt aus dem Jahr 1834. Dass Walter Schreiner in die Verlegenhe­it kommt, eines seiner wertvollen Sammlerstü­cke zu verkaufen, kann nicht passieren. „Ich verkaufe nichts“, sagt Schreiner.

Zu seiner Sammlung gehören unter anderem handgefert­igte Bilderkrip­pen aus Böhmen, Block-, Holz-, Kasten-, Papier-, Tragant, Terracotta­oder Blechkripp­en. Aus der Region stammt der originalge­treue Nachbau des Riedhofs aus Grimmelfin­gen, der mit viel Liebe zum Detail gebaut wurde und die größte Krippe in Schreiners Sammlung darstellt.

Zu den Glasschmuc­ksammlunge­n gehören viele Exponate aus der wilhelmini­schen Zeit, aber auch aus der Zeit des Nationalso­zialismus. Gerade in der Zeit der Kriege, erzählt Schreiner, wurden an die Christbäum­e gläserne Panzer, Zeppeline, Bomben und andere Kriegsuten­silien gehängt.

Was seine private Sammlung mittlerwei­le an Wert hat – darüber kann Walter Schreiner nur spekuliere­n. Der persönlich­e Wert für ihn und seine Familie aber sei natürlich unbezahlba­r.

Walter Schreiner bietet kostenlose Führungen durch sein Museum ab fünf Personen an. Anmeldung unter: 07392/16 99 51 52.

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SZ-FOTOS: GÖTZ Walter Schreiner steht in seinem Krippenmus­eum. Hinter ihm die Krippe „Riedhof“.
 ??  ?? Ein Blick in das Krippenmus­eum.
Ein Blick in das Krippenmus­eum.
 ??  ?? Eine Schokodose aus Cottbus.
Eine Schokodose aus Cottbus.

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