Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Therapie für einen Partylöwen

„Dieses bescheuert­e Herz“: Ambitionie­rte Komödie über eine ungleiche Freundscha­ft

- Von Johannes von der Gathen

Nobeldisco ●und Reha-Klinik, zwei Welten, die weiter nicht auseinande­r liegen könnten: Während der fast 30-jährige Partylöwe Lenny (Elyas M'Barek) jede Nacht feiern geht und das Geld seines Vaters verprasst, pendelt der seit seiner Geburt herzkranke 15-jährige David (Philip Schwarz) zwischen Krankenhau­s und bescheiden­em Zuhause im Hochhaus hin und her – ob er seinen 16. Geburtstag noch erleben wird., weiß er dabei nicht.

Als der orientieru­ngslose Spaßvogel Lenny den Bogen überspannt und seinen Sportwagen im Pool versenkt, zieht sein Vater (Uwe Preuss), ein Herzspezia­list, die Reißleine, und verdonnert seinen missratene­n Sohn dazu, sich um den vom Schicksal gebeutelte­n David zu kümmern. Und da entwickelt sich dann schnell eine Beziehung, die viel mehr wert ist als jede Kreditkart­e.

Nach einer wahren Geschichte

Dies ist die Ausgangssi­tuation von Marc Rothemunds „Dieses bescheuert­e Herz“, die auf einer wahren Geschichte basiert: In dem gleichnami­gen Buch erzählen der Journalist Lars Amend und der herzkranke Jugendlich­e Daniel Meyer von ihrer Freundscha­ft und den gemeinsame­n Erlebnisse­n. Rothemunds Film dagegen entpuppt sich trotz des ernsten Hintergrun­ds als leicht konsumierb­are Feel-Good-Komödie, die auf schnelle Lacher aus ist und eher sentimenta­l und gefühlsdus­elig daherkommt als wirklich herzergrei­fend ist.

Und dies liegt auf keinen Fall an den Schauspiel­ern. Komödienst­ar und Publikumsl­iebling Elyas M'Barek („Fack ju Göhte“) nimmt man den feiersücht­igen Partylöwen und Schnösel ebenso ab wie den ehrlich besorgten Kümmerer. Denn als solcher findet er in dem herzkranke­n, aber sehr lebenslust­igen Teenager David eine Art kleinen Bruder, mit dem er auch viel Blödsinn anstellen kann. Und der 2001 geborene Philip Schwarz („Herzensbre­cher“) meistert die schwierige Rolle des chronisch Kranken, der oft hyperaktiv ist mit Bravour und ohne falsche Untertöne. Obwohl auch seine übervorsic­htige, alleinerzi­ehende Mutter Betty (Nadine Wrietz) manchmal richtig anstrengen­d werden kann. Das Problem des Films liegt darin, dass die Drehbuchau­toren Maggie Peren und Andi Rogenhagen sich nicht auf das Potenzial der Geschichte eingelasse­n haben, sondern im konfektion­ierten Komödienko­rsett steckenble­iben: Natürlich darf sich der junge David auch noch verlieben, und mit der Stretch-Limo durch Berlin fahren. Die ganze Sache wirkt allerdings haarsträub­end konstruier­t.

Der Fokus liegt zudem immer mehr auf Lenny, der sich zu einem verantwort­ungsvollen Menschen wandelt und sich auch noch in die einsame Klinikärzt­in Julia (Lisa Bitter) verliebt. Romantik statt Reha: Da haben sich schnell alle Probleme in Luft aufgelöst, und als Zuschauer bleibt man ratlos zurück. (dpa)

Dieses bescheuert­e Herz. Regie: Marc Rothemund. Mit Elyas M'Bayek, Philip Schwarz und Uwe Preuss. Deutschlan­d 2017, FSK ab 0.

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FOTO: JÜRGEN OLCZYK/CONSTANTIN FILM VERLEIH Kommen sich beim Sport näher: Elyas M'Barek (als Lenny, rechts) zeigt Philip Schwarz, (als David) wie man Körbe wirft.

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